Wirtschaft

Bewertung spielt keine Rolle Netflix im Höhenrausch

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(Foto: AP)

Die Euphorie der Netflix-Investoren kennt keine Grenzen. Die jüngsten Unternehmensergebnisse lassen die Aktie kräftig steigen, ein Trendwechsel ist derzeit nicht in Sicht.

Alle Jahre wieder taucht im Januar das Gerücht auf, Apple könnte ein Übernahmeangebot für Netflix vorlegen. Die Geschäftsentwicklung der Online-Videothek weckt Begehrlichkeiten. Denn die Kunden rennen Netflix weiter die Bude ein, was Investoren seit der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen mit anhaltenden Kursgewinnen euphorisch feiern. Dadurch ist der Börsenwert auf 113,1 Milliarden Dollar nach oben geschossen, womit sich die Marktkapitalisierung innerhalb von fünf Jahren mehr als verelffacht hat.  

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Im vergangenen Quartal hat Netflix netto 8,34 Millionen neue Kunden gewonnen - ein Rekord. Das entspricht einem Anstieg um 18 Prozent und liegt meilenweit über den Prognosen der Analysten. Für Begeisterung bei Investoren sorgt zudem der Ausblick für die Kundenakquisition im laufenden Quartal, der die vorherigen Erwartungen der Finanzprofis ebenfalls deutlich übertroffen hat. Das Sahnehäubchen obendrauf war die Umsatzprognose von Netflix-Chef Reed Hastings, woraufhin die Analysten ihre Schätzungen kräftig nach oben geschraubt haben und nun einen Sprung um 40 Prozent vorhersagen.

"Netflix ist eines der Stehaufmännchen aus der Gruppe der FAANGs. Sie schaffen es wie viele der anderen FAANGs auch häufig, die Markterwartungen zu übertreffen", sagt Manuel Suckart vom Onlinebroker Degiro. Netflix steht für das "N" bei den FAANG-Aktien, die ein Akronym für große und wachstumsstarke US-Technologie-Titel mit Alleinstellungsmerkmalen sind, wie etwa Facebook, Amazon, Apple oder Google. Mit anderen Worten: Diese Aktien weisen häufig die größte Dynamik auf und stecken Rückschläge schnell weg.

Mehr Investitionen

Das rasante Wachstum hat allerdings einen Preis. Hastings will die Ausgaben für Inhalte, wie Shows und Filme, erheblich steigern und dafür im laufenden Jahr bis zu acht Milliarden Dollar investieren. Dennoch will der Vorstandschef die Profitabilität weiter deutlich verbessern. "Unser Ziel für das Gesamtjahr ist eine operative Marge von zehn Prozent, was ebenso einem Anstieg um rund drei Prozentpunkte entspricht wie im Vorjahr", sagte er auf der Analystenkonferenz. Die operative Marge wird berechnet, indem der Gewinn vor Zinsen und Steuern durch den Umsatz dividiert wird. Die Investitionssteigerungen schlagen allerdings auf den Free Cashflow durch, sorgen also dafür, dass Netflix viel Geld verbrennen wird.

Anleger ignorieren aber den negativen Free Cashflow und schauen lieber auf die Chancen, die das rasante Wachstum bei Kundenzahl und Umsatz liefert. Analysten prognostizieren, dass der Erlös im laufenden Jahr um mehr als ein Drittel auf 15,7 Milliarden Dollar nach oben schießen wird. Zudem haben die Finanzprofis ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie auf 2,66 Dollar erhöht, nachdem es vor der Zahlenvorlage noch 2,29 Dollar waren.

Da sehen Anleger darüber hinweg, dass das 2018er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) nach der Rally bei 98 liegt und der Börsenwert wie oben gezeigt bei satten 113 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der Leitindex S&P 500 hat ein KGV von knapp 20. Die besonders hohe Bewertung ist für Investoren bisher kein Hindernis. Solange Netflix weiter expandiert und die Analysten ihre Schätzungen weiter nach oben schrauben, könnte die Rekordfahrt der Aktie anhalten. In diesem Umfeld wird eine Übernahme von Netflix durch Apple wohl ein Gerücht bleiben - Netflix kommt alleine sehr gut zurecht.

Quelle: ntv.de

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