Wirtschaft

Aktienrallye beendet? Goldman tritt auf die Bremse

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(Foto: AP)

Das war's dann wohl. Glaubt man Goldman Sachs, dann findet die Rallye am Aktienmarkt bald ein Ende. Die Bank blickt nicht sonderlich optimistisch ins kommende Jahr.

Der Halbjahresausblick bei Goldman Sachs hätte eigentlich mit einem Mea Culpa beginnen müssen. Denn ähnlich wie die Kollegen der Deutschen Bank lagen die Amerikaner bei der mitunter wichtigsten Anlageklasse - den Währungen - zuletzt massiv daneben. Als der Euro 2016 unter Druck geriet, sagte man bei einem Stand von 1,05 Dollar Kurse weit unter der Parität voraus. Genau das Gegenteil ist aber eingetreten: Es war der beste Zeitpunkt, den Euro zu kaufen. Mit Blick auf 2018 rudert Goldman Sachs ein wenig zurück, sieht den Euro gegen den Konsens am Markt in zwölf Monaten bei 1,05 Dollar. Immerhin.

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Begründet ist diese Vorhersage mit den unterschiedlichen Welten am Zinsmarkt. Für die USA erwartet man 2017 noch einen weiteren Zinsschritt, in Europa sieht Goldman aber keinerlei Tendenzen, dass die Zinsen ansteigen könnten. Schlechte Nachrichten für den Sparer also. Knifflig wird es bei der Frage, wie weit die US-Notenbank mit ihrer Zinswende gehen könnte. Immerhin hatte die letzte Wende die letzte große Rezession ausgelöst. Heute attestiert man Fed-Chefin Janet Yellen kluge Sorgfalt, da der "Patient an die Medizin niedriger Zinsen gewohnt ist", so die Investmentbanker.

Kein Potenzial am Aktienmarkt

Zwischen den Zeilen lesen muss man bei der Prognose für den Aktienmarkt. Für 2018 erwartet man einen Stand beim Leitindex S&P 500 in den USA von 2450 Zählern, in etwa das aktuelle Niveau. Sagen Banker derartiges voraus - häufiger ist die Regel, auf den gegenwärtigen Stand 10 bis 15 Prozent draufzupacken - dann heißt dies übersetzt, dass man sich aus dem Aktienmarkt eher verabschieden sollte. Denn auch die Volatilität ist auf extrem niedrigem Niveau, Krisen sind just nicht zu sehen, doch "auch diese werden wieder kommen", so Goldman. Die Bank erwartet, dass der Markt fällt, sobald Anleger global rezessive Tendenzen auf 12-Monatssicht feststellen.

Interessant ist auch die Einschätzung zu Italien. Goldman Sachs sieht das Abflauen extremer Tendenzen in der Politik positiv, gleichzeitig identifiziert man Italien trotz seiner schwachen Banken nicht als Auslöser einer Krise am Kapitalmarkt. Der Hinweis, man sei da eher in Sachen Nordkorea besorgt, hatte durchaus ernsten Klang. Auch die FAAMG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Microsoft und Googles Tochter Alphabet) sind offenbar nicht so überzogen bewertet wie 2007 vor der letzten Finanzkrise. Hingewiesen wird jedoch auf den großen Einfluss der Titel auf die Performance und das Gewicht an den US-Börsen.

Finanzkrise abgehakt

Zu guter Letzt sehen die Experten die jüngste Kapitalerhöhung der Deutschen Bank als Schlusspunkt unter die Nachwehen der Finanzkrise von 2008, und auch Europa damit aus dieser Krise entflohen - wenn auch mit jahrelangem Verzug im Vergleich zu US-Banken. Für die USA gibt es dann final noch den üblichen Hinweis auf Donald Trump. Seine angekündigte Steuerreform würde US-Firmen massiv helfen und die Bewertungen mit einem Schlag verbessern. Einerseits ist für Goldman dieser Effekt aber noch nicht eingepreist, andererseits sei es unwahrscheinlich, dass der große Wurf bei den Steuern überhaupt komme.

Fazit des Halbjahresausblicks also: Man hat schon optimistischere Thesen gehört, doch passt der Ausblick zur Lage am Markt. Investoren sind sich bewusst, dass Aktien teuer sind, jedoch fehlt für viele (noch) die Phantasie, woher die große Korrektur oder ein Crash kommen sollten.

Quelle: ntv.de

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