Wirtschaft

Neuer Kurs bei Niki Lauda: "Muss jetzt alles organisieren"

Insolvenzverfahren nach österreichischem Recht: Airline-Gründer Niki Lauda setzt sich bei Niki durch.

Insolvenzverfahren nach österreichischem Recht: Airline-Gründer Niki Lauda setzt sich bei Niki durch.

(Foto: REUTERS)

Überraschende Wende bei der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki: Der Ex-Rennfahrer und Airline-Gründer Lauda erhält nach 15-stündigen Verhandlungen doch noch den Zuschlag. Die Einigung mit IAG ist hinfällig. Kabinen-Crew und Piloten bekommen ihren Ex-Chef zurück.

Die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki soll unter ihrem neuen und alten Chef Niki Lauda Ende März den Flugbetrieb wieder aufnehmen. "Jetzt muss ich alles organisieren und den Niki-Mitarbeitern erklären, wie wir die Niki über Laudamotion neu aufstellen werden", sagte der Niki-Gründer und Ex-Rennfahrer Lauda am Morgen nach dem überraschenden Zuschlag.

Nun müsse der Sommerflugplan fertig gestellt werden, damit die Niki-Flugzeuge ab Ende März wieder von Wien aus abheben können, sagte die österreichische Formel-1-Legende. Lauda - der den Ferienflieger Niki 2003 gegründet hatte, 2011 aber wieder ausgestiegen war - hatte sich in der Nacht im Bieterverfahren überraschend durchgesetzt.

Der spanisch-britische Luftfahrtkonzern IAG, dessen Billigtochter Vueling in einem ersten Verkaufsprozess den Zuschlag erhalten hatte, ging leer aus. Wie viel er für Niki geboten hatte, wollte Lauda nicht sagen. Über die Details des Kaufvertrages sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte er. "Dass die Niki immer mein Herzblut war, war klar", erklärte der frühere Rennfahrer.

Niki geht an Lauda

Die Mitarbeiter der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki müssen sich laut Betriebsratschef Stefan Tankovits nach dem überraschenden Zuschlag für Lauda keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. "Unsere Angaben sind, dass alle Mitarbeiter ein Angebot bekommen werden", sagte der Arbeitnehmervertreter in einem Interview mit dem ORF-Radio. Laut Tankovits hatte Lauda sein Angebot deutlich nachgebessert.

Der Niki-Betriebsratschef geht davon aus, dass an dieser Entscheidung nicht mehr gerüttelt werde. "So langsam sollten die Möglichkeiten, das Ergebnis zu kippen, ausgeschöpft sein. Insofern bin ich fast überzeugt, dass dieses Angebot jetzt hält", sagte er. Die insolvenzrechtlichen Genehmigungen in Österreich und Deutschland stehen allerdings noch aus.

Gegen den Wunsch der Belegschaft

Wunschpartner der Niki-Mitarbeiter sei ursprünglich jedoch die IAG-Fluglinie Vueling gewesen, gestand der Niki-Betriebsratschef ein. Zahlreiche Mitarbeiter hatten eine entsprechende Petition unterzeichnet. Da der 68-jährige Ex-Rennfahrer im österreichischen Verkaufsprozess sein Angebot aufgestockt habe, sei er wohl tatsächlich nun Bestbieter, sagte Tankovits. "Dementsprechend werden wir jetzt mit dem Ergebnis arbeiten müssen."

Angesichts der Unsicherheiten über die Zukunft der Fluglinie hätten bisher rund 50 Flugbegleiter der insgesamt rund 1000 Niki-Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, hieß es. Auch viele der rund 220 Niki-Piloten hätten bereits Angebote von anderen Fluglinien, sagte Tankovits. In dem nachgebesserten Kaufangebot von Airline-Gründer Lauda seien jedoch positive Aspekte zu erkennen, erklärte er.

Angebote für alle Niki-Mitarbeiter

Lauda habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert sowie erklärt, dass alle rund 1000 Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, sagte Tankovits im "Ö1-Morgenjournal". Außerdem beinhalte der Kauf auch die Finanzierung der Gehälter bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs, sagte Tankovits.

Mit dem überraschenden Zuschlag für Lauda kommt ein ungewöhnlicher Bieterprozess zu einem unerwarteten Ende: Der deutsche Air-Berlin-Insolvenzverwalter Lucas Flöther hatte Ende 2017 bereits einen Kaufvertrag mit der IAG-Tochter Vueling ausgehandelt.

Das Verfahren wurde dann aber im Januar neu aufgerollt, nachdem sich Österreich für zuständig erklärt und eine eigene Insolvenzverwalterin eingesetzt hatte. Die Betreiber eines Fluggastrechteportals hatten gegen die Abwicklung der Airline in Deutschland vor Gericht Beschwerde eingelegt und damit die Neuverhandlung nach österreichischem Recht erzwungen.

Absprache mit der Lufthansa

Die endgültige Entscheidung für Lauda, der Niki im Jahr 2003 gegründet hatte, wurde nun in einer nächtlichen Marathonsitzung in gemeinsamen Beratungen der Gläubigerausschüsse aus Deutschland und Österreich gefällt. Details der Einigung lagen zunächst nicht vor. In der gemeinsamen Erklärung der Insolvenzverwalter hieß es lediglich: "Aus einem transparenten Bieterprozess ist heute in den frühen Morgenstunden die Laudamotion GmbH als Bestbieter hervorgegangen."

Der 68-jährige Lauda hatte zuletzt allerdings betont, dass nur er dank eines Luftverkehrsbetreiberzeugnisses (AOC) seiner Fluggesellschaft Laudamotion in der Lage sei, die Fluglinie Niki wieder schnell in die Luft zu bringen. Die IAG-Tochter Vueling brauche dagegen ein neues Betreiberzeugnis, was mindestens drei Monate dauere, meinte Lauda.

Lauda hatte seit September insgesamt drei Angebote für Niki vorgelegt. Dabei arbeitete der frühere Formel-1-Rennfahrer mit dem Reisekonzern Thomas Cook und dessen Flugtochter Condor zusammen. In Verhandlungen mit dem großen Konkurrenten Lufthansa habe er sich bereits 15 Flugzeuge gesichert, hatte Lauda erst kürzlich erklärt.

Die Absprache mit der Lufthansa sollte es Lauda und Thomas Cook ermöglichen, im Fall eines Zuschlags für Niki möglichst schnell wieder den Flugbetrieb aufnehmen zu können. Niki, Tochter der insolventen Air Berlin, war Mitte Dezember ebenfalls in die Insolvenz gerutscht. Aufgrund von Wettbewerbsbedenken auf EU-Ebene hatte die Lufthansa auf ihr Angebot für Niki verzichtet.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen