Wirtschaft

Nationale Sicherheitsbedenken Infineon übernimmt Wolfspeed nicht

Infineon war vom Widerstand aus den Vereinigten Staaten kalt erwischt worden.

Infineon war vom Widerstand aus den Vereinigten Staaten kalt erwischt worden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist aus und vorbei: Infineon kann den US-Chipkonzern Wolfspeed nicht kaufen. Dem Dax-Konzern funken die US-Sicherheitsbehörden dazwischen, weil Wolfspeed auch militärische Anwendungen bedient.

Deutschlands größter Halbleiterhersteller Infineon ist mit der geplanten Übernahme des amerikanischen Chipkonzerns Wolfspeed gescheitert. Wegen Sicherheitsbedenken der US-Behörden habe sie die Transaktion abgeblasen, teilte die Wolfspeed-Mutter Cree mit.

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Infineon hatte die Hoffnung auf den Zukauf bereits aufgeben. Die aktuelle Situation biete "nur eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit zur Umsetzung", sagte Vorstandschef Reinhard Ploss auf der Hauptversammlung in München. Weil Wolfspeed auch militärische Anwendungen bedient, hatten die USA nationale Sicherheitsbedenken angemeldet. Die Münchner hielten es demnach nicht für wahrscheinlich, dass sie die Vorbehalte der US-Behörde CFIUS ausräumen und den 850-Millionen-Dollar-Deal retten können. Wie Cree weiter mitteilte, werde Infineon nun eine Vertragsstrafe von 12,5 Millionen Dollar an die US-Firma zahlen.

Der Dax-Konzern wollte mit Hilfe der Amerikaner seine Expertise bei neuen Halbleitermaterialien wie Siliziumkarbid und Galliumnitrid stärken; bislang wird für die Chipproduktion hauptsächlich Silizium verwendet. Wolfspeed hätte etwa beim Bau kleinerer und effizienterer Ladegeräte für Elektroautos helfen, Infineon so seine Position als Zulieferer für die Pkw-Branche und für den Mobilfunkstandard 5G stärken können.

Vom Widerstand aus den USA waren die Bayern in der vergangenen Woche kalt erwischt worden. CFIUS, der Genehmigungsausschuss der US-Regierung, hatte Infineon und Cree mitgeteilt, dass der Kauf ein Risiko für die nationale Sicherheit der USA darstelle. Infineon zeigte sich bereits skeptisch, die Bedenken ausräumen und das Geschäft retten zu können.

Washington funkte auch bei Aixtron dazwischen

In jüngster Zeit hatten mehrere Firmen in den USA Probleme mit einer Übernahme bekommen. Im Dezember hatte der chinesische Investor Fujian Grand Chip Investment den Kauf des deutschen Chipanlagenbauers Aixtron abgeblasen, nachdem die US-Regierung - damals noch unter Präsident Barack Obama - dazwischengefunkt hatte. Die Sicherheitsbehörden hatten Bedenken, weil China militärischer Rivale der beiden Nato-Staaten USA und Deutschland ist.

Der Roboterbauer Kuka verkaufte auf dem Weg zur Übernahme durch den chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea seine Rüstungsaktivitäten in den Vereinigten Staaten an eine amerikanische Firma - auf Geheiß der US-Behörden.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer warb kürzlich mit dem Versprechen von Milliardeninvestitionen und neuen Jobs in den USA für die geplante Fusion mit dem amerikanischen Saatgutriesen Monsanto. Die Konzerne sind bei der 66 Milliarden Dollar schweren Transaktion unter anderem auf das Wohlwollen der dortigen Aufsichtsbehörden angewiesen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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