Wirtschaft

Rendite alleine sagt nichts Gute Dividenden, schlechte Dividenden

Auch bei den Dax-Riesen muss man genau hinschauen, um etwaige Druckstellen zu erkennen.

Auch bei den Dax-Riesen muss man genau hinschauen, um etwaige Druckstellen zu erkennen.

(Foto: REUTERS)

Mit immer neuen Rekorden beim Dax steigt das Rückschlagpotenzial. Sicherheit bieten angeblich möglichst hohe Dividendenrenditen. Jürgen Mehrbrei von der UNIKAT Vermögensverwaltung widerspricht mit prominenten Beispielen.

Im Dax führt K+S die Liste der Aktien mit der höchsten Dividendenrendite an. Der Kaliproduzent schüttet im kommenden Jahr voraussichtlich 1,00 Euro je Aktie an seine Anteilseigner aus. Damit kommt das Unternehmen auf eine Dividendenrendite von 5,0 Prozent, nach 4,05 Prozent im Jahr 2012 (siehe Tabelle unten). Im Dax bedeutet das Platz 1. Die hohe Dividendenrendite kommt aber nicht dadurch zustande, dass der Düngemittelproduzent so toll verdient. Im Gegenteil: Der Gewinn ist im 3. Quartal um mehr als ein Viertel eingebrochen. Der Kurs hat sich auf Sicht eines guten Jahres sogar in etwa halbiert. Da die Dividende aber "nur" von 1,40 auf 1,00 Euro gekappt wird, also um 29 Prozent, ergibt sich die hohe Dividendenrendite. In diesem Fall ist sie kein Zeichen von Stärke, sondern von Schwäche. Durch den Bruch des russisch-weißrussischen Preiskartells ist der Kalipreis kollabiert und mit ihm der Gewinn sowie der Kurs von K+S.

Hohe Dividenden, aber Vorsicht

Auch Eon und RWE zeichnen sich auf den ersten Blick durch hohe Gewinnausschüttungen aus. Die Dividendenrendite liegt hier bei gut bzw. knapp vier Prozent. Doch die beiden Versorger leiden massiv unter der politisch motivierten Energiewende, die sie kaum beeinflussen können. Trotz des Rekordniveaus des Dax notieren beide Aktien tiefer als zum Jahresanfang.

Noch etwas anders gelagert ist der Fall bei der Deutschen Telekom. Der Konzern schüttet fast den gesamten Gewinn aus. Das bringt zwar eine Dividendenrendite von 4,4 Prozent, was gemeinsam mit Eon immerhin für Platz 3 der ausschüttungsfreudigsten Dax-Werte reicht. Doch bei einer Ausschüttungsquote von rund 95 Prozent bleibt kaum noch Geld, um in neue Netze und Technologien zu investieren. Während sich der deutsche Staat, der über die KfW noch knapp ein Drittel der Anteile hält, über eine milliardenschwere Ausschüttung freut, verspielt die Deutsche Telekom ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit. Natürlich kann auch bei K+S, Eon, RWE oder der Deutschen Telekom der Aktienkurs einmal wieder kräftiger steigen. Ein Sicherheitsnetz gegen mögliche Verluste bieten die Ausschüttungen hier aber kaum. Alle vier Aktiengesellschaften haben ihre Dividenden stark gekürzt. Die hohen Renditen resultieren vor allem aus den schwachen Kursen.

Hohe Dividenden mit stabilen Aussichten

Jürgen Mehrbrei ist Gründer und Geschäftsführer der UNIKAT Vermögensverwaltung. Er ist u.a. für die ganzheitliche Kundenbetreuung und das Fondsmanagement verantwortlich.

Jürgen Mehrbrei ist Gründer und Geschäftsführer der UNIKAT Vermögensverwaltung. Er ist u.a. für die ganzheitliche Kundenbetreuung und das Fondsmanagement verantwortlich.

BMW und Daimler bewegen sich, was Dividendenrenditen angeht, mit 3,6 Prozent ebenfalls im Spitzenfeld. Ursache ist hier aber nicht eine Kursschwäche der Aktien, sondern der hohe Gewinn. Bei einer Ausschüttungsquote von jeweils weniger als 40 Prozent verbleiben mehrere Milliarden Euro in den beiden Autokonzernen, die in Forschung und Entwicklung investiert werden können. Sowohl BMW als auch Daimler gehören im gehobenen Automobilbereich zu den weltweiten Technologie- und Marktführern. Die Münchener stellen gerade mit der Markteinführung des BMW i3 ihre Innovationskraft unter Beweis. Die Karosserie des Elektroflitzers besteht nicht mehr aus Blech oder Aluminium, sondern aus schwer zu verarbeitenden Karbonfasern. Der neue i8, ein Sportwagen mit Hybridmotor, kommt trotz einer Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h laut Angaben von BWW nur auf einen kombinierten Verbrauch von 2,5l/100km. Sowohl BMW als auch Daimler profitieren von der guten Nachfrage aus Asien und der absehbaren Erholung in Europa.

Zu den Unternehmen mit hoher Dividendenrendite, guten operativen Aussichten und Kursfantasie zählen wir auch BASF. Obwohl die Aktie auf Rekordniveau notiert, beläuft sich die Dividendenrendite auf 3,5 Prozent. Die Chemiebranche gilt als eher konservativ. Die starke Marktpositionierung von BASF auf dem Weltmarkt und zunehmende globale Konjunkturdynamik sprechen für den zyklischen Wert.

Geringe Dividende, aber einen Blick wert

SAP hat vor allem das Potenzial, positiv überraschen zu können. Die Aktie gehört dieses Jahr bislang zu den schwächeren im Dax, die Dividendenrendite liegt mit 1,5 Prozent gerade einmal im unteren Mittelfeld. Das Unternehmen schüttet aber nicht einmal jeden dritten Euro an seine Anteilseigner aus. Das erklärt zumindest teilweise die unterdurchschnittliche Dividendenrendite. Außerdem ist SAP als Markführer in verschiedenen Bereichen wie bei Business Intelligence Lösungen international hervorragend positioniert. Wir rechnen daher mit steigenden Gewinnen, höheren Dividenden und sehen für die Aktie Aufholpotenzial.

Anleger sollten sich also nicht alleine von einer hohen Dividendenrendite blenden lassen – sie bietet längst nicht in allen Fällen einen wirksamen Schutz gegen mögliche Kursverluste. Erstens gilt es zu beurteilen, wie die Dividendenrendite zustande kommt. Und zweitens sollten weitere Kennziffern herangezogen werden, um die Qualität und die Aussichten eines Aktieninvestments professionell zu beurteilen. Nach unserer Erfahrung liefern u.a. das Kurs-Buchwert-, Kurs-Cashflow- und das Kurs-Gewinn-Verhältnis sowie der Gewinntrend aussagekräftige Informationen. Die Dividendenrendite alleine greift zu kurz.

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Quelle: ntv.de

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