Wirtschaft

"Chinesisches Schwein" Großbank UBS steht im Shitstorm

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(Foto: Da qing - Imaginechina)

Die Schweizer UBS hat in China gewaltigen Ärger. Ein Ökonom der Großbank hatte in einem Podcast über die Schweinegrippe gesprochen - und mit seiner Wortwahl viele Chinesen wütend gemacht.

In China reißt die Empörung um den flapsigen Kommentar eines Ökonomen der Bank UBS nicht ab - im Gegenteil. Die "People's Daily", Organ der regierenden Kommunistischen Partei, forderte in einem scharf formulierten Kommentar das Schweizer Geldhaus auf, den Mann zu entlassen.

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Was war passiert? Der Chefökonom der UBS-Vermögensverwaltungssparte, Paul Donovan, hatte in einem Podcast, der vergangenen Mittwoch veröffentlicht wurde, über die Inflation in China gesprochen und dabei auf die in der Volksrepublik grassierende Schweinegrippe hingewiesen. Wegen der Epidemie müssen viele Schweine getötet werden, der Preis für das Fleisch gesunder Tiere steigt. Dabei ist Schwein das am meisten verzehrte Fleisch in China.

Donovan sagte dazu: "Spielt das eine Rolle? Es ist wichtig, wenn du ein chinesisches Schwein bist. Es ist wichtig, wenn man gerne Schweinefleisch in China isst." Damit sorgte der Banker für einen gewaltigen Shitstorm, auf chinesischen Internetplattformen waren wütende Reaktionen zu lesen. Der Grund: Donovan habe Chinesen als Schweine bezeichnet.

Die Großbank bat um Verzeihung und drängte Donovan zu einer Auszeit. "Wir entschuldigen uns vorbehaltlos für ein Missverständnis, das durch diese harmlos gemeinten Kommentare von Donovan verursacht wurde", so die UBS. Donovans Äußerung habe sich auf Inflation und steigende chinesische Verbraucherpreise bezogen, die von höheren Preisen für Schweinefleisch getrieben wurden.

Der auf der UBS-Website veröffentlichte Podcast wurde entfernt. "Wir evaluieren, ob weitere Schritte erforderlich sind", sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Auch Donovan selbst drückte sein Bedauern aus. Seiner Darstellung zufolge wurden die Äußerungen falsch verstanden, nämlich als habe er sich auf Menschen statt auf Tiere bezogen.

"Es ist erschreckend"

Doch die Entschuldigung der UBS und von Donovan wurde nicht von allen angenommen. "Ich mag es nicht, wenn eine Bank uns als Schweine bezeichnet. Wir haben viele Banken zur Auswahl", sagte Portfoliomanager Hao Dong. "Die Entschuldigung ist nicht aufrichtig." Dong, ein ehemaliger UBS-Kunde, forderte Donovans Rücktritt und einen vorläufigen Boykott der UBS durch chinesische Finanzexperten.

Ähnlich äußerste sich Hao Hong, der die Analyseabteilung der Bank of Communications in Hongkong leitet. Die Verwendung des Wortes "Schwein" in Verknüpfung mit einer bestimmten Kultur habe etwas Abwertendes."Es ist erschreckend, dass ein so minderwertiges Research mit billigen Wortspielen von der Compliance-Abteilung genehmigt wurde. Und UBS will ja in China Geld verdienen." Andere chinesische Finanzmarkt-Profis bezeichneten die Äußerungen als "geschmacklos und rassistisch". Die einflussreiche Boulevard-Zeitung "Global Times" schrieb, Chinesen seien empört über diese Ausdrucksweise.

Derweil kündigte eine chinesische Finanzfirma ihre Geschäftsbeziehungen zur UBS. "Es gibt keinen klaren Zeitplan, um die Zusammenarbeit wieder aufzunehmen", teilte der Broker Haitong International mit, eine in Hongkong angesiedelte Tochter-Firma des chinesischen Brokers Haitong Securities. Andere Firmen sind diesem Vorbild bislang nicht gefolgt. Der chinesische Wertpapier-Verband empfahl ihren Mitgliedern allerdings, Donovan nicht mehr zu zitieren oder zu Veranstaltungen einzuladen.

Mit der Beurlaubung des Ökonomen ist der Fall auch aus Sicht der "People's Daily" noch nicht erledigt. "Ob Donovan entlassen wurde oder nicht, ist weiter unbekannt. Doch diejenigen, die das chinesische Volk beleidigen, müssen dafür zahlen", verlangen die Kommentatoren. "Ansonsten sind Rückfälle unvermeidlich, und Nachahmungstäter werden dazu verleitet, dasselbe zu tun."

Quelle: ntv.de, jga/rts

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