Wirtschaft

Jobs. Jobs. Jobs. Ist Apples Steuer-Deal ein Erfolg für Trump?

Tech-Gigant Apple will 38 Milliarden Dollar an Steuern auf seine Auslandsgewinne zahlen. Gleichzeitig kündigt der Konzern an, 20.000 Jobs in den USA schaffen zu wollen. US-Präsident Trump führt das auf seine Steuerreform zurück. Aber stimmt das?

Der US-Präsident ist kein Freund des Understatements: Donald Trump feiert sich sogar für Erfolge, bei denen unklar ist, ob sie überhaupt seiner Politik geschuldet sind. Dazu gehört etwa die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street oder die seit seinem Amtsantritt weiter gesunkene Arbeitslosigkeit in den USA.

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Apple 168,00

Wenig verwunderlich, dass Trump einen weiteren vermeintlichen Erfolg seiner Amtszeit an die große Glocke hängt: die Ankündigung von Apple, 38 Milliarden Dollar Steuern auf die rund eine Viertelbillion Dollar zu zahlen, die im Ausland verdient und bis zuletzt auch dort gelagert wurden. Dazu kommen Investitionen von 30 Milliarden Dollar in den USA über die kommenden fünf Jahre, durch die 20.000 neue Jobs entstehen sollen.

"Ich hatte versprochen, dass meine Politik es Unternehmen wie Apple erlauben wird, massive Geldbeträge in die USA zurückzubringen", twitterte Trump. Er behauptete, dass dies auf seine Steuerreform mitsamt ihrer Steuerkürzungen zurückzuführen sei. "Ein riesiger Sieg für amerikanische Beschäftigte und die USA!" Gibt Apples Schritt Trump und seiner Wirtschaftspolitik also recht?

"Politische Ziele verfolgt"

Die große Frage ist: Investiert und schafft Apple nur deshalb neue Arbeitsplätze, weil viel Geld nun in die USA geholt wird? Apple-Chef Tim Cook sagte gegenüber dem Fernsehsender ABC, dass die jüngsten Ankündigungen "in großen Teilen" auf die von Trump versprochene und beschlossene Steuerreform zurückgingen. Was Cook allerdings auch betonte: Einen "großen Teil" der nun verkündeten Maßnahmen hätte Apple sowieso gemacht. Details zu der Verteilung nannte er nicht. Diese würde ihn auch nicht so sehr kümmern: "Für mich geht es um Amerika".

Zur Einordnung: Apple hatte in der Vergangenheit bereits angekündigt, im laufenden Geschäftsjahr 16 Milliarden Dollar weltweit zu investieren, nach 14,9 Milliarden Dollar im Vorjahr – ohne auszuweisen, wie viel davon auf die USA entfallen. Die nun für den Zeitraum von fünf Jahren angekündigten Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Dollar bedeuten im Schnitt lediglich 6 Milliarden Dollar pro Jahr.

Toni Sacconaghi, Analyst bei Sanford C. Bernstein & Co, sagte gegenüber dem "Wall Street Journal", dass nicht ersichtlich sei, wie viele der Vorhaben neu seien. Zudem sei Apple auch in der Lage, derartige Investitionen aus seinem laufenden Überschüssen zu bezahlen, ohne dafür Auslandsreserven anzapfen zu müssen. Daher sei "nicht klar, ob die Investitionen in irgendeiner Form von der Steuerreform ausgelöst wurden".

Auch Analyst Walter Piecyk von BTIG zeigte sich enttäuscht darüber, dass Apple den Anlegern nicht mitgeteilt hat, ob der Konzern mit dem rückgeführten Geld nun tatsächlich seine Investitionsquote insgesamt erhöhen wird. Seiner Ansicht nach habe Apple mit der Mitteilung zu voraussichtlichen Steuerzahlungen vor allem politische Ziele verfolgt.

Profitieren vor allem Aktionäre?

Ohnehin gilt es als umstritten, ob diese Art von einmaligen Steuererleichterungen (statt der sonst üblichen 35 Prozent zahlen Unternehmen bei Trumps Version nur einen Steuersatz von 15,5 Prozent auf liquide und 8 Prozent auf weniger liquide Werte) massive Investitionen in den USA zur Folge haben. Volkswirte rechnen eher damit, dass das in die USA zurückströmende Geld vor allem Aktionären zugutekommt.

Dafür muss man nur ein Blick in die Vergangenheit werfen: Bereits vor einigen Jahren gab es eine einmalige Steuererleichterung auf zurückgeführtes Auslandsvermögen. Im Jahr 2004 mussten Firmen sogar nur fünf Prozent an Steuern zahlen. Allerdings unter der Bedingung, dass sie mit dem heimgebrachten Kapital in den USA investieren und Arbeitsplätze schaffen. Letztendlich nutzten viele das Geld jedoch, um Dividenden an Aktionäre auszuzahlen und Aktien zurückzukaufen - Letzteres ist ein einfaches Mittel, um den Aktienkurs anzuheben und die Anleger zu befriedigen. Um an die Steuererleichterung zu gelangen, wurden Investitionen angegeben, die ohnehin getätigt worden wären.

Was man Trump aber auf jeden Fall zugutehalten kann: Er kann mit der Entscheidung von Apple Einnahmen von 38 Milliarden Dollar für den US-Fiskus verbuchen. Und weitere könnten folgen. Nicht-Finanzunternehmen sollen Ende 2017 rund 1,4 Billionen Dollar im Ausland gelagert haben. Bei allen S&P-500-Firmen sollen es insgesamt 2,8 Billionen Dollar sein. Laut einer Analyse des "Wall Street Journals" könnten von 311 Aktienunternehmen alleine 250 Milliarden Dollar an Steuernachzahlungen kommen. Die US-Regierung rechnet in den kommenden zehn Jahren sogar mit 339 Milliarden Dollar.

Mit diesem Geld soll - so der Plan - ein weiteres Wahlversprechen von Trump refinanziert werden: ein Investitionsprogramm von einer Billion Dollar, mit dem die marode Infrastruktur in den USA aufgepäppelt werden soll. Details dazu will die US-Regierung Ende Januar verkünden. Wie es am Ende auch ausgeht - zumindest einen Teilerfolg kann Trump somit verbuchen.

Quelle: ntv.de

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