Wirtschaft

Geldpolitische Wende in Europa Norwegen prescht beim Leitzins vor

Eine zu lang ausgedehnte Niedrigzinsphase verschärfe die Gefahr eines "konjunkturellen Abschwungs", heißt es aus Oslo.

Eine zu lang ausgedehnte Niedrigzinsphase verschärfe die Gefahr eines "konjunkturellen Abschwungs", heißt es aus Oslo.

(Foto: REUTERS)

Die Ära der Niedrigzinsen neigt sich in Europa ihrem Ende zu. Bei ihrem Treffen im September leiten die Währungshüter der Norges Bank ihren Kurswechsel ein und ziehen die Schraube in einem ersten Schritt an. Weitere Anhebungen sollen folgen.

Die norwegische Zentralbank hat den für alle Kreditgeschäfte in Norwegen maßgeblichen Leitzins angehoben und damit Erwartungen weiter steigender Zinsen geweckt. Der Schlüsselzins werde um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent angehoben, teilte die Norges Bank mit. Es ist die erste Zinsanhebung in Norwegen seit gut sieben Jahren.

Beobachter sprachen von einer geldpolitischen Wende im Norden Europas: Mit dem Zinsschritt nach oben endet in Norwegen die Phase historisch niedriger Zinsen. Ihr wichtigstes geldpolitisches Steuerungsinstrument hatten die Währungshüter in Oslo im April 2016 auf das rekordniedrige Niveau von 0,5 Prozent gedrückt.

Die Notenbanker begründeten ihre Entscheidung mit einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung, einer Kerninflation nahe am selbstgesetzten Zwei-Prozent-Ziel und einer anhaltend niedrigen Arbeitslosigkeit. "Der Aufschwung der norwegischen Wirtschaft setzt sich fort", fasste Zentralbankchef Øystein Olsen die Lage zusammen. Der unter anderem für Banken entscheidende Reservesatz bleibt vorerst weiter bei minus 0,50 Prozent und damit im negativen Bereich.

Zugleich warnte Olsen vor schädlichen Folgen einer überdehnten Niedrigzinspolitik. "Wenn der Leitzinssatz zu lange auf dem derzeitigen Niveau gehalten wird, könnten sich der Preisauftrieb beschleunigen und ökonomische Ungleichgewichte ausweiten." Dies würde die Gefahr eines "scharfen konjunkturellen Abschwungs" erhöhen.

Banken, Unternehmer und Anleger müssen sich auf weiter steigende Zinsen einstellen. In der Projektion bis Ende 2021 sieht die Zentralbank den Leitzins bis auf zwei Prozent steigen. Im langjährigen Vergleich entspräche das einer eher gemäßigten Zinspolitik. Eine "vorsichtige Herangehensweise" sei bei Zinserhöhungen "angebracht", betonte Olsen. Nach Abwägung aller Risiken sei der nächste Zinsschritt nach oben wohl noch im ersten Quartal des kommenden Jahres zu erwarten.

Quelle: ntv.de, mmo

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