Wirtschaft

"Eklatante Schieflage" in der Peripherie Marktforscher fürchten Euro-Kluft

Service unter strahlend blauem Himmel: In Deutschland und Frankreich hoffen auch Gebäudereiniger auf zusätzliche Aufträge.

Service unter strahlend blauem Himmel: In Deutschland und Frankreich hoffen auch Gebäudereiniger auf zusätzliche Aufträge.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Wirtschaftsleistungen innerhalb der Eurozone bewegen sich offenbar immer stärker auseinander. Aktuelle Umfragen belegen: Während die Dienstleister in Ländern wie Irland, Spanien und Italien mit ihren Schwächen kämpfen, geht der Aufschwung zumindest im deutschen Service-Sektor nahezu ungebremst weiter. Im vergangenen Jahr entstehen dort mehr als neue 300.000 Arbeitsplätze.

Volle Ladeflächen: Wo viel produziert und konsumiert wird, müssen auch viele Transportdienste geleistet werden.

Volle Ladeflächen: Wo viel produziert und konsumiert wird, müssen auch viele Transportdienste geleistet werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Dienstleister in den Euro-Ländern gehen mit leicht gedämpftem Schwung ins neue Jahr. Der Einkaufsmanagerindex sank um 1,2 auf 54,2 Punkte, teilte das Markit-Institut auf Grundlage einer Umfrage unter 2000 Unternehmen mit. Das Ergebnis der Wirtschaftsforscher fiel damit etwas besser aus als in einer ersten Schätzung. Das Barometer hielt sich über der Marke von 50 Zählern, ab der ein Wachstum signalisiert wird.

Sorge bereiten nach Angaben der Forscher aber die immer größer werdenden Unterschiede zwischen den Euroländern. "Die Schieflage innerhalb der Eurozone wird immer eklatanter: So verschlechtern sich die Wachstumsperspektiven in den Ländern der Peripherie zusehends", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Während Deutschland annäherndes Rekordwachstum und Frankreich robuste Zuwächse verbuchten, brach die Wachstumsrate Italiens ein und verzeichnet nur mehr annähernde Stagnation. Spanien und Irland schlitterten indes immer tiefer in die Rezession ab."

In den drei letztgenannten Ländern leide die Binnennachfrage nicht nur unter den strikten Sparkursen der jeweiligen Regierungen, sondern auch unter der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit. "In Deutschland und Frankreich beflügelt der Industrie-geführte Aufschwung hingegen zusehends die Ausgabenfreude der privaten Haushalte, was den Aufschwung zusätzlich stützten dürfte", sagte Williamson. "So wie es derzeit aussieht, dürfte sich die Kluft innerhalb der Eurozone nicht so bald verkleinern."

Im Gegensatz zu ihren Kollegen in Italien, Spanien oder Irland verabschieden sich die deutschen Dienstleister den Markit-Daten zufolge mit rasantem Wachstum aus dem Jahr 2010. Im Dezember steigerten die Firmen ihre Geschäftstätigkeit so stark wie im November, teilte das Institut zu seiner Umfrage zur Lage unter rund deutschen 500 Unternehmen aus dem deutschen Dienstleistungssektor mit. Im November war es im Service-Sektor so kräftig nach oben gegangen wie seit 37 Monaten nicht mehr. Die Neuaufträge legten kräftig zu, die Bücher füllten sich und die Firmen stockten ihre Belegschaften auf.

Eindeutig Richtung Wachstum

Der Markit-Einkaufsmanagerindex für Deutschland verharrte auf dem hohen Niveau von 59,2 Punkten, während in einer ersten Schätzung noch ein Rückgang auf 58,3 Punkte vorhergesagt wurde. Mit einem Wert von mehr als 50 Zählern signalisiert das Barometer bereits den 17. Monat in Folge Wachstum. Auch bei der Industrie liefen die Geschäfte zuletzt rund. "Im Dezember expandierte die deutsche Wirtschaft sogar so stark wie seit Juni 2006 nicht mehr", sagte Markit-Experte Tim Moore. Erste Daten für die Wirtschaftsleistung werden kommende Woche veröffentlicht; Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung mit 3,7 Prozent so stark gewachsen ist wie seit dem Wiedervereinigungsboom nicht mehr.

Das macht sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar: Die Dienstleister stockten ihre Belegschaften kräftig auf. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Firmen ihre Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate optimistisch einschätzen. "So rechnet über ein Drittel der Befragten damit, bis Ende 2011 durch die Einführung neuer Projekte und die Konjunkturbelebung weitere Geschäftszuwächse erzielen zu können", schrieben die Forscher. Im Gesamtjahr 2010 waren die Dienstleister Jobmotor der Wirtschaft. Im Service-Sektor kletterte die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresschnitt um 330.000, in der Industrie hingegen gab es trotz der Konjunkturerholung einen Rückgang um 136.000.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen