Wirtschaft

Brexit-Countdown in Europa Hamburger Hafenzoll trifft Vorkehrungen

Lkw-Stau auf der Hamburger Köhlbrandbrücke: Was kommt mit dem Brexit-Termin Ende März auf die EU und den Hamburger Hafen zu?

Lkw-Stau auf der Hamburger Köhlbrandbrücke: Was kommt mit dem Brexit-Termin Ende März auf die EU und den Hamburger Hafen zu?

(Foto: picture alliance/dpa)

Bis zum anstehenden Brexit-Stichtag am 29. März sind es nur noch knapp zwei Wochen: Wie gut ist Deutschland gegen das drohende Chaos im Warenverkehr gewappnet? Am wichtigsten Umschlagplatz des Seehandels in Hamburg sieht sich der Zoll "bestmöglich vorbereitet".

Das größte Hauptzollamt in Deutschland sieht sich für den anstehenden EU-Ausstieg Großbritanniens beim Seegüterumschlag gut aufgestellt. "Wir haben versucht, uns bestmöglich vorzubereiten, aber es gibt Unwägbarkeiten. Wir können die künftigen Warenströme nicht vorhersehen", sagte der Leiter des Hauptzollamtes Hamburg, Christian Schaade. Zusätzlichen Aufwand fürchten die Beamten nicht: "Das ist in den Zollabfertigungen im täglichen Ablauf des Hamburger Hafen machbar", wie die Leitung des Zolls erklärte.

Noch ist unklar, ob es zum Stichtag 29. März überhaupt zum befürchteten "No-Deal-Brexit" kommt. Wie groß die Auswirkungen dann für den Hamburger Hafen ausfallen sind ebenfalls schwer einzuschätzen. Fraglich etwa ist, ob Warenlieferungen etwa aus dem Drittland China weiterhin über Großbritannien die EU erreichen werden.

Großbritannien künftig "Drittland"

Der EU-Austritt der Briten könnte die Arbeit der Beamten sogar teilweise erleichtern. Einen geringeren Zollaufwand gebe es künftig, meinte der Zoll-Experte, wenn Waren aus Übersee direkt in Europa angeliefert und die übrigen für britische Empfänger bestimmten Waren von hier weiter auf die Insel transportiert würden.

Schmerzhafte Einbußen sind für den Hamburger Hafen nicht zu erwarten: Das Frachtaufkommen mit Bezug zum Vereinigten Königreich macht bislang nur 3,1 Prozent des gesamten Hafenumschlags aus. Anders ausgedrückt: Beladen gingen 2017 rund 30.000 Standardcontainer (TEU) in beide Richtungen auf die Reise. Im Fall eines ungeregelten Brexits rechnet der Zoll in Hamburg rein statistisch mit etwa 82 zusätzlich abzufertigenden Containern pro Tag.

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Vollkommen offen ist noch, welche Folgen der EU-Austritt der Briten auf die konjunkturelle Entwicklung in Europa haben wird. Sollte es zu einer allgemeinen Abkühlung der wirtschaftlichen Aktivitäten kommen, dürfte sich das auch im Umfang der Warenlieferungen im Seehandel niederschlagen.

"Wir haben ein IT-System"

Mit Blick auf die erforderlichen Zollformulare, Regelungen und Vorschriften sieht sich der deutsche Zoll für den Brexit gewappnet. "Der große Vorteil ist, dass wir ein IT-System haben, mit dem wir Deutschland in der Abfertigung von Waren abdecken", erläuterte der stellvertretende Leiter des Zollamts Hamburg, Manfred Lindloff. Das Hauptzollamt Hamburg hat rund 2000 Beschäftigte. Davon sind 750 beim Zollamt Hamburg tätig, das für die zoll- und steuerrechtliche Abfertigung von Seegütern zuständig ist.

Auch bei den übrigen Zollbehörden in Deutschland zeichnen sich vorerst keine einschneidenden Veränderungen ab: Mit dem Brexit kämen zudem keine inhaltlich neuen Aufgaben auf den Zoll zu, weil Großbritannien beim Ausstieg lediglich als ein weiteres "Drittland" zu behandeln wäre, wie der Sprecher der Generalzolldirektion in Bonn, André Lenz, erklärte. Alle Formalitäten hierfür seien bekannt.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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