Ratgeber

Tenhagens Tipps Jetzt noch in Aktien investieren?

Bei Höchstständen in den Markt zu investieren, weckt böse Erinnerungen.

Bei Höchstständen in den Markt zu investieren, weckt böse Erinnerungen.

(Foto: imago/CHROMORANGE)

Die Aktienkurse kennen in den letzten Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. Doch viele Kleinanleger stehen mit prall gefüllten Tagesgeldkonten am Rand und reiben sich verwundert die Augen. Ob das vermeintliche Wagnis eines Aktieninvestments bei den derzeitigen Höchstständen noch eingegangen werden sollte, verrät Finanztip-Chefredakteur Tenhagen.

n-tv.de: Soll, wer nicht dabei ist, jetzt noch in den Aktienmarkt einsteigen?

Hermann-Josef  Tenhagen: Die Frage ist, ob man überhaupt in Aktien investieren soll und nicht unbedingt das Wann. Ein langfristiges Aktieninvestment ist für viele Leute eine vernünftige Idee, die keine Immobilie abbezahlen müssen und ansonsten nur Tages- und Festgeld besitzen. In diesem Fall stellen Aktien eine gute Ergänzung für die Vermögensstruktur oder den Vermögensaufbau dar. Grundsätzlich ist es natürlich immer besser, dann zu kaufen, wenn die Kurse im Keller sind. Da aber mit einem Aktienbesitz immer mindestens zehn Jahre Zeit verbunden sein sollte, um mögliche Verluste aussitzen zu können, kann und sollte man auch jetzt noch investieren.

Wie weiß man, ob Aktien noch nicht zu teuer sind?

Orientierung bieten hier Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dieser gibt an, wie hoch der Aktienkurs im Vergleich zum Unternehmensgewinn pro Aktie ist. Der KGV kann dann mit dem jeweiligen langjährigen Durchschnitt der Anlage verglichen werden.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Hermann-Josef Tenhagen ist Chefredakteur der unabhängigen Verbraucher-Webseite Finanztip.

Ein anderer - und etwas differenzierter - Indikator ist der Shiller-KGV. Hier wird beim Gewinn pro Aktie nicht nur das laufende Jahr, sondern der Durchschnitt der Gewinne der zurückliegenden 10 Jahre zugrunde gelegt. Diese Methode macht den Indikator weniger anfällig für kurzzeitige Ausschläge und war in der Vergangenheit für langfristige Investoren von großem Nutzen.

Und was sagen diese Kennzahlen im Moment?

Die sagen, dass die durchschnittlichen KGVs derzeit ein bisschen über dem Schnitt sind, aber nicht arg. Der Shiller-KGV für US-Aktien ist signifikanter drüber – von daher gab es, wenn es nach den Indikatoren geht, schon günstigere Zeitpunkte zum Investieren. In Deutschland liegt er leicht überm Durchschnitt. Was sich allerdings bei einer mindestens zehnjährigen Haltedauer relativiert. Wer eine größere Summe anlegen möchte, ist ohnehin gut beraten, diese peu à peu über mehrere Monate aufgeteilt zu investieren.

Was ist für eine erfolgreiche Anlage wichtig?

Der Kleinanleger, der gerade anfängt, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sollte sich nicht mit einzelnen Firmen auseinandersetzen, sondern einen internationalen Indexfonds kaufen, mit niedrigen Kosten und einen klaren Struktur. Andernfalls wird die Aktienanlage schnell zu mehr als einem Hobby, da Kursentwicklungen einzelner Titel deutlich mehr Aufmerksamkeit verlangen als ein breit gestreutes Investment. Darüber hinaus gilt es immer, verschiedene Anlageklassen und Anlagezeitpunkte zu mischen.

Wie hoch sollte die Aktienquote höchstens sein?

Wichtig ist, dass der Alltag mit seinen Eventualitäten finanziert werden kann, ohne auf die Aktienanlage zurückgreifen zu müssen. Ansonsten erleidet derjenige, der verkaufen muss, wenn die Kurse gerade dann niedrig sind, tatsächliche Verluste – und nicht nur auf dem Papier. Damit sind aber nicht gezielte Entnahmen von Gewinnen gemeint. Ansonsten sollte jeder sein persönliches Sicherheitsbedürfnis bei der Vermögensstrukturierung berücksichtigen.

Wider Ihre Empfehlung, nicht in Einzeltitel zu investieren, haben Sie denn persönlich drei Lieblingsaktien?

Nein.

Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Axel Witte

Quelle: ntv.de, awi

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