Wirtschaft

iPhone bedrängt Blackberry Manager-Exodus bedroht RIM

Wenn Apple für Kalifornien steht, atmet RIM den Geist des freien Kanada.

Wenn Apple für Kalifornien steht, atmet RIM den Geist des freien Kanada.

(Foto: REUTERS)

Die Krise beim Blackberry-Anbieter RIM spitzt sich weiter zu: Im vergangenen Quartal bricht der Umsatz ein, tiefrote Zahlen sind die Folge. Der aus Deutschland stammende neue RIM-Chef kündigt große Änderungen an. Die Talfahrt stoppen kann er bislang nicht.

Erst seit wenigen Monaten bei RIM am Ruder: Thorsten Heins muss tiefrote Zahlen vertreten und seine Spitzenkräfte halten.

Erst seit wenigen Monaten bei RIM am Ruder: Thorsten Heins muss tiefrote Zahlen vertreten und seine Spitzenkräfte halten.

(Foto: REUTERS)

Kassenschlager wie das iPhone und andere erfolgreiche Smartphones verschärfen durch einen zunehmenden Konkurrenzdruck die Lage des Blackberry-Herstellers Research in Motion (RIM).

In den ersten drei Monaten unter der Führung des deutschstämmigen Konzernchefs fuhr das kanadische Unternehmen einen Verlust von 125 Mio. US-Dollar ein. Vor Jahresfrist hatte RIM unterm Strich im Anfang März abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal nach 934 Mio. Dollar Gewinn verbucht.

Der Umsatz sank im vierten Quartal auf 4,19 Mrd. Dollar von 5,56 Mrd. ein Jahr zuvor. Damit verfehlte der einstige Star der Alleskönner-Handys - dem einst wichtigsten Status Symbol aller modernen Führungskräfte - knapp die Markterwartungen.

Analysten und Anleger reagierten enttäuscht: Die Ergebnisse entsprächen zwar im weitesten Sinne noch den Erwartungen, aber diese seien schon schwach gewesen, sagte Colin Gillis von BGC Partners. "Es gibt keine Anzeichen für eine Trendwende." Die Aktie wurde nachbörslich zunächst vom Handel ausgesetzt und rauschte dann steil nach unten. Nach wenigen Minuten lag das Minus bei knapp acht Prozent, dann erholte sich der Kurs wieder bis auf einen Abschlag von rund zwei Prozent.

RIM (Research In Motion) kämpft schon seit einiger Zeit mit schweren Absatzproblemen. Heins soll das Steuer herumreißen. RIM prüft nach seinen Worten diverse " " inklusive Partnerschaften und Gemeinschaftsunternehmen. Einer von Heins' Vorgängern, der langjährige Co-Chef Jim Balsillie, dem Investoren die Mitverantwortung an der aktuellen Misere ankreiden, verlässt jetzt auch den Verwaltungsrat.

Vor allem bei den Mobilfunkanbietern und den Großkonzernen war der Blackberry-Bauer mit seinem lange Zeit allgegenwärtigen E-Mail-Dienst ins Hintertreffen geraten - nicht zuletzt durch den von Apple. Auch die auf Google-Systemen basierenden Smartphones drängten die Blackberrys immer mehr aus dem Rampenlicht. Der E-Mail-Austausch per Smartphone ist mittlerweile gängige Praxis. Das einstige Alleinstellungsmerkmal ist längst verloren.

Blackberry
Blackberry 2,56

RIM hatte lange den Trend zu Touchscreen-Handys ignoriert und sich an seine klassischen Modelle mit kleinem Bildschirm und kompletter Tastatur geklammert. Die Blackberrys waren einst vor allem bei Unternehmen und Behörden als mobile E-Mail-Geräte mit Push-Dienst populär: Angestellte waren plötzlich rund um die Uhr per E-Mail erreichbar. Doch dann kamen Apples iPhone und Telefone mit Googles Betriebssystem und der RIM-Marktanteil ging auf Talfahrt. Der Absatz fiel jetzt allein im Vergleich zum Vorquartal um 21 Prozent auf 11,1 Mio. Geräte.

Erst seit zehn Wochen im Amt

Heins hofft weiterhin auf das nächste Betriebssystem Blackberry 10, das nach mehreren Verzögerungen nun bis Ende des Jahres erscheinen soll. Im Mai sollen erste Prototypen präsentiert werden.

Der neue RIM-Chef will die Stärke im Unternehmensgeschäft wiedergewinnen und verwies auf eine weiterhin wachsende Basis von 77 Millionen Blackberry-Kunden. Heins will auch verstärkt auf günstige Modelle setzen und Angebote für den Verbrauchermarkt zurückfahren. Heins, der 2007 aus der früheren Kommunikationssparte von Siemens zu RIM kam, merkte zugleich an, dass er erst seit zehn Wochen auf dem Chefposten sei.

RIM lieferte im abgelaufenen Quartal 500.000 seiner aus. Zum Vergleich: Apple verkaufte in seinem vergangenen Geschäftsquartal bis Ende Dezember 15,4 Mio. iPads. Eine hohe Abschreibung auf die Playbook-Lagerbestände hatte RIM einmal bereits die Zwischenbilanz vermiest.

Und für RIM könnte es noch schlimmer kommen. Eine potenziell brandgefährliche Bewegung im Personalbestand zeichnet sich ab: Mehrere hochrangige Manager kehrten dem einstigen Vorzeigeunternehmen der Smartphone-Branche bereits den Rücken - darunter der ehemalige Co-Chef Jim Balsillie, der sich aus dem Direktorium zurückzog.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen