Wirtschaft

Der Motor stottert Japans Wirtschaft enttäuscht

Ein kräftiges Lohnplus ist Muss - denn die japanische Wirtschaft lebt vom Konsum.

Ein kräftiges Lohnplus ist Muss - denn die japanische Wirtschaft lebt vom Konsum.

(Foto: REUTERS)

Stimmt die Medizin? Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt verfehlt zum Jahresende die Erwartungen. Experten blicken nun mit Sorge auf die anstehenden Steuererhöhungen - sowie auf die grundsätzliche Richtung des Sanierungskurses.

Die japanische Wirtschaft ist im Abschlussquartal 2013 überraschen schwach gewachsen. Dies wirft erneut die Frage auf, ob der entschlossene Sanierungskurs von Ministerpräsident Shinzo Abe, der Japan nach zwei Jahrzehnten der Konjunkturschwäche wiederbeleben will, tatsächlich das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmern gestärkt hat. Zudem schüren die Daten Bedenken an der japanischen Exportkraft.

Das japanische Bruttoinlandsprodukt legte in den drei Monaten von Oktober bis Ende Dezember auf Quartalssicht um 0,3 Prozent zu, wie die Regierung in Tokio basierend auf einer ersten Schätzung mitteilte. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Anstieg um 0,7 Prozent gerechnet. Für das dritte Quartal wurde ein revidiertes Wachstum von ebenfalls 0,3 Prozent ausgewiesen. Die annualisierte Rate belief sich auf 1,0 Prozent. Hier hatten Experten mit einem fast dreimal so hohen Wachstum von 2,8 Prozent gerechnet.

Allerdings wuchs die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt aber immer noch das vierte Quartal in Folge. Eine so lange positive Serie gab es seit über drei Jahren nicht mehr.

Bange Blicke auf Steuererhöhungen

Japans Wirtschaftswachstum lag im Schlussquartal 2013 damit noch unter dem der Eurozone, wo die Rate bei 1,1 Prozent lag, und weit unter der Wachstumsrate von 3,2 Prozent in den USA. Bereits zwischen Juli und September hatte Japans Wirtschaft mit einer annualisierten Wachstumsrate von 1,1 Prozent deutlich an Schwung verloren.

Damit der Konjunkturmotor von der anstehenden Steuererhöhung nicht wieder abgewürgt wird, ist es nach Ansicht von Ökonomen mit entscheidend, ob die Unternehmen des Landes die Löhne und Gehälter anheben werden. Nicht zuletzt dank der rasanten Abwertung des Yen konnten Großunternehmen wie Toyota hohe Profite einfahren. Im Frühjahr stehen Lohnverhandlungen der Konzerne mit den Gewerkschaften an.

Bei den kleinen und mittleren Unternehmen, wo das Gros der Japaner beschäftigt ist, dürfte es mit Lohnzuwächsen nach Ansicht von Experten allerdings noch einige Zeit dauern.

Verbraucher ziehen Ausgaben vor

Verbraucher und Unternehmen gaben im Schlussquartal weniger Geld aus als erhofft. Der private Konsum, der in Japan zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt, legte im Berichtsquartal um real 0,5 Prozent zu. Dies liegt zum Teil daran, dass Ausgaben vorgezogen wurden, bevor im April die Verbrauchssteuer angehoben wird. Die Exporte stiegen hingegen nur um magere 0,4 Prozent. Dazu trug ein Rückgang der Ausfuhren auf den wichtigen US-Markt bei.

Während die Importe 2013 um gut 15 Prozent zulegten, stiegen die Exporte mit neun Prozent deutlich langsamer. Viele Unternehmen verlieren so Marktanteile an Rivalen aus Südkorea und anderen Ländern. Seit der Abschaltung von Kernkraftwerken nach der Atom-Katastrophe von Fukushima wird zunehmend Energie teuer aus dem Ausland importiert. Die Kosten dafür erhöhen sich zudem noch durch den Wertverlust des Yen, der seit Ende 2012 um 23 Prozent zum Dollar fiel. Rohstoffe werden meist in Dollar bezahlt.

Die neuesten Zahlen sind nicht nur eine Enttäuschung für die japanische Regierung in ihrem entschlossenen Kampf gegen die Konjunkturflaute. Sie zeigen auch, dass die Lage in wichtigen Industrieländern weiterhin mit Vorsicht betrachtet werden muss.

"Mich sorgt weniger die Binnennachfrage, denn vor der geplanten Erhöhung der Umsatzsteuer dürfte sie weiter anziehen", sagte Ökonom Taro Saito vom NLI-Forschungsinstitut. "Viel mehr Anlass zur Sorge liefern die gedämpften Exporte, obwohl der schwache Yen die Nachfrage doch ankurbeln sollte."

 Die Commerzbank traut Japan in diesem Jahr ein Wachstum von 1,8 Prozent zu. Das würde etwa der deutschen Rate entsprechen.  "Die Rahmenbedingungen bleiben günstig", sagte Ökonom Marco Wagner. "Die expansive Geldpolitik der Notenbank wird den Yen schwach halten, was die japanischen Produkte am Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht."

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa/rts

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