Wirtschaft

Thüringen bietet und fordert Opel-Chef knüpft Investitionen an Spardiktat

Der Konzern will investieren - wenn die Opel-Personalkosten sinken.

Der Konzern will investieren - wenn die Opel-Personalkosten sinken.

(Foto: dpa)

Wieder einmal ringt der Autohersteller Opel um seine Zukunft. Die Kosten sollen um ein Viertel sinken. Wenn dies erreicht sei, werde auch investiert. Doch die Versprechen reichen der Politik nicht. Der Konflikt verschärft sich.

Der Autobauer Opel ist nach Angaben seines Vorstandschefs Michael Lohscheller unverändert zu Investitionen in seine Werke in Deutschland bereit. Das Beispiel Eisenach zeige, dass die Pläne bereits auf dem Tisch lägen, erklärte der Manager in einer internen Botschaft an die mehr als 18.000 Mitarbeiter in den Werken Eisenach, Rüsselsheim und Kaiserslautern. Die Pläne könnten aber noch nicht umgesetzt werden, weil das notwendige Niveau der Wettbewerbsfähigkeit noch nicht erreicht sei.

Lohscheller will die Bilanz des angeschlagenen Unternehmens durch geringere Personalkosten verbessern. Diese hätten im Vergleich zum Umsatz bei GM bei rund 15 Prozent gelegen. "Gute Wettbewerber sind bei 11 Prozent", sagte er dem Magazin "Bilanz". Das bedeute, dass die Personalkosten um mehr als ein Viertel sinken müssten. Es bedeute aber nicht, dass jeder vierte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müsse. Er habe kein Ziel für den Mitarbeiterabbau, "sondern ein Kostenziel".

Keine Werksschließungen

Neben dem Abbau von Stellen gebe es viele andere Stellschrauben, sagte der Opel-Chef und nannte die Verkürzung der Arbeitszeit, eine höhere Flexibilität oder Programme wie Altersteilzeit und Vorruhestand. "Wir schauen jetzt, wie unsere Freiwilligenprogramme angenommen werden", sagte er. Die komplette Schließung eines der drei Standorte in Eisenach, Kaiserslautern und Rüsselsheim schloss Lohscheller aus. "Wir planen keine Werksschließung, aber wir werden die Produktion effizienter gestalten", sagte er. Gleichzeitig bekenne sich Opel zu den bestehenden tariflichen Regelungen.

Die Pläne für Eisenach stellten sogar eine Verbesserung des bestehenden Tarifvertrages dar, führte Lohscheller im erneuten Gegensatz zu Aussagen der IG Metall aus. Bereits im ersten Halbjahr 2019 könne die Produktion eines neuen Fahrzeugs beginnen, das ab 2020 auch in einer Elektro-Hybridversion herzustellen wäre. Berichte über mögliche Schließungen der Werke Eisenach und Kaiserslautern nach gescheiterten Verhandlungen bezeichnete der Opel-Chef als "Horror-Szenarien".

Die IG Metall hat dem französischen Opel-Mutterkonzern PSA Erpressung vorgeworfen und einen detaillierten Unternehmensplan für die kommenden Jahre verlangt. Die Opel-Führung habe für die Sicherung von gerade mal 1800 Arbeitsplätzen weitgehende finanzielle Einbußen für sämtliche Beschäftigte verlangt.

Thüringen stellt Hilfe in Aussicht

Im Werk Eisenach, in dem am Dienstag ein größerer Aktionstag geplant ist, soll laut Gewerkschaft nach den bisherigen Planungen rund die Hälfte der 1800 Beschäftigten gehen. In einer ersten Reaktion auf die Botschaft hielt der Gesamtbetriebsrat Lohscheller vor, dass die in den Tarifverträgen festgelegten Produkt- und Projektbelegungen nicht eingehalten würden. "Es ist an der Zeit, dass Herr Lohscheller endlich ein verhandlungsfähiges Angebot für Opel in Deutschland vorlegt. Lohnzugeständnisse sind kein Selbstzweck", erklärte das Gremium.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zeigte sich angesichts möglicher Personalstreichungen zu Zugeständnissen bereit. Dabei gehe es unter anderem um eine mögliche Nutzung von Grundstücken in Eisenach, die Opel im Zuge der Sanierung nicht mehr benötigte oder um Energiekostenoptimierung, sagte der Linke-Politiker. "Das funktioniert aber nur, wenn der französische Mutterkonzern PSA den Tarifvertrag umsetzt und durch Investitionen für eine volle Auslastung des Eisenacher Werks sorgt." Gleichzeitig pocht die Landesregierung laut Ramelow ebenso wie die Arbeitnehmervertretung auf die Produktion zweier unterschiedlicher Fahrzeugmodelle in Eisenach: "Was nicht geht, ist die Produktion nur eines Modells mit verschiedenen Antriebsarten."

Ramelow sagte weiter, Thüringen werde sich nicht mit Investitionsentscheidungen erpressen lassen. "Das können wir nicht akzeptieren." Landeswirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee habe die Maßnahmen mit allen Beteiligten, darunter der Oberbürgermeisterin von Eisenach, der Werksleitung, dem Betriebsrat und der IG Metall erarbeitet. "Da haben wir auch einen 'letter of interest' abgegeben", sagte Ramelow zu Reuters.

Weiter sagte er, dass die Ministerpräsident der Bundesländer mit Opelstandorten sich nicht auseinanderdividieren ließen: "Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen sind gemeinsam daran interessiert, die deutsche Marke Opel nicht als nationalistische Frage, sondern als Frage der gemeinsamen Verantwortung für die Marke Opel als Entwicklungs- und Automobilmarke zu erhalten." Das habe PSA-Chef Carlos Tavares auch beim ersten Gespräch mit den Ministerpräsidenten zugesagt. "Wir sind keine Verwertungsstandorte." Ziel müsse sein, Opel als eigenständige Produktionsmarke im Markt zu halten.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen