Wirtschaft

Showdown in Bochum Investoren mosern am ThyssenKrupp-Kurs

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(Foto: picture alliance / dpa)

Es klingt seltsam: Ausgerechnet große Anteilseigner des Mischkonzerns ThyssenKrupp wollen keine Dividende. Doch dahinter steckt eine Strategie - nur eben nicht die des Konzernchefs. Beide Seiten treffen morgen aufeinander.

Einen Tag vor der Hauptversammlung von Thyssenkrupp kritisieren Investoren den Vorstand des Mischkonzerns. Der Finanzinvestor Cevian und die Fondsgesellschaft Union Investment sprachen sich gegen die vorgeschlagene Dividendenzahlung aus. Angesichts der finanziellen Lage des Konzerns sei eine Ausschüttung in diesem Jahr nicht sinnvoll, erklärte der Managing Partner von Cevian Capital, Lars Förberg. Cevian wolle dem Dividendenvorschlag nicht zustimmen. Die Schweden halten rund 15 Prozent. Union Investment lehnt die Gewinnbeteiligung ebenfalls ab und forderte den Verkauf weiterer Sparten. Die Aktionäre kommen am morgigen Freitag in Bochum zur Hauptversammlung zusammen.

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"Thyssenkrupp wird sich von weiteren Sparten trennen müssen, um das Eigenkapital zu stärken und die Verschuldung in den Griff zu bekommen", sagte Union Investment Fondsmanager Ingo Speich der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung." Konzernchef Heinrich Hiesinger müsse größere Anstrengungen unternehmen, um die Finanzkraft zu stärken. Die um vier auf 15 Cent angehobene Dividende sei ein Zugeständnis an die Krupp-Stiftung. Diese ist mit rund 23 Prozent größter Aktionär. "Die Dividende lehnen wir erneut ab, weil sie aus der nicht vorhandenen Substanz bezahlt wird." Speich hatte sich bereits im vergangenen Jahr gegen eine Zahlung ausgesprochen - allerdings ohne Erfolg.

Mehr Fahrstühle - weniger Hochöfen

Thyssenkrupp hatte im vergangenen Jahr sein operatives Ergebnis um mehr als ein Viertel auf 1,7 Milliarden Euro erhöht. Den Konzern drücken aber noch Nettofinanzschulden von 3,4 Milliarden Euro. Vor wenigen Jahren war die Summe noch fast doppelt so hoch. Der Konzern war durch Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke in Übersee in die Krise geraten und schrieb Milliardenverluste. Hiesinger richtete den Konzern stärker auf das weniger konjunkturanfällige Technologiegeschäft mit Aufzügen, Anlagen und Autoteilen aus und weniger auf das Stahlgeschäft.

Spekulationen über eine Trennung von bestimmten Sparten wie den Aufzügen oder den Auto-Komponenten erteilte er erneut eine Absage. "Wir haben die Strategie, unsere Industriegütergeschäfte weiterzuentwickeln und damit den Konzern stabiler zu machen", sagte er dem "Handelsblatt". "Warum sollten wir diese Zukunftsgeschäfte verkaufen?" Er wolle den Konzern auf breiter Basis voranbringen. Alle Bereiche müssten deutlich profitabler werden, um den Konzern auf ein sicheres Fundament zu stellen. "Wir sind noch lange nicht fertig mit der Transformation, auch wenn wir schon vier Jahre massiv daran gearbeitet haben."

Zwar hält Hiesinger an seiner Prognose eines operativen Ergebnisses von 1,6 bis 1,9 (Vorjahr: 1,67) Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015/16 (Ende September) fest. Voraussetzung sei aber, dass "sich die Werkstoffgeschäfte in der zweiten Geschäftsjahreshälfte deutlich erholen". Der Verfall der Stahlpreise betrifft unmittelbar die europäische Stahlsparte, das Stahlwerk in Brasilien sowie der Werkstoffhandel der Handelstochter Material Sciences.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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