Wirtschaft

Stürzen die Aktienmärkte ab? Hindenburg-Omen erschreckt Börsianer

Die Hindenburg verbrennt 1937 bei einer missglückten Landung in Lakehurst bei New York.

Die Hindenburg verbrennt 1937 bei einer missglückten Landung in Lakehurst bei New York.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

"Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist schon wieder diese Hindenburg", stöhnt ein Investmentbanker an der Wall Street. Das berüchtigte Omen verunsichert so manchen Anleger. Angesichts dieses Namens ist das auch kein Wunder.

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An den Aktienmärkten sorgt derzeit ein finsterer Indikator für Gesprächsstoff: das Hindenburg-Omen. Benannt wurde es nach dem Zeppelin, der 1937 bei der Landung in Lakehurst explodierte – damals starben drei Dutzend Menschen. Bei dieser extremen Namensgebung ist es nicht überraschend, worauf das Omen hindeuten soll: auf einen bevorstehenden Absturz des Marktes. Und technische Analysten warnen, dass das Omen in den vergangenen Tagen am US-Aktienmarkt vermehrt aufgetreten ist.

So übertrieben der Name auch ist, an der Börse wird dem Phänomen durchaus Beachtung geschenkt. Und worum handelt es sich bei diesem Omen?

Der Begriff kommt aus der technischen Analyse. Diese untersucht den Verlauf von Börsenkursen und berücksichtigt Indikatoren, um Vorhersagen über die künftige Entwicklung des Marktes oder einzelner Aktien zu treffen. Das Hindenburg-Omen ist eine Kombination verschiedener Faktoren und soll einen Hinweis liefern, wie gesund eine Aufwärtsentwicklung der New Yorker Börse ist.

Komplizierter Indikator

Konkret müssen folgende Bedingungen erfüllt sein, damit das Omen auftaucht:

  • Die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs und der neuen 52-Wochen-Tiefs an der New York Stock Exchange (NYSE) macht jeweils mehr als 2,2 Prozent der Gesamtzahl der gehandelten Aktien aus.
  • Die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs an der NYSE darf nicht mehr als doppelt so groß sein wie die Zahl der neuen 52-Wochen-Tiefs.
  • Der McClellan-Oszillator, ein Maß für die Marktbreite und den herrschenden Trend, muss negativ sein.
  • Der gleitende Durchschnitt der letzten zehn Wochen an der NYSE muss steigen.

Das klingt nicht nur kompliziert, das ist es auch. Zudem gilt ein Hindenburg-Omen nur dann, wenn es sich innerhalb von 36 Tagen wiederholt.

So manchem Börsianer bereitet das jüngste Auftauchen tatsächlich Sorgen, schließlich ging dieses Omen doch einigen Abstürzen voraus, beispielsweise dem Crash von 1987 und der Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008. Allerdings wurden auch oft alle Bedingungen erfüllt - und an den Märkten ging es dennoch munter weiter aufwärts.

Das Omen habe keine hundertprozentige Aussagekraft, sagt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Der technische Analyst sieht diese eher bei 70 Prozent. "Für mich ist das Hindenburg-Omen ein Warnsignal", sagt er n-tv.de. "Wir nehmen das ernst, beachten aber natürlich auch andere Indikatoren. Es ist ein durchaus wichtiges Signal, allerdings nur eines von vielen. Wenn es auftritt und der Markt schon sehr lange gut gelaufen ist, dann sollte man es besser nicht ignorieren."

Doch es gibt auch Börsianer, die dem Hindenburg-Omen gar keine Aussagekraft zugestehen. Und steht nun ein Absturz bevor? Das kann niemand mit Sicherheit sagen. Fest steht nur: Vorhersagen sind schwer. Besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Quelle: ntv.de

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