Wirtschaft

Bayer-Tochter wieder vor Gericht L.A. verklagt Monsanto für Giftschäden

Erneut droht dem Bayer-Konzern rechtlicher Ärger in den USA. Der Landkreis Los Angeles verklagt US-Tochter Monsanto. Es geht um eine verbotene, hochgiftige Chemikalie und die Frage, wer für ihre Entfernung zahlt.

Die Bayer-Tochter Monsanto ist erneut in eine juristische Streitigkeit verwickelt. Der Landkreis Los Angeles reichte beim zuständigen kalifornischen Bundesbezirksgericht Klage wegen vor Jahrzehnten schon verursachter Umweltschäden ein. Die Kläger fordern, dass sich Monsanto an den Kosten für die Säuberung Dutzender mit Chemikalien verseuchter Gewässer beteiligt und Schadensersatz zahlt.

Konkret geht es um Polychlorierte Biphenyle (PCB). Diese wurden vor allem als Weichmacher und Baumaterial verwendet sowie in technischen Anlagen wie Transformatoren und Hydraulikanlagen verbaut. PCB ist nachweislich schon in geringen Dosen im höchsten Maße giftig und krebserregend. Inzwischen wurde PCB weltweit in fast jeder Region in Gewässern, Boden und in der Atmosphäre nachgewiesen. In den USA ist die Chlorverbindung seit 1979 verboten, in Deutschland erst seit 1989. Ein weltweiter Bann erfolgte im Jahr 2001.

Der Landkreis wirft Monsanto vor, jahrzehntelang von den verheerende Folgen der toxischen Schadstoffe für Natur und Lebewesen gewusst und diese verschwiegen zu haben. Das Unternehmen sei von 1935 bis 1977 der einzige Hersteller von PCB in den USA gewesen.

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Bayer teilte auf Nachfrage mit, die Klage noch zu prüfen. Der Konzern gehe aber davon aus, dass die Vorwürfe haltlos seien und kündigte an, dass er sich energisch verteidigen werde. Monsanto habe die PCB-Produktion vor mehr als 40 Jahren freiwillig gestoppt. Davor sei es an diverse Abnehmer aus der Industrie und dem Verarbeitenden Gewerbe verkauft worden, die es für verschiedene Zwecke verwendet hätten. Unter den damaligen Kunden sei auch die US-Regierung gewesen.

Gegen Bayers US-Tochter Monsanto, die der Konzern vergangenes Jahr für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hatte, laufen bereits zahlreiche US-Klagen. Meist geht es um angebliche Krebsgefahren von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat.

PCB und Dioxine

Polychlorierte Biphenyle (PBC) sind langlebige, organische Chlorverbindungen, die bis in die 1980er-Jahre hinein auch als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen und Kunststoffen verwendet wurden. Als synthetische Öle sind sie schwer entzündbar und schwer abbaubar. Aus diesem Grund kamen sie auch in Hydraulikflüssigkeiten und in Transformatoren zum Einsatz. Da sie wegen ihrer günstigen Eigenschaften in großem Umfang industriell genutzt wurden, sind die Gifte nicht nur in die Luft, sondern vor allem bei unsachgemäßer Entsorgung, etwa über Klärschlämme, in die Nahrungskette  und damit auch in den Menschen gelangt.
Neben hormontoxischen sind besonders neuro- und immuntoxische Wirkungen beschrieben. PCB werden zu mehr als 90 Prozent über die Nahrung, vor allem über tierische Fette und Milchprodukte, vom Menschen aufgenommen. Sie sind sowohl im Blut als auch in der Muttermilch nachweisbar.
Da PCB schon bei geringen Mengen eine chronische Toxizität aufweisen, gehören sie zum sogenannten "dreckigen Dutzend". Das sind zwölf langlebige organische Giftstoffe, die in der Stockholmer Konvention am 22. Mai 2001 weltweit geächtet wurden.
Die Dioxine sind ebenfalls chlororganische Verbindungen, die in vieler Hinsicht den PCB strukturähnlich sind und die als unerwünschte Begleitprodukte bei der Müllverbrennung, insbesondere der Verbrennung von Kunststoffen, in die Luft gelangen können. Auch Dioxinverunreinigungen von Futter- und Lebensmitteln finden immer wieder den Weg in die Medien. Besonderes öffentliches Interesse fanden die Dioxine, als durch einen Chemieunfall in Seveso große Mengen in die Umwelt gelangten und in den folgenden Jahren vermehrt Krebserkrankungen in der Bevölkerung auftraten.

Quelle: ntv.de, lou/dpa/rts

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