Wirtschaft

Schlichtung statt Fluglotsenstreik Kein Chaos im Flugverkehr

Airlines und Passagiere können vorerst durchatmen: Der Fluglotsenstreik findet nicht statt, ein Schlichtungsverfahren soll für eine Lösung im Tarifstreit sorgen.

Airlines und Passagiere können vorerst durchatmen: Der Fluglotsenstreik findet nicht statt, ein Schlichtungsverfahren soll für eine Lösung im Tarifstreit sorgen.

(Foto: REUTERS)

Nichts für schwache Nerven: Nach einem juristischen Hin und Her gehen die Fluglotsen regulär ihrer Arbeit nach. Das bei einem Fluglotsenstreik prophezeite Chaos bleibt aus. Die Anrufung eines Schlichters durch die Deutsche Flugsicherung sorgt für eine über mehrere Wochen dauernde Friedenspflicht.

Nach dem in letzter Minute abgewendeten Fluglotsen-Streik haben die Airlines am Dienstag ihre Flüge planmäßig abgewickelt. "Es läuft völlig reibungslos", sagte ein Sprecher der Deutschen Lufthansa. In der Vorbereitung auf den Streik seien lediglich vereinzelt Flüge verlegt worden, worüber die Passagiere informiert worden seien.

Auch bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin lief einer Sprecherin zufolge "alles planmäßig". Es habe keine Verspätungen gegeben. An Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main lief laut einem Sprecher "alles rund".

Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) hatte ursprünglich für heute Morgen zwischen sechs und zwölf Uhr zum Ausstand aufgerufen. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) wendete dies in der Nacht zum Dienstag ab, indem sie ein Schlichtungsverfahren anrief. Damit herrscht ab sofort für mindestens vier Wochen Friedenspflicht. Als Schlichter steht bereits der von den Arbeitgebern benannte Münchner Arbeitsrechtler Volker Rieble fest. Der Arbeitskampf wurde abgesagt.

Juristen-Hickhack

Dem Ruf nach dem Schlichter war ein nahezu beispielloses Juristen-Hickhack vorausgegangen, bei dem gleich zwei Mal die Arbeitsgerichte in Frankfurt bemüht wurden. Hatte am Mittwoch vergangener Woche noch das Arbeitsgericht den Streik untersagt und die Gewerkschaft daraufhin den Arbeitskampf abgeblasen, stellte sich am Montag die Lage ganz anders da.

Die GdF-Leute hatten einige strittige Punkte einfach fallen gelassen. Und für die von den Lotsen verlangten und besonders umstrittenen Qualifikationsanforderungen für bestimmte Führungskräfte erklärte sich die Arbeitsrichterin Renate Binding-Thiemann schlicht für unzuständig. Eine solch komplexe Materie könne nicht im vorläufigen Verfahren geklärt werden. Sie lehnte es ab, eine einstweilige Verfügung gegen den Streik zu erlassen. Die DFS wollte genau diese Fragen auch aus der Schlichtung heraushalten.

Schlichtungstermin steht noch nicht

In der Berufung vor dem hessischen Landesarbeitsgericht am späten Abend ging es dem erfahrenen Richter Rainer Bram kaum besser: Die Flugsicherung folgte seinem Vorschlag zunächst nicht, ohne Urteil die Schlichtung anzurufen. Nach dem Urteil, dass der Streik rechtmäßig ist, unterschrieb DFS-Personalchef Jens Bergmann noch im Gerichtssaal die Schlichtungsanrufung. Die GdF sagte daraufhin keine sechs Stunden vor dem geplanten Streikbeginn den Arbeitskampf ab. Ein Termin für die Schlichtung steht noch nicht fest.

Die GdF hatte die Beschäftigten für den Dienstagmorgen zu einem sechsstündigen Streik aufgerufen, mit dem nahezu der gesamte deutsche Flugverkehr lahmgelegt werden sollte. Es hätte laut DFS keine Starts, keine Landungen und auch keine Überflüge geben können. Nach einer Schätzung des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) waren rund 3000 deutsche und internationale Flüge von dem Ausstand bedroht.

Mehr Mitspracherecht

Neben 6,5 Prozent mehr Gehalt verlangt die kleine Gewerkschaft mehr Einfluss auf Stellenbesetzungen und Arbeitsbedingungen der mehr als 5000 Tarifbeschäftigten bei der Flugsicherung. Rund 1900 von ihnen sind Fluglotsen.

Die Streikdrohung hatte am Montag wie in der vergangenen Woche Airlines und Flughäfen alarmiert. Die Lufthansa oder Air Berlin sowie Reiseveranstalter wie Tui versuchten, möglichst viele Ankünfte und Abflüge aus der angekündigten Streikzeit zwischen 6.00 und 12.00 Uhr heraus zu verlegen. Nach Angaben des Flughafenverbands ADV genehmigten die Länder zusätzliche Nachtflüge. Die Passagiere wurden aufgefordert, sich bei Airlines und Reiseveranstaltern über mögliche Flugverlegungen zu erkundigen.

Während der Verhandlung hatte GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang die Flugsicherung beschuldigt, mit falschen Karten zu spielen. Die DFS habe den Fluggesellschaften bereits vorab zugesagt, in die Schlichtung zu gehen, falls man vor Gericht scheitere, sagte der Rechtsanwalt. Dies wiesen Vertreter des bundeseigenen Unternehmens scharf zurück.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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