Wirtschaft

Athener Notenbank weigert sich Keine Kredite für Credit Agricole

Die Emporiki Bank, eine Tochter der französischen Credit Agricole, bettelt bei der Athener Notenbank um Finanzhilfe, doch die Währungshüter blocken ab.

Die Emporiki Bank, eine Tochter der französischen Credit Agricole, bettelt bei der Athener Notenbank um Finanzhilfe, doch die Währungshüter blocken ab.

(Foto: picture alliance / dpa)

Frankreich und die Euro-Länder spielen für Hellas den Retter, aber wenn Griechenland selbst helfen soll, ist es offenbar weniger großzügig: Die griechische Tochter der französischen Großbank Credit Agricole ächzt unter einem milliardenschweren Schuldenberg - doch die griechische Notenbank verweigert Finanzhilfen. Der Fall birgt Zündstoff: Die Auslandsbanken fühlen sich von Athen diskriminiert.

Credit Agricole
Credit Agricole 14,43

Die französische Geschäftsbank Credit Agricole bittet ausgerechnet die griechische Notenbank um finanzielle Hilfe. Die Athener Währungshüter wiesen jedoch bisher die Anfragen nach Notfallkrediten ab. Wenig deutet darauf hin, dass sich das bald ändern könnte. Doch der Streit birgt Zündstoff in sich: Eine bittere Fehde zwischen dem Pariser Bankenestablishment und der griechischen Zentralbank könnte sich daran entfachen.

Credit Agricole ächzt unter den Folgen seines Griechenlandgeschäfts. Hauptursache für das Finanzdesaster ist die Tochter Emporiki Bank of Greece SA, die die Franzosen im Jahr 2006 übernommen hatten. Damaliges Kalkül der Pariser Banker: Eine Expansion in schnell wachsende Märkte. Aus heutiger Sicht war das Geschäft ein Fiasko. Die Übernahme lud dem Geldinstitut einen Milliardenberg an Schulden auf und ist ein wichtiger Grund für den Absturz der Credit-Agricole-Aktie um mehr als 70 Prozent im Laufe des vergangenen Jahres.

Aktionärszorn über das griechische Abenteuer entlädt sich mittlerweile auch über den Köpfen der Verantwortlichen. Bei der Hauptversammlung unter dem weltberühmten Pariser Louvre brüllten einige wütende Anteilseigner jüngst den Vorstand an. "Es ist ein Management-Fehler. Sie müssen das eingestehen", sagte einer von ihnen unter dem Beifall anderer Aktionäre. Neben den Kleinaktionären maulen zunehmend auch die Haupteigner, die regionalen Sparkassen. Auch sie verärgert der Umgang des Managements mit den griechischen Verlusten.

Griechisches Geld soll französische Bank retten

Die neueste Hoffnung des Vorstands unter die horrenden Fehlbeträge einen Schlussstrich zu ziehen: Zugang zu den Notfallkrediten der griechischen Zentralbank. Dadurch könnten die Franzosen einige Milliarden an Euros wieder hereinbekommen, die sie an ihre griechische Sparte großzügig ausgeliehen hatten.

Über ein Notprogramm können sich Banken bei der griechischen Notenbank dringend benötigte Finanzmittel verschaffen. Doch ist dieses Instrument als absolut letztes Mittel gedacht und soll nur in Notfällen in Anspruch genommen werden. Bisher haben griechische Banken rund 54 Milliarden Euro Krediten aufgenommen. Aus dem Notfall ist damit inzwischen die Regel geworden. Für die griechischen Geschäftsbanken ist es inzwischen allererste Finanzierungsquelle, da sie von den normalen Geldmärkten praktisch abgeschnitten sind. Die Hilfsmittel sind besonders attraktiv, da die griechische Zentralbank dafür Wertpapiere mit niedriger Qualität als Sicherheiten akzeptiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt stellt wesentlich höhere Anforderungen.

Das französische Geldhaus hat einen weiten Weg vor sich, doch noch an die Finanzspritzen zu kommen. Die griechische Notenbank argumentiert: Emporiki habe anders als die angeschlagenen anderen Kreditinstitute des Landes eine französische Mutter mit tiefen Taschen. Die Pariser Zentrale könne doch weiter an die griechische Sparte Finanzmittel überweisen, rechtfertigten sich laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen die Währungshüter.

Auslandsbanken fühlen sich von Griechenland diskriminiert

Die hartnäckige Zurückweisung der griechischen Notenbanker hat eine bereits seit Monaten schwelende Fehde mit der Credit Agricole entzündet. Die französischen Spitzenbanker fühlten sich von der Zentralbank als Auslandsbank diskriminiert, sagen andere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Erst kürzlich goss der Chef einer weiteren französischen Bank, der Societe Generale SA, Öl ins Feuer. "Ich kann nicht verstehen, wieso es eine Diskriminierung zwischen griechischen Banken, die von Ausländern gehalten werden, und solchen, die Inländer besitzen, geben soll", sagte Frederic Oudea.

Ein pikantes Detail der Sache: Der heutige Notenbankchef George Provopoulos war Chef von Emporiki, bis Credit Agricole die Geschäftsbank aufkaufte. Während der Streit mit Credit Agricole immer mehr eskaliert, murren einige Vorstände der französischen Bank laut informierten Kreisen: Provopoulos' Vergangenheit erkläre, weshalb Emporiki nicht Notkredite herankomme.

Ein Vertreter der griechischen Zentralbank widersprach vehement. Provopoulos habe Emporiki im gegenseitigen Einvernehmen verlassen. Die Ablehnung basiere allein auf der Fähigkeit des Mutterkonzerns, weitere Gelder an ihre Tochter zu verleihen. Ein Sprecher der Notenbank wollte die jüngste Nachfrage von Credit Agricole nach Notkrediten nicht kommentieren.

Quelle: ntv.de, DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen