Wirtschaft

Kein Trump-Effekt in Deutschland Konsumforscher heben den Daumen

Aus den USA weht Deutschland ein eiskalter Wind entgegen. Doch die Kauflaune der Deutschen scheint das bislang kaum zu beeinträchtigen. Nürnberger Marktforscher rechnen - trotz des WM-Debakels - mit einer stabilen Stimmung der Verbraucher.

Die lautstarken Drohungen von US-Präsident Donald Trump im Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt hinterlassen bei den Konsumenten in Deutschland bislang kaum Spuren. Nach wie vor gehen viele Bundesbürger davon aus, dass ihr Einkommen weiter steigen dürfte, heißt es in der aktuellen Konsumklima-Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Die Kauflaune der Deutschen habe sich im Vergleich zum Mai sogar leicht aufgehellt.

Der GfK-Konsumklimaindex stieg im Juni auf 10,7 Punkte. Angesichts der glänzenden Lage am Arbeitsmarkt seien Verbraucher weiter bereit, Geld auszugeben, teilten die Konsumforscher mit. Auch im Juli sei kein Rückgang im Konsumklimaindex zu erwarten.

Selbst das frühe WM-Aus in Russland wird den Konsumforschern zufolge die Kauflaune der Deutschen nicht spürbar dämpfen. "Leider oder glücklicherweise haben wir keine Erfahrungswerte mit einem so frühen Ausscheiden bei einer WM", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Bei der Fußball-WM in Russland war die deutsche Nationalmannschaft erstmals überhaupt bereits in der Vorrunde ausgeschieden.

"Ich gehe aber nicht davon aus, dass dies nachhaltig auf die Verbraucherstimmung durchschlägt", sagte Bürkl. Hier dürften andere Faktoren entscheidender sein, etwa der Handelskonflikt mit den USA oder ein mögliches Wiederaufflammen der Eurokrise wegen Italien. "Real werden es sicherlich Getränkehersteller beziehungsweise Kneipen spüren, da das Public Viewing jetzt doch stark nachlassen wird", sagte Bürkl. "Aber auf den Konsum insgesamt werden die Auswirkungen doch relativ gering sein."

Die Stimmung in der Masse der Bevölkerung wirkt damit im Hinblick auf den drohenden Handelskrieg deutlich robuster als in Fachkreisen. An den Börsen etwa führt Trumps aggressives Vorgehen im Zollstreit seit Monaten für wachsende Unsicherheit - vor allem mit Blick auf die Perspektiven exportstarker Branchen wie etwa dem Autobau, von dem in Deutschland direkt oder indirekt Millionen Arbeitsplätze abhängen.

Gekappte Prognosen

Führende Ökonomen hatten ihre Konjunkturvorhersagen mit Blick auf die wachsenden Risiken für den Welthandel bereits in den vergangenen Wochen deutlich heruntergeschraubt. Die protektionistische Linie in den USA, heißt es, könnte gerade eine Exportnation wie Deutschland empfindlich treffen.

Die weltpolitischen Rahmenbedingungen können auch die Nürnberger Konsumforscher nicht ignorieren: Die GfK-Experten nahmen ihre eigene Prognose für das Gesamtjahr etwas zurück. Sie erwarten nun einen schwächeren Anstieg der Konsumausgaben um 1,5 Prozent statt bisher 2,0 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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