Wirtschaft

Lichtblicke in Portugal Griechische Wirtschaft fällt durch

Rentnerbank in Athen. Nachsitzen hilft auch nicht mehr.

Rentnerbank in Athen. Nachsitzen hilft auch nicht mehr.

(Foto: REUTERS)

Griechenland bereitet weiter Sorgen. Ein Ende des Elends ist nicht in Sicht. Der Rückgang beim Wirtschaftswachstum dürfte für 2011 noch höher ausfallen als bisher erwartet. Die Prognosen für das laufende Jahr versprechen wenig Besserung. Das Land steckt in einer tiefen Rezession. Aufatmen ist dagegen im Fall von Portugal erlaubt. Hier greift das strikte Sparprogramm.

Der tiefe Wirtschaftseinbruch in Griechenland hat sich im vierten Quartal 2011 erwartungsgemäß noch einmal verstärkt. Wie die nationale Statistikbehörde in einer ersten Veröffentlichung berichtete, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung bereits um 5,0 Prozent zurückgegangen. Die Daten sind nicht saisonbereinigt.

Ein Mann beobachtet, wie Schmierereien an der Fassade der griechischen Notenbank entfernt werden.

Ein Mann beobachtet, wie Schmierereien an der Fassade der griechischen Notenbank entfernt werden.

(Foto: REUTERS)

Die griechische Wirtschaft befindet sich mittlerweile schon seit fünf Jahren in einer schweren Rezession. Immer mehr kritische Stimmen werden laut, dass das Land kaputtgespart wird. Immer neue Spareinschnitte lassen Zweifel über die Zukunft des Landes in der Eurozone wachsen. Die Leidensfähigkeit der Bürger wird einer schweren Belastungsprobe unterzogen.

Im September des vergangenen Jahres griffen neue Maßnahmen des rigorosen Sparkurses: Höhere Verbrauchs-, Vermögens- und Einkommenssteuern drückten das Verbrauchersentiment und die inländische Nachfrage. Und mit der politischen Krise, die Anfang November zu einem Regierungswechsel führte, brach das Konsumentenvertrauen sogar auf ein Rekordtief ein.

Für das Gesamtjahr 2011 veranschlagen Ökonomen einen BIP-Rückgang um 5,5 Prozent; allerdings wird nach den massiven Lohnkürzungen und Steuererhöhungen auch ein Minus von über 6,0 Prozent nicht ausgeschlossen. Für das laufende Jahr erwartet Athen bisher noch einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 2,8 Prozent. 

Athen droht wegen der Schuldenkrise ohne erneute Unterstützung von außen im kommenden Monat die Staatspleite. Das griechische Parlament hatte deshalb in der Nacht zum Montag einem umfangreichen Sparpaket zugestimmt, das Voraussetzung für ein neues Hilfspaket der EU, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist. Die Finanzminister der Eurozone wollen am morgigen Mittwoch über das Hilfsprogramm im Umfang von 130 Mrd. Euro befinden.

Portugal kein zweites Hellas

Das westlichste Problemland der Eurozone, Portugal, ist zwar seit Jahren jedesmal dabei, wenn von den Krisenländern der Eurozone gesprochen wird. Aber dank des harten Sparkurses, zu dem sich die Regierung verpflichtet hat, scheint sich die Situation an diesem Ende Europas zu entspannen. Die Wachstumszahlen sehen besser aus.

Auch in Lissabon gehen Hunderttausende gegen den Sparkurs ihrer Regierung auf die Barrikaden.

Auch in Lissabon gehen Hunderttausende gegen den Sparkurs ihrer Regierung auf die Barrikaden.

(Foto: REUTERS)

Auch die portugiesische Wirtschaft ist zum Jahresende 2011 geschrumpft. Das BIP sank im Vergleich zum Vorquartal noch einmal um 1,3 Prozent und gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,7 Prozent, wie die Statistikbehörde des Landes im Zuge des ersten Ausweises mitteilte.

Im Jahresdurchschnitt 2011 ging die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu Griechenland aber nur um 1,5 Prozent zurück und damit sogar etwas weniger als von der Regierung erwartet, die ein Minus von 1,6 Prozent veranschlagt hatte. Für das laufende Jahr wird ein weiterer Rückgang um 3,0 Prozent erwartet. Im Jahr 2010 war die portugiesische Wirtschaft noch um 1,4 Prozent gewachsen.

Sparanstrengungen greifen

Auch Portugal befindet sich in einer schweren Rezession. Es ist die schwerste Krise seit den 70er Jahren. Auch hier konnte die Staatspleite nur mit einem internationalen Hilfspaket abgewendet werden. Die politische Konstellation in Lissabon ist nach einhelliger Expertenmeinung sehr viel günstiger als die in Athen. Portugal habe bisher die versprochenen fiskalischen Kürzungen umgesetzt, schreibt die Deutsche Bank in ihrer jüngsten Landeseinschätzung.

"Selbst unter ungünstigen Annahmen wird Portugals Staatsverschuldung wahrscheinlich nicht ein solch einschüchterndes Niveau erreichen wie diejenige Griechenlands", schlussfolgert die Deutsche Bank.

Einen Lichtblick für die rezessionsgeplagte portugiesische Wirtschaft gab es vor allem aus der Tourismuswirtschaft, die einen Anteil von zehn Prozent am Bruttoinlandsprodukt hält. Die Zahl der ausländischen Übernachtungsgäste in Hotels stieg im vergangenen Jahr inmitten der Schuldenkrise auf einen Rekord von 7,44 Mio., wie die Statistikbehörde mitteilte. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist dies ein Zuwachs um neun Prozent. Der Umsatz der Hotelbranche stieg um fast sechs Prozent auf 1,91 Mrd. Euro.     

Quelle: ntv.de, ddi/AFP/DJ/rts

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