Wirtschaft

Visionen statt Profit bei Tesla Musk liefert lieber Ideen als Autos

Bei der Präsentationen von neuen Visionen ist Elon Musk ganz in seinem Element. Den Investoren ist das wichtiger als die pünktliche Lieferung tatsächlicher Autos.

Bei der Präsentationen von neuen Visionen ist Elon Musk ganz in seinem Element. Den Investoren ist das wichtiger als die pünktliche Lieferung tatsächlicher Autos.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Tesla steckt mit seinem Model 3 in der "Produktionshölle". Weitere Quartale oder gar Jahre mit Milliardenverlusten drohen. Statt mit ganzer Kraft die aktuellen Probleme zu lösen, präsentiert Tesla-Chef Musk lieber neue Visionen. Die Anleger wollen das so.

Teslas Lack hat in den vergangenen Wochen deutliche Kratzer bekommen. Nicht nur die Vorstellung des schon vor Monaten versprochenen Lkw-Modells musste mehrfach verschoben werden. Vor allem hinkt die Produktion des wichtigen Model 3 dem angekündigten Zeitplan weit hinterher. Doch statt mit seiner ganzen Kraft den stockenden Fertigungsprozess in Gang zu bringen, präsentiert Tesla-Chef Elon Musk schon wieder neue Visionen. Denn das ist, was die Anleger wollen. Die Hoffnung auf weitere bahnbrechende Produkte für die Zukunft überwiegt die sichere Aussicht auf weitere Milliardenverluste in den kommenden Monaten und Jahren. Die Aktie legte nach Musks Präsentation außerbörslich um rund drei Prozent zu.

Tesla Motors (USD)
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Mit nüchternen Rechnungen ist das Vertrauen der Investoren in Musk nicht nachvollziehbar. Das relativ erschwingliche Model 3 gilt als entscheidend, um Tesla nach jahrelangen Verlusten zu einem profitablen Massenhersteller alltagstauglicher Autos zu machen. Nur das Versprechen von Milliardengewinnen in naher Zukunft rechtfertigt Teslas Aktienkurs von derzeit mehr als 300 Dollar. Das entspricht einem Unternehmenswert in der Größenordnung der großen US-Autobauer GM und Ford.

Das Versprechen kann Tesla bislang nicht einlösen. Musk spricht von einer "Produktionshölle". Berichten zufolge werden die Autos derzeit weitgehend im Schneckentempo von Hand montiert, da die automatischen - nie zuvor getesteten - Produktionsstraßen nicht laufen wie geplant. Die wenigen Hundert Model 3, die Tesla bisher bauen konnte, wurden teilweise ohne Sitze und Displays an die Händler ausgeliefert, die sie selbst zusammenschrauben mussten.

Investitionen in junge, ganz auf Wachstum ausgerichtete Technologie-Startups sind anders als der Kauf einer klassischen Bankaktie oft eine Alles-oder-Nichts-Wette: Entweder setzen sie sich durch, revolutionieren einen globalen Markt und werden Profit-Maschinen wie Apple, Facebook oder Google oder sie versinken in der Bedeutungslosigkeit und die Aktien stürzen ab auf einen Bruchteil ihres ehemaligen Wertes.

Musk kann auch Profit

Mit dem Produktionschaos beim Model 3 scheint die Wette Tesla nahezu verloren. Doch Musk beeindruckt das nicht. Statt auch nur die Gefahr eines Scheiterns einzugestehen und alle Energie nun darein zu stecken, den Produktionsfahrplan für das Model 3 doch noch zu retten, ändert er einfach die Regeln des Spiels. Er bietet eine neue Wette an: Er präsentiert - angeblich für das Jahr 2019 - nicht nur einen futuristischen Laster mit angeblich geradezu magischen Fähigkeiten, sondern zaubert auch einen neuen Supersportwagen aus dem Hut beziehungsweise aus dem Lkw, der - angeblich ab 2020 - selbst die leistungsstärksten Benziner hinter sich lassen soll.

Ist das seriös? Zumindest hat es bei Musk Methode und die Investoren scheinen diese Methode zu lieben. Allein in den vergangenen Monaten der "Produktionshölle" des Model 3 präsentierte der Visionär unter anderem einen neuen Raumanzug seines Unternehmens SpaceX, eine Rakete, mit der Fluggäste in Zukunft in weniger als einer Stunde zu jedem Punkte der Erde fliegen können, sowie ein ganz neues Unternehmen, das an der Verschmelzung des menschlichen Gehirns mit Computern arbeitet. Und das sind nur einige von Musks neuesten Projekten.

Musk liefert am Fließband Zukunftsvisionen, wie sie die Investoren im Silicon Valley lieben. Bevor eine dieser Wetten schiefgehen kann, hat Musk schon längst mehrfach neuen Stoff für die Träume der Anleger besorgt. Und einige davon gehen durchaus in Erfüllung: Das Satelliten-Geschäft von SpaceX etwa war bereits in den vergangenen Jahren profitabel. Auch bei der Entwicklung des Vaccumtransporttunnels Hyperloop gibt es vorzeigbare Fortschritte. Für viele Investoren ist das alles Grund genug, um weiter auf Musk und Tesla zu setzen - und noch ein paar Quartale oder Jahre mit Milliardenverlusten hinzunehmen in der Hoffnung auf den ganz großen Durchbruch. 

Quelle: ntv.de

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