Wirtschaft

Ermittler sprechen von Unfall HNA-Chef Wang stürzt in Frankreich zu Tode

Goldfarbenes Firmenlogo: Der HNA-Konzern ächzt unter einer enormen Schuldenlast.

Goldfarbenes Firmenlogo: Der HNA-Konzern ächzt unter einer enormen Schuldenlast.

(Foto: REUTERS)

Eine Todesnachricht schreckt den chinesischen Großinvestor HNA auf: Der Chef des Verwaltungsrats, Wang, kommt nach einem Sturz in Frankreich ums Leben. Der Konzern, der unter anderem Aktien der Deutschen Bank hält, ist massiv verschuldet.

Der Chef des chinesischen HNA-Konzerns, Wang Jian, ist in Frankreich tödlich verunglückt. Der 57-Jährige sei auf einer Geschäftsreise in der Provence gestürzt, teilte das Unternehmen mit. Wang habe bei diesem Vorfall schwere Verletzungen erlitten, denen er am Dienstag erlegen sei. Weitere Details liegen noch nicht vor. HNA gehört zu den 500 größten Unternehmen der Welt und ist unter anderem mit 7,8 Prozent Großaktionär der Deutschen Bank. 

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"Zusammen trauern wir über den Verlust eines außergewöhnlich begabten Führers und eines Vorbilds, dessen Vision und Wertvorstellungen weiter ein Leuchtturm für all jene bleibt, die das Glück hatten, ihn zu kennen", teilte HNA mit.

Wang Jian war einer der prägenden Köpfe des HNA-Konzerns.

Wang Jian war einer der prägenden Köpfe des HNA-Konzerns.

(Foto: AP)

Nach Angaben der französischen Gendarmerie stürzte Wang Jian im Dorf Bonnieux nördlich von Aix-en-Provence etwa zehn Meter in die Tiefe. Die ersten Ermittlungsergebnisse sprechen demnach für einen Unfall. Wang Jian habe wohl versucht, auf eine Mauer zu steigen, sagte eine Gendarmerie-Sprecherin. Es sei möglich, dass er ein Foto machen oder sich fotografieren lassen wollte. Dabei habe er wohl zu viel Schwung genommen und sei gestürzt.

Bonnieux ist für seine malerische Aussicht bekannt. Der Radiosender France Bleu berichtete, dass die Feuerwehr erfolglos versucht habe, den verunglückten Chinesen wiederzubeleben. Der überraschende Tod des HNA-Chefs platzt in eine Zeit der Ungewissheit für den weitverzweigten Mischkonzern, der sich in den vergangenen drei Jahren mit milliardenschweren Zukäufen offenbar übernommen hatte.

HNA sitzt auch riesigem Schuldenberg

Wang lenkte die Geschäfte des chinesischen Konzernverbunds als Vorsitzender im Verwaltungsrat. Die Chinesen hatten für schätzungsweise 30 Milliarden US-Dollar (aktuell 25,75 Milliarden Euro) weltweit Firmen und Immobilien zugekauft. Dadurch türmte sich ein gewaltiger Schuldenberg auf. Die Höhe der Außenstände beläuft sich Schätzungen zufolge auf rund 50 Milliarden Dollar.

Wang Jian war eine Schlüsselfigur der Expansion. Neben dem Gründer Chen Feng stand er an der Spitze des Konglomerats und war zuletzt Vorsitzender des Verwaltungsrats von HNA International. Die Eigentürmerstruktur des Firmenkonstrukts gilt als undurchsichtig, aber Mitbegründer Wang Jian sollen 15 Prozent gehört haben. 

Wang Jian kam aus der Luftfahrtbranche und gründete mit Chen Feng in den frühen 1990er Jahren Hainan Airlines, das Flaggschiff des Konzerns und heute die viertgrößte chinesische Fluggesellschaft. HNA kaufte im vergangenen Jahr auch Anteile von 82,5 Prozent des defizitären Lokalflughafens Frankfurt-Hahn für 15 Millionen Euro. Dass HNA in eine brenzlige Lage geraten ist, hängt auch mit der neuen Politik Pekings zusammen. Jahrelang finanzierten Chinas Staatsbanken bereitwillig die Kauforgien chinesischer Konzerne im Ausland und pumpten immer neue Milliarden nach. Doch damit war plötzlich Schluss - auch aus Sorge vor Kapitalabflüssen.

Vor wenigen Wochen musste die HNA-Führung ihre Gläubiger vor drohenden Engpässen bei der Liquidität warnen. Der Konzern arbeite daran, hieß es, die Geldnöte über milliardenschwere Immobilien- und Anteilsverkäufe zu lindern. Um kurzfristig an Geld zu kommen, begannen die Chinesen im Frühjahr damit, einen Teil ihrer Investments wieder auf den Markt zu werfen. Die Beteiligung an der Deutschen Bank verringerte die HNA-Gruppe kürzlich auf 7,6 Prozent. Gewinne dürfte HNA durch den Aktienverkauf nicht eingestrichen haben.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/dpa

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