Wirtschaft

Ackman kapituliert Hedgefonds-Guru versenkt Milliarden

Wirft das Handtuch: Bill Ackman.

Wirft das Handtuch: Bill Ackman.

(Foto: AP)

Das nennt man wohl Fehlinvestition: Mehrere Milliarden Dollar steckt Bill Ackman in eine Beteiligung an einem Pharma-Unternehmen. Der größte Teil des Geldes ist weg, der Hedgefonds-Manager zieht den Stecker.

Bill Ackman gibt auf: Sein Hedgefonds Pershing Square hat alle Anteile am umstrittenen Pharma-Unternehmen Valeant verkauft. Für den schillernden Investor Ackman ist das ein teures Eingeständnis des Scheiterns, immerhin hat sein Fonds rund vier Milliarden Dollar verbrannt - und dafür nur knapp zwei Jahre gebraucht.

Anders ausgedrückt: Seit ihren Höchstständen im Sommer 2015 sind die Aktien um mehr als 90 Prozent abgestürzt. Ackman hatte für seinen Anteil nach eigenen Angaben im Schnitt 190 Dollar pro Aktie bezahlt, derzeit kosten die Papiere weniger als 11 Dollar.

Valeant war einst ein Liebling von Hedgefonds. Im Juli 2015 hatte der Aktienkurs knapp 260 Dollar erreicht - doch dann ging es abwärts. Investoren zogen sich zurück, während das Unternehmen wegen seines Geschäftsmodells und seiner Bilanzierungspraktiken immer mehr in die Kritik geriet.

Das Unternehmen hatte damals seine Strategie geändert. Valeant dampfte die teure Forschung und Entwicklung von Medikamenten ein und ging dazu über, kleinere Konkurrenten zu kaufen - und deren Produkte teurer zu machen. So wurden beispielsweise die Preise für zwei Herzmittel um 525 und 212 Prozent erhöht. Das handelte der Firma nicht nur jede Menge Ärger ein, sondern sorgte auch für üppige Schulden, die sich derzeit auf ein Volumen von 30 Milliarden Dollar belaufen.

Um seine gigantische Wette auf Valeant zu verteidigen, hielt Ackman Ende Oktober 2015 eine stundenlange Telefonkonferenz ab und sagte voraus, dass der Aktienkurs im Jahr 2019 bei knapp 450 Dollar liegen werde. Mehr noch: Ackman kündigte an, weitere Aktien zu kaufen. Am Ende war er mit 8 Prozent an Valeant beteiligt.

Anlass für die Marathonsitzung: Der Aktienkurs hatte wieder einmal kräftig nachgegeben. Verantwortlich dafür war ein einflussreicher Spekulant, der mit Wetten auf fallende Kurse Geld verdient. Citron Research warf dem Unternehmen vor, den Umsatz künstlich aufgebläht zu haben. Valeant wies die Vorwürfe als "Irrtum" zurück, die Aktie stürzte dennoch ab.

Botox-Hersteller im Visier

Ackman gab nicht auf. Mit einem Vertrauten zog er in den Vorstand von Valeant ein und versprach, das Ruder herumzureißen. Der Unternehmens- und der Finanzchef mussten gehen, auch andere Führungskräfte wurden ausgetauscht. Ackman gelang es dennoch nicht, das wohl schlechteste Investment seiner Karriere zu retten. Mit dem vollständigen Verkauf der Anteile wird sein Hedgefonds sich auch aus der Unternehmensführung zurückziehen.

Dabei hatte die Beziehung zwischen Ackman und Valeant äußerst lukrativ begonnen. Der Hedgefonds-Manager unterstütze im Jahr 2014 den damaligen Valeant-Boss Michael Pearson bei dessen Versuch, den Botox-Hersteller Allergan feindlich zu übernehmen. Das scheiterte, weil der irisch-amerikanische Branchenriese Actavis das umworbene Unternehmen schluckte.

Ackman profitierte trotzdem: Der Übernahmekampf hatte den Aktienkurs von Allergan kräftig in die Höhe getrieben. Da Ackman vorher einen großen Allergan-Anteil gekauft hatte, strich sein Fonds rund 2,2 Milliarden Dollar ein.

Mit dem Ausstieg zieht Ackman einen Schlussstrich unter das Kapitel Valeant. Bei allen Verlusten: Ackman dürfte froh sein, die Leidensgeschichte endlich beendet zu haben. Zudem kann er sich jetzt stärker auf ein weiteres problematisches Investment konzentrieren: Herbalife. Seit Mai 2012 wettet er auf fallende Aktienkurse des Diät-Unternehmens.

Ackman wirft Herbalife vor, ein Schneeballsystem zu betreiben. Der Konzern verkauft seine Produkte (beispielsweise Riegel zur Gewichtskontrolle und Energiedrinks) über selbständige Vertriebsleute. Sie würden aber nur Geld verdienen, indem sie immer neue Verkäufer anwerben, so Ackman. Er ist davon überzeugt, die Firma werde deshalb zusammenbrechen.

Doch obwohl er viel Geld in seinen Feldzug investiert hat, ist es Ackman bisher nicht gelungen, den Aktienkurs nach unten zu prügeln. Für den Investor heißt das wie bei Valeant: Er verbrennt Geld. Doch ganz so heftig ist der Verlust bisher nicht. Das Magazin "Fortune" schätzt ihn auf eine halbe Milliarde Dollar.

Quelle: ntv.de

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