Wirtschaft

Wachstum unter den Erwartungen Nestle bleibt im Schleichgang

KitKat in Tokio.

KitKat in Tokio.

(Foto: REUTERS)

Ein schwaches viertes Quartal verhagelt Nestle das Gesamtjahr. Doch das sei nur vorübergehend, verspricht der Konzernchef. Doch die Prognose indes deutet weiter nicht auf große Sprünge.

Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestle ist im vergangenen Jahr noch schleppender vorangekommen als im Jahr zuvor. Ausgebremst von einem schwachen vierten Quartal belief sich das organische Wachstum im Gesamtjahr nur auf 2,4 Prozent. Es lag damit "unter unseren Erwartungen", wie Konzernchef Mark Schneider sagte. 2016 war Nestle aus eigener Kraft, ohne Zu- und Verkäufe sowie bereinigt um Wechselkursschwankungen, um 3,2 Prozent gewachsen. Die Aktionäre sollen darunter indes nicht leiden: Die Dividende soll steigen.

Nestle
Nestle 92,16

Der Umsatz des Herstellers von Maggi, Nespresso und KitKat trat mit einem Plus von lediglich 0,4 Prozent auf 89,8 Milliarden Franken praktisch auf der Stelle. Grund dafür war ein maue Geschäft in Nordamerika und Brasilien. Der Nettogewinn sank um fast ein Sechstel auf 7,2 Milliarden Franken. Nestle verwies vor allem auf eine außerordentliche Wertminderung beim Hautgesundheits-Geschäft zurück.

"Das vierte Quartal war schwächer als erwartet", sagte Schneider. Verantwortlich dafür sei auch das Babynahrungs- und Wassergeschäft. "Aber ich erwarte, dass das vorübergehende Dinge sind. Hier werden wir uns in 2018 verbessern", sagte der Firmenchef.

Im laufenden Jahr hält sich der Konzern beim Wachstum vorerst alle Optionen offen. Mit einer Prognosespanne von zwei bis vier Prozent wachsen die Bäume aber weiter nicht in den Himmel. Jahrelang hatte die Messlatte bei fünf bis sechs Prozent Plus gelegen. Dieses Ziel hatte Schneider jedoch kurz nach der Amtsübernahme gekippt.

Wachstum durch Zukäufe

Schneider verspricht Wachstum.

Schneider verspricht Wachstum.

(Foto: REUTERS)

Das Wachstum bei Nestle will Schneider unter anderem mit einem Ausbau vielversprechender Bereiche wie und Baby- und Tiernahrung, Wasser und Kaffee ankurbeln. Das Kaffee-Geschäft in den USA hat er bereits mit zwei kleineren Zukäufen gestärkt und der zuletzt nur langsam wachsenden Säuglingsnahrungs-Sparte eine neue Führungsstruktur verpasst. Zudem will Schneider das Gesundheits-Geschäft als neues Standbein etablieren. Im Zuge dessen hat Nestle kürzlich die Übernahme des kanadischen Vitamin- und Nahrungsmittelzusatz-Herstellers Atrium Innovations für 2,3 Milliarden Dollar angekündigt.

"Viele dieser Deals bringen wir gerade zum Abschluss", sagte Schneider. Bis sie sich positiv niederschlagen würde, könne es etwas dauern. Auch im laufenden Jahr wolle Nestle vor allem kleinere und mittelgroße Firmen kaufen.

Was passiert mit L'Oreal?

Nach dem enttäuschenden Wachstum könnten indes Investoren nun den Druck auf Nestle verstärken, sich neu aufzustellen. Allerdings haben die Schweizer dies auch vor. Die gegen Ende 2017 angestoßene Anpassung des Portfolios werde fortgesetzt, hieß es. So würden Optionen für das Gerber-Life Insurance-Geschäft geprüft. Auch ein Verkauf des Geschäfts, das 2017 für 840 Millionen Franken Umsatz stand, sei möglich.

Verkaufen könnte Nestle nun - wie von Investoren gefordert - auch den Anteil am französischen Kosmetikkonzern L'Oreal. Er beträgt rund 23 Prozent im Wert von etwa 22 Milliarden Euro. Nestle sprach von einer "wichtigen Anlage", die "über die Jahre sehr gute Renditen eingebracht" habe. Gleichwohl will sich der Konzern hier alle Optionen offen halten und das am 21. März auslaufende Abkommen mit der Familie Bettencourt, quasi ein Stillhalteabkommen, nicht erneuern.

Ob sich der Konzern nun tatsächlich von Anteilen trennen will, blieb offen. Fest steht indes: Die Beteiligung soll nicht erhöht werden. L'Oreal hatte sich für eine Übernahme bereits in Stellung gebracht: "Wenn Nestle eines Tages verkaufen will, sind wir bereit", hatte L'Oreal-CEO Jean-Paul Agon vor wenigen Tagen gesagt.

Die Umbaupläne werden im laufenden Jahr mit etwa 700 Millionen Franken zu Buche schlagen. Sie sollen dazu beitragen, den zugrunde liegenden Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen sowie die Kapitaleffizienz zu steigern. "Wir erwarten für 2018 eine Verbesserung des organischen Wachstums und sind auf Kurs, unser Margenziel bis 2020 zu erreichen", sagte Schneider. Auf der anderen Seite spült die US-Steuerreform zusätzliche Einnahmen in die Nestle-Kassen - etwa 300 Millionen Franken im Jahr. 2017 brachte sie einen einmaligen latenten Steuergewinn von rund 850 Millionen Franken. In der Folge sollen Aktionäre mit 2,35 Franken pro Anteilsschein bedacht werden.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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