Wirtschaft

Schwerer Nachfrageeinbruch – Soros komplett draußen Investoren am Goldmarkt machen klar Schiff

George Soros ist raus aus dem Spiel: Sein Rückzug aus dem Goldmarkt ist abgeschlossen.

George Soros ist raus aus dem Spiel: Sein Rückzug aus dem Goldmarkt ist abgeschlossen.

(Foto: REUTERS)

Die Annahmen von Goldexperten bewahrheiten sich: Großinvestoren dampfen ihre Goldbestände massiv ein - Hedgefonds-Spekulant Soros kehrt dem Goldmarkt gar komplett den Rücken. Dieses Jahr geht damit als "schlimmstes Gold-Jahr" in die Geschichte ein. Was zunächst dramatisch klingt, hat seine guten Seiten.

Gold, Feinunze
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Was tägliche Statistiken in Teilen bereits vorweggenommen haben, bestätigt sich: Laut jüngsten Daten der US-Börsenaufsicht SEC und des Branchenverbands World Gold Council (WGC) ist die Goldnachfrage im zweiten Quartal so stark eingebrochen wie lange nicht. 2013 sei mit Abstand das schlimmste Jahr für den Goldmarkt, sagte der für Investitionen zuständige WGC-Vorstand Marcus Grubb.

Die weltweite Nachfrage lag laut WGC zwölf Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Mit 856 Tonnen war sie so niedrig wie seit über drei Jahren nicht mehr. Ausgelöst wurde der Rückgang vor allem durch die Verkäufe der mit Gold hinterlegten ETF-Fonds. Die Fonds hatten sich im Rahmen der dramatischen Preisrückgänge im April und Juni im großen Stil von dem Edelmetall getrennt.

Allein ihre Abflüsse summierten sich im zweiten Quartal auf gut 400 Tonnen. Mehr als die Hälfte, insgesamt acht Millionen Unzen oder etwa 250 Tonnen, verkaufte der weltgrößte Gold-ETF SPDR Gold Trust. Vier Millionen Unzen davon entfielen auf die berichtspflichtigen Anleger.

Zum Vergleich: Im ersten Quartal wurden vom SPDR Grold Trust insgesamt vier Millionen Unzen verkauft, davon drei Millionen von den berichtspflichtigen Anlegern. Gemessen an den Gesamtabflüssen seien die Verkäufe des Fonds rückläufig, erklärt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Das sei die gute Nachricht.

Blick in den Rückspiegel

Goldexperten hatten im Vorfeld bereits mit einem massiven Rückgang der Goldnachfrage gerechnet - die Zahlen spiegeln auch die Einbrüche beim Goldpreis vom April und Juni. Die Veröffentlichungen jetzt sind dennoch von großer Bedeutung. Die Marktteilnehmer erfahren erstmals, wer hinter den Verkäufen steht. Für den Goldexperten sind es vor allem diese Daten, die für die weitere Markteinschätzung wichtig sind. "Aus den Daten lassen sich wichtige Mutmaßungen anstellen, wer jetzt noch verkaufen muss", so Fritsch.  

Für einen beträchtlichen Anteil der Abflüsse beim SPDR Gold Trust schrieb danach der größte Anteilseigner, der Hedgefonds von John Paulson, verantwortlich. Obwohl es im ersten Quartal bereits massive ETF-Abflüsse gab, hat Paulson zu dem Zeitpunkt keine einzige Unze verkauft. Im zweiten Quartal sei er endlich gezwungen gewesen, seine Bestände zu reduzieren, so der Rohstoffexperte.

Auch der US-Investor George Soros hat zum Rückzug aus Gold geblasen, wie die Veröffentlichungen der SEC zeigen. Er verkaufte im zweiten Quartal seinen kompletten Restbestand von 53.000 Unzen. Soros zieht sich im Unterschied zu Paulson schon länger aus dem Markt zurück: Er hatte auch schon in den beiden vorherigen Quartalen Gold verkauft.

Höhere Nachfrage aus Asien

Für Fritsch bestätigen die Zahlen, dass die Goldbestände von den "schwachen Händen" der kurzfristig orientierten Goldinvestoren in die "starken Hände" der Asiaten wandern. Zusammengenommen betrug die Nachfrage aus China und Indien im zweiten Quartal fast 70 Prozent der gesamten Goldnachfrage. Davor lag der Anteil beider bei etwa 50 Prozent. Das heißt, die Nachfrage ist im zweiten Quartal noch einmal deutlich gewachsen.

Der Goldpreis reagierte nicht auf die Zahlen. Die Daten seien weitgehend rückwärts gerichtet und hätten das bestätigt, was schon im Vorfeld zu vermuten gewesen war, erklärt Fritsch die Reaktion. Die gut 400 Tonnen Goldabflüsse seien vorher aus den täglichen Statistiken der ETF-Betreiber bekannt gewesen und der Einbruch bereits im Markt eingepreist gewesen. Preisstützend wirke dagegen jetzt die deutlich höhere Nachfrage aus Asien.

Nachfrage nach Schmuck, Münzen und Barren steigt

Neu sind danach für Goldexperten die Zahlen über die Schmucknachfrage und Nachfrage nach Münzen und Barren. Beides hat sich positiv entwickelt. Hierüber gab es im Vorfeld nur die Meldungen über Goldimporte aus Indien und China. Daraus habe man bereits ableiten können, dass sie recht robust waren, sagt Fritsch.

Ansonsten fällt an den Daten auf, dass die Zentralbanken im zweiten Quartal mit Käufen sehr zurückhaltend waren. Insgesamt haben sie nur 71 Tonnen gekauft, 93 Tonnen weniger als noch im Vorjahr. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass sie nicht in die fallenden Preise hinein kaufen, sondern lieber eine Bodenbildung abwarten wollten.

Alles in allem sind die Zahlen in den Augen des Goldexperten keine Überraschung. Der Mehrwert liegt im Detail und im Wissen, dass große Investoren nun wirklich weitgehend aus dem Markt draußen sind. Unterm Strich sei das jetzt "eine Bereinigung", erklärt Fritsch. "Ein großes Risiko ist weg aus dem Markt." Für die Zukunft sieht er vor allem China als stabilisierenden Faktor. Einen höheren Goldpreis sieht er deshalb kurzfristig nicht: "Der Goldpreis wird auf Sicht von drei bis sechs Monaten nicht wieder das Niveau von Anfang des Jahres erreichen."

Quelle: ntv.de, ddi

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