Wirtschaft

Anleger-Sorge nach Diesel-Urteil Können sich Autobauer Nachrüstung leisten?

Laut ADAC kann ein alter Diesel für 2000 bis 3000 Euro nachgerüstet werden.

Laut ADAC kann ein alter Diesel für 2000 bis 3000 Euro nachgerüstet werden.

(Foto: imago/Hermann J. Knippertz)

Diesel-Fahrzeugen drohen Fahrverbote, deutschen Autobauern hohe Kosten für Nachrüstungen. Allerdings dürfte sie dies kaum aus der Bahn werfen. Dennoch bleiben die Aktienkurse unruhig - was Anleger jedoch nutzen könnten.

Werden die deutschen Autohersteller in der Diesel-Krise doch eine Kehrtwende einläuten und eine Hardwareerneuerung vornehmen? Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Städten für zulässig erklärt hat, wächst zumindest der Druck auf die Produzenten etwas gegen die Luftverschmutzung und den deutlichen Rückgang der Preise für Dieselfahrzeuge zu unternehmen und dabei neben neuer Software auch Hardware zur Verfügung zu stellen.

Die Frage ist, wer die Kosten dafür trägt. Bundesverkehrsminister Christian Schmidt von der CSU sieht dabei die Hersteller nicht allein in der Pflicht, die umfassende Nachrüstung älterer Dieselautos zu bezahlen. "Wir werden uns auf die eine oder andere Weise mit den Automobilherstellern zusammensetzen müssen", sagte Schmidt. "Hier ist jeder gefragt", betonte der Minister. Im Klartext: der Steuerzahler soll sich an den Kosten der Umrüstung beteiligen. Mancher Steuerzahler könnte sich allerdings fragen, warum er für den Schaden aufkommen soll.

22,5 Milliarden Euro an Kosten

Im Gegensatz zu den Beteuerungen der Hersteller scheint eine Nachrüstung technisch machbar zu sein. Das zeigte zuletzt der ADAC auf. "Die Technik ist da, und sie funktioniert", sagte ADAC-Technik-Experte Piero Scazzi. Demnach sei es möglich, ältere Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 mit einem Abgasreinigungssystem, einem SCR-Katalysator mit Ammoniak-Einspritzung (AdBlue) nachzurüsten. Die Kosten hierfür sieht Scazzi bei 2000 bis 3000 Euro pro Fahrzeug. Bei neun Millionen Diesel-Fahrzeugen mit Euro 5 würde das im Mittel 22,5 Milliarden Euro an Kosten verursachen. Allerdings gäbe es bislang keine fertigen Nachrüstsätze, und die fehlenden Zapfsäulen für AdBlue müssten auch erst gebaut werden.

Wie viele Fahrzeughalter werden sich aber für eine Nachrüstung entscheiden? Schätzungen gehen von vier bis sechs Millionen Fahrzeugen aus. Bei fünf Millionen Fahrzeugen würden sich die Belastungen für die Autohersteller auf rund 12,5 Milliarden Euro belaufen. Wie hoch die Kosten auch genau sein mögen, die deutschen Hersteller, wie Daimler und Volkswagen, die trotz der Diesel-Krise im vergangenen Jahr Rekordergebnisse erwirtschaftet haben, können die Belastungen verkraften. Genug Geld ist jedenfalls vorhanden.

Autobauer haben dicke Finanzpolster

So lag die Netto-Liquidität des Bereichs Automobile von Volkswagen Ende 2017 bei 22,4 Milliarden Euro. Gleichzeitig will der weltgrößte Autobauer für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,0 Milliarden Euro Dividende bezahlen. Bei Daimler erreichte die Netto-Liquidität 16,6 Milliarden Euro, BMW legt die Ergebnisse am 21. März vor. Klar brauchen die Autoproduzenten eine Menge Geld, um in Elektro- und selbstfahrende Autos zu investieren. Dennoch verfügen die Hersteller über mehr als genügend Kapital, um die Nachrüstung zu bezahlen.

Daher hat die Diskussion um die Dieselnachrüstung vor allem eines gebracht: eine hohe Unsicherheit für Verbraucher, Steuerzahler und Anleger. Letztere sehen dies an einer zunehmenden Aktienvolatilität, die allerdings für Seitwärtspapiere auf Auto-Aktien gut sind, wie Marcus Landau, Derivateexperte der DZ Bank, erklärt: "Phasen höherer Volatilität sind besonders gute Zeitpunkte, um in Anlageprodukte wie Discount-Zertifikate oder Aktienanleihen zu investieren. Denn diese Wertpapiere werden mit steigender Volatilität günstiger. Sprich: Bei Discountern wird der Rabatt mit steigender Volatilität noch höher und bei Aktienanleihen sind entweder höhere Kuponzahlungen oder größere Puffer möglich." Inhaber solcher Papiere profitieren somit wenigstens von der zunehmenden Unsicherheit, Dieselbesitzer und Steuerzahler hängen dagegen von der Politik ab. Sie hoffen, dass sie sich nicht an der Zeche beteiligen müssen.

Quelle: ntv.de

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