Wirtschaft

Rating-Gerüchte erschüttern Frankreich Pariser Bank-Aktien rutschen ab

Palais Brogniard, Sitz der altehrwürdigen Pariser Börse.

Palais Brogniard, Sitz der altehrwürdigen Pariser Börse.

(Foto: Reuters)

Unvermittelt aufflammende Gerüchte um eine angeblich drohende Herabstufung Frankreichs erfassen den Pariser Aktienmarkt mit voller Wucht: Die Aktien von Schwergewichten wie Societe Generale oder Credit Agricole rauschen zweistellig in die Tiefe. Paris sendet Dementis auf allen Kanälen.

Der Kurs der französischen Großbank Societe Generale (SocGen) ist an der Börse in Paris unvermittelt steil abgerutscht und lag zeitweise um mehr als 20 Prozent im Minus. Der Kurs der Großbank Credit Agricole brach in der Spitze um 16,1 Prozent ein.

Der perfekte Sturm: In diesen Tagen entwickeln Gerüchte großes Zerstörungspotenzial.

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(Foto: AP)

Zuvor hatten Gerüchte über eine angeblich bevorstehende Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs für Verunsicherung gesorgt. Daneben waren Stimmen aufgekommen, die vor höheren Belastungen für private Gläubiger durch das zweite Hilfspaket für Griechenland gewarnt hatten.

Frankreichs Staatspräsident hatte zuvor seinen Urlaub abgebrochen, um in Paris an einem kurzfristig anberaumten "Arbeitstreffen" mit Ministern und Notenbankchef Christian Noyer teilzunehmen. Nach dem Treffen hatte Sarkozy verschärfte Sparmaßnahmen angekündigt. Erste Ergebnisse sollen kommende Woche vorgestellt werden.

Hektische Dementis

Die Regierung in Paris dementierte die Gerüchte über eine möglicherweise bevorstehende Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit umgehend. "Diese Gerüchte sind völlig haltlos und die drei Ratingagenturen Standard & Poor's, Fitch und Moody's haben bestätigt, dass es kein Risiko einer Herabstufung gab", zitierte die französische Nachrichtenagentur AFP einen Sprecher von Finanzminister François Baroin. Frankreich hält derzeit die Rating-Bestnote "AAA". Derartige Gerüchte seien "vollkommen unbegründet", hieß es aus dem Finanzministerium.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Die drastischen Kursstürze im Bankensektor rissen den französischen Aktienindex CAC40, den Leitindex der Pariser Börse, mit in den Keller. Der CAC40 verlor bis zum Nachmittag rund 4 Prozent. Societe Generale ist gleich doppelt von der Griechenland-Krise betroffen. Neben dem hohen Bestand an Staatsanleihen gehört ihr die griechische Bank Geniki. Im zweiten Quartal fiel dort wegen hoher Rückstellungen für faule Kredite ein Verlust von 73 Mio. Euro an.

Die Societe Generale wies Spekulationen über finanzielle Schwierigkeiten des Geldhauses zurück. "Die Bank dementiert kategorisch jegliche Markgerüchte", sagte eine SocGen-Sprecherin. An dem außerplanmäßigen Treffen zur Wirtschaftslage im Elysee-Palast habe kein Vertreter der SocGen teilgenommen, hieß es aus dem Präsidentenamt verlautete. Sarkozy wolle noch am Nachmittag seinen Urlaub fortsetzen.

Moody's hält an der Note fest

Unter dem Eindruck der kursierenden Gerüchte um Frankreich bescheinigte die Ratingagentur Moody's dem Land weiterhin beste Bonität. Es bleibe bei der Top-Bewertung und einem stabilen Ausblick, teilte die Agentur mit. "Nichts hat sich geändert", fügten die Bonitätsprüfer hinzu.

Angeführt von französischen und italienischen Bankenwerten waren die europäischen Börsen am Nachmittag ins Minus gefallen. Mehrere Händler machten für die Kursverluste vage Gerüchte verantwortlich, wonach eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs bevorstehe. Nach dem Verlust der Bestnote der USA am Freitag hat es wiederholt Spekulationen über weitere Herunterstufungen anderer Länder gegeben.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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