Wirtschaft

VWs Schicksal bestimmen andere Müller oder Diess? Ist doch egal!

Der Vorstandsvorsitzende ist auch nur ein Angestellter. Das gilt bei VW in noch stärkerem Maße als bei anderen Konzernen.

Der Vorstandsvorsitzende ist auch nur ein Angestellter. Das gilt bei VW in noch stärkerem Maße als bei anderen Konzernen.

(Foto: dpa)

Der Führungswechsel bei VW kam für Hunderttausende Mitarbeiter und Aktionäre überraschend. Die Antwort auf die Frage, was das für die Ausrichtung des Konzerns bedeutet, ist ernüchternd.

Was bedeutet der Wechsel an der Spitze für die Zukunft des VW-Konzern? Die ernüchternde Antwort auf die für mehr als 600.000 Mitarbeiter, Anleger und Politiker entscheidende Frage lautet: Fast nichts - und das ist ein Problem.

VW Vorzüge
VW Vorzüge 119,15

Zeitgleich mit seiner Vorstellung als neuer Vorstandschef, präsentierte Herbert Diess Pläne für den angeblich größten Umbau in der Geschichte von Volkswagen. Der neue durch seine Doppelfunktion als Konzern- und VW-Markenchef angeblich so mächtige Boss richtet den Konzern neu für die Zukunft aus, schlanker, dezentraler und damit beweglicher - so die Botschaft. Das ist alles vernünftig und richtig. Dennoch hat die Präsentation einen Schönheitsfehler: Was Diess vorstellt, entspricht in vielem dem, was unter seinem Vorgänger über einen möglichen Konzernumbau schon bekannt geworden war - die Teil-Abspaltung der Lkw-Marken beispielsweise.

Warum wurde Matthias Müller dann gefeuert? Eine befriedigende Antwort gibt es bis heute nicht. Nach allem was bislang bekannt ist, ging es bei dem Austausch des Vorstandschefs nicht um die strategische Ausrichtung des Konzerns, sondern eher um Müllers persönliches Verhältnis zu diversen "Stakeholdern" und unglückliche öffentliche Auftritte des Managers. Mit der entscheidenden Frage, wohin der Konzern strategisch steuert, hat die, wer dem Vorstand vorsitzt, dagegen nur wenig zu tun. In viel größerem Maße, als es in anderen börsennotierten Konzernen der Fall ist, ist der VW-Chef ein ausführendes Organ.

Wie es mit dem Konzern langfristig weitergeht, entscheiden die "Stakeholder". Dieser Begriff fiel auch auf der Präsentation des neuen Chefs und der künftigen Konzernstruktur immer wieder. Mit diesen "Stakeholdern" - deutsch: Interessengruppen -  sei alles abgesprochen, versicherten Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch mehrfach.

Das ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit. Tatsächlich bestimmen diese Interessengruppen - der Betriebsrat, die niedersächsische Regierung und allen voran die Großaktionäre der Familien Piëch und Porsche - aktiv die Ausrichtung des Konzerns. Auch andere Konzerne haben natürlich Großaktionäre und Arbeitnehmervertreter, doch selten mischen die so stark im operativen Geschäft mit wie bei VW.

Die Rolle der verschiedenen Interessengruppen kann man positiv sehen: Durch das Land Niedersachsen und den Betriebsrat werden die Interessen der Arbeitnehmer gewahrt. Die Familieneigner mit ihrem generationenübergreifenden Engagement schützen vor Hedgefonds und anderen auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichteten Investoren.

Die Kehrseite ist jedoch Intransparenz: Wichtige Entscheidungen werden noch mehr als in andern Unternehmen in Hinterzimmern oder bei Familientreffen getroffen und sind oft von persönlichen Animositäten oder Loyalitäten motiviert. Wer wissen will, warum der Vorstandschef eines der wichtigsten Unternehmen Deutschlands gefeuert wird, bekommt darauf ebensowenig eine Antwort, wie auf die Frage, was das für die Zukunft von VW bedeutet.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen