Wirtschaft

Deutschland bleibt verschont Moody's stuft Euroländer runter

Nach Standard & Poor's und Fitch stuft nun auch die dritte große Rating-Agentur Moody's die Kreditwürdigkeit mehrerer Eurostaaten schlechter ein. Deutschland hat mal wieder Glück, es kommt ohne Abstriche davon. Dafür erhält das Nicht-Euroland Großbritannien einen Schuss vor den Bug.

Eine verschlechterte Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen oder Probleme bekommen, überhaupt an frisches Geld zu gelangen.

Eine verschlechterte Kreditwürdigkeit bedeutet in der Regel, dass Staaten höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen oder Probleme bekommen, überhaupt an frisches Geld zu gelangen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für Frankreich wird der Spielraum als sicherer Schuldner enger. Nach der Aberkennung der Top-Note durch die mächtige Ratingagentur Standard & Poor's äußert nun auch deren kleinere Rivalin Moody's Zweifel an der Bonität der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone. Dasselbe Urteil ereilte in der Nacht Großbritannien, das nicht zur Währungsgemeinschaft gehört. Beiden Staaten und als Drittem im Bunde Österreich stellte Moody's einen Verlust des Spitzenratings AAA in Aussicht.          

Zugleich beurteilte die Ratingagentur die Kreditwürdigkeit Italiens und Spaniens, der dritt- und viertgrößten Volkswirtschaften der Euro-Zone, schlechter und senkte deren Noten. Sie teilen dieses Schicksal mit Portugal, Malta, der Slowakei und Slowenien. Die kleinere Agentur Fitch stufte anschließend ebenfalls mehrere Euroländer ab.

Berlin "über jeden Zweifel erhaben"

Moody's begründete seinen Schritt mit "einer Reihe von spezifischen Kreditrisiken, für die die öffentlichen Finanzen dieser Staaten besonders anfällig sind". Die Finanzierungsbedingungen blieben noch mehrere Quartale lang unsicher, dies habe Folgen für die Kreditwürdigkeit der Staaten. Euro und britisches Pfund gerieten daraufhin in Fernost unter Druck. Die Gemeinschaftswährung rutschte kurzfristig auf bis zu 1,3145 US-Dollar ab, bevor sie sich wieder auf 1,3162 erholte. Im Aktienhandel hinterließ die Entscheidung zunächst kaum Spuren.         

Die Bonität Deutschlands ist dagegen auch aus Sicht von Moody's über jeden Zweifel erhaben. Die Agentur bezeichnete die Top-Note AAA für die größte Volkswirtschaft Europas als angemessen und bekräftigte dieses Rating zugleich für die Euro-Staaten Finnland, Luxemburg und die Niederlanden sowie für Dänemark. Auch der Euro-Rettungsfonds EFSF behält bei Moody's die Spitzenbewertung. Je kreditwürdiger ein Land oder Anleiheemittent beurteilt wird, desto günstiger kommt er in aller Regel auf dem Kapitalmarkt an frisches Geld. Zudem sind viele institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen verpflichtet, beim Kauf von Schuldpapieren ein möglichst geringes Risiko einzugehen.            

Frankreich: Treiben Reformen voran

Steter Umgang übt: Frankreichs Finanzminister Francois Baroin kann dem Rating-Urteil Positives abgewinnen.

Steter Umgang übt: Frankreichs Finanzminister Francois Baroin kann dem Rating-Urteil Positives abgewinnen.

(Foto: REUTERS)

Frankreich signalisierte umgehend, dass es den Warnschuss gehört hat. Finanzminister Francois Baroin beteuerte kaum eine halbe Stunde nach der Entscheidung von Moody's, das Land werde seine Reformen durchziehen und seinen Schuldenberg abtragen. "Die Regierung ist entschlossen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit voranzutreiben, besonders durch die Reform der Finanzierung der Sozialsysteme, des Arbeitsmarkts und eine Senkung des Staatsdefizits", erklärte er.       

Zugleich lenkte Baroin den Blick auf die positive Seite des Rating-Urteils: Moody's habe die hohe Produktivität und breite Vielfalt der französischen Wirtschaft hervorgehoben. Der Ausblick für die weitere Entwicklung der Bonitätsnote sei wegen der Risiken in der Euro-Zone insgesamt auf negativ gesetzt worden. Staatspräsident Nicolas Sarkozy stellt sich voraussichtlich im Frühjahr der Wiederwahl. Sein härtester Gegner, der Sozialist Francois Hollande, hat zuletzt in den Umfragen zusehends mit Kritik an der Sparpolitik der konservativen Regierung gepunktet.     

Das Positive abgewinnen

Auch Großbritannien wertete das Signal der Experten als Bestätigung seines Sparkurses. Die Entscheidung sei ein Beleg dafür, "dass Großbritannien in der gegenwärtigen globalen Lage nicht von seinem Kurs abweichen darf", erklärte Finanzminister George Osborne. "Dies sollte allen die Augen öffnen, die glauben, dass sich Großbritannien vor seinen Schulden wegducken kann." Die konservativ-liberale Regierung hat wegen ihrer Einschnitte an Popularität verloren.   

Bei Moody's hat das Top-Rating AAA von Frankreich, Österreich und Großbritannien nun einen negativen Ausblick. Dies bedeutet nicht zwangsläufig eine Herabstufung in naher Zukunft, ist aber ein Hinweis darauf, dass der Spielraum bei einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzen nur noch gering ist.           

Die Kreditwürdigkeit der Wackelkandidaten Italien und Spanien wird von Moody's jetzt mit A3 bewertet. Damit liegen sie am unteren Rand der Noten, die als Ausweis einer guten Kreditqualität gelten. Die nächstniedrige Stufe ist bereits ein B-Rating und bedeutet eine zufriedenstellende Bonität. Italien rutschte um eine Stufe herunter, Spanien um zwei. Die Sorgen, die beiden Staaten drohten wie Griechenland, Portugal und Irland Hilfen ihrer Euro-Partner zu brauchen, haben zuletzt aber deutlich nachgelassen. Italien hat unter der Experten-Regierung von Mario Monti an den Märkten Glaubwürdigkeit zurückgewonnen.        

Auch Malta hat nun die Note A3, die Slowakei und Slowenien liegen bei A2. Portugal ist auf Ba3 von Ba2 abgerutscht. Damit gilt eine Investition in Anleihen des Landes als spekulativ. Der Nachbar Spaniens ist jedoch bereits unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft und damit für seine Finanzierung vorerst nicht mehr vom Kapitalmarkt abhängig.    

Standard & Poor's hat vor einem Monat neun der 17 Euro-Länder herabgestuft. Deutschland kam ungeschoren davon. Fitch senkte Ende Januar den Daumen über Italien, Spanien, Belgien, Zypern und Slowenien.         

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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