Wirtschaft

Kleiner Stimmungsdämpfer Ifo-Index sinkt stärker als erwartet

Die Wirtschaftsdynamik lässt nach. Damit bleibt die Fantasie auf Zinssenkungen bestehen.

Die Wirtschaftsdynamik lässt nach. Damit bleibt die Fantasie auf Zinssenkungen bestehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Deutsche Unternehmen beurteilen die Konjunkturlage erstmals seit Dezember wieder schlechter. Der Dämpfer fällt stärker aus als Experten erwartet hatten. Die Fantasie auf Zinssenkungen bleibt damit erhalten. Der Euro reagiert mit Kursabschlägen.

Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im Mai etwas eingetrübt. Nach einem überraschenden Anstieg im April fiel der Ifo-Geschäftsklimaindex von 111,2 auf 110,4 Punkte. Der wichtigste deutsche Konjunkturfrühindikator liegt damit auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2013. Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 111,0 prognostiziert.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Die Unternehmen beurteilten sowohl ihre Lage als auch ihre Geschäftsaussichten schlechter als zuletzt. Der Teilindex für die aktuelle Geschäftslage sank von 115,3 auf 114,8 Punkte. Volkswirte hatten hier einen Anstieg auf 115,5 erwartet. "Die Unternehmen blicken etwas weniger optimistisch auf den weiteren Geschäftsverlauf. Die deutsche Wirtschaft legt eine Verschnaufpause ein", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn in München. Der Teilindex der Geschäftserwartungen sank von 107,3 auf 106,2. Hier war mit einem Rückgang auf 106,6 gerechnet worden.

Stimmung lässt in allen Branchen nach

Schlechtere Noten fürs Geschäftsklima gab es in allen Branchen - von der Industrie, über den Handel und die Bauwirtschaft bis hin zu den Dienstleistern. Allerdings ist die Stimmung etwa in der Industrie nach wie vor recht gut. "Vom Export werden weiterhin verstärkt Impulse erwartet", so Sinn.

Laut Heleba-Analyst Ralf Umlauf deutet der Rückgang der Stimmungsbarometer darauf hin, dass die wirtschaftliche Dynamik in den kommenden Monaten nicht so ausgeprägt sein wird, wie zu Beginn des Jahres. Die Fantasie auf Zinssenkungen bleibe damit erhalten, urteilte er.

Der Ifo-Index hält sich bereits seit März 2010 über der Marke von 100 Punkten. Zuletzt hatte der wichtige Frühindikator im März einen kleinen Rückgang verbucht. Davor gab es zuletzt im Oktober 2013 ein leichtes Minus.

Anlass zur Sorge sehen Volkswirte nicht. Sie sprechen erst nach drei Änderungen in Folge von einer möglichen Trendwende. "Ein Beinbruch ist dieser Rückgang nicht", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die deutsche Wirtschaft expandiere stark. "Deutschland spielt weiter in seiner eigenen Liga - zumindest innerhalb der Euro-Zone", sagte auch Ökonom Carsten Brzeski von der Großbank ING. Von Januar bis März hatte Europas größte Volkswirtschaft das größte Plus seit drei Jahren registriert.

Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen ermittelt.

Euro sinkt auf Dreimonatstief

Erwartungsgemäß sorgte der Fall des Ifo-Index unter die Konsenserwartung von 110,9 für Verkaufsdruck beim Euro. Die europäische Einheitswährung löste sich von der 1,365er-Marke nach unten. Zuletzt notierte er bei 1,3635 Dollar und damit auf einem Dreimonatstief.

Junichi Ishikawa von IG Securities wies darauf hin, dass der Ifo-Index für den Euro wichtig sei, weil dieser momentan genau an seiner 200-Tage-Durchschnittslinie notiere. Starke Marktreaktionen bei Aktien blieben nach der Veröffentlichung indes aus.

Aber der Konjunkturmotor brummt

Trotz des Dämpfers bei Ifo-Index läuft es in der deutschen Wirtschaft aber immer noch rund. Unternehmen und Verbraucher haben die Krisen im Euroraum abgehakt. Die einen investieren endlich wieder kräftig, die anderen bleiben in Kauflaune. Beides zusammen bringt den Konjunkturmotor auf Hochtouren. Auch die Aussichten sind gut.

Wie das Statistische Bundesamt bestätigte, stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2014 dank der steigenden Binnennachfrage im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,8 Prozent. Einen größeren BIP-Anstieg zum Vorquartal hatte es zuletzt vor drei Jahren gegeben. Im Schlussquartal 2013 war die deutsche Wirtschaft mit plus 0,4 Prozent nur halb so schnell gewachsen.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen