Wirtschaft

Milliarden fehlen für Ausbau Geldregen aus 5G-Auktion sorgt für Ärger

Bislang belaufen sich die Gebote für die Frequenzblöcke schon auf 5,4 Milliarden Euro.

Bislang belaufen sich die Gebote für die Frequenzblöcke schon auf 5,4 Milliarden Euro.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Versteigerung der 5G-Frequenzen will kein Ende nehmen. Vier Telekom-Konzerne liefern sich seit Wochen ein Wettbieten. Schon jetzt zeichnet sich ab: In die Staatskasse wird noch viel mehr Geld fließen als erwartet. Die Opposition und die Gewerkschaft Verdi halten das für ein Problem.

Die unerwartet hohen Staatseinnahmen aus der Versteigerung von 5G-Mobilfunkfrequenzen stoßen auf scharfe Kritik. In seltener Einigkeit monierten Vertreter der FDP, der Grünen und der Gewerkschaft Verdi, dass den Mobilfunkfirmen dadurch weniger Geld zur Verfügung stehe, dies könnte ein Bremsklotz sein beim anstehenden Netzausbau. "5G ist komplettes Neuland, der Ausbau wird aufwendig und teuer - umso unverständlicher ist es, dass die Unternehmen dann noch viel zahlen müssen für die Frequenzblöcke", sagte Verdi-Fachmann Christoph Heil. "Jeder Euro ist wichtig, der in der Branche bleibt."

Vor fast fünf Wochen startete die Auktion von 5G-Frequenzen. Die vier Teilnehmer - die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch - bieten insgesamt schon knapp 5,4 Milliarden Euro. Am morgigen Dienstagmittag geht es nach der Osterpause weiter. Die Höchstgebote haben die Erwartungen übertroffen. Externe Fachleute hatten Einnahmen von etwa drei bis fünf Milliarden Euro erwartet. In den vorangegangenen großen Mobilfunkauktionen in den Jahren 2010 und 2015 wurden 5,08 Milliarden Euro beziehungsweise 4,39 Milliarden Euro erlöst.

Bei der ersten großen Auktion im Jahr 2000 waren es noch gut 50 Milliarden Euro gewesen. Danach aber hatte sich die Branche hoch verschuldet und zu wenig Geld für einen umfassenden Ausbau - Funklöcher von damals bestehen bis heute. Im Rückblick auf diese umstrittene erste große Mobilfunkauktion fordern die Oppositionspolitiker und Gewerkschafter eine Umstellung des Auktionsdesigns - die nächste Versteigerung ist 2022 oder 2023.

"Denkfehler" bei Ausbaupflichten

"Der Staat sollte kein Geld oder nur wenig Geld nehmen für die Frequenzblöcke, die Vergabe aber an schärfere Auflagen verknüpfen für die Mobilfunkkonzerne", sagt FDP-Wirtschaftsexperte Reinhard Houben, der auch Mitglied im Beirat der Bundesnetzagentur ist. "Durch die hohen Kosten bei der diesjährigen Frequenzvergabe sind die Konzerne nun in ihren Möglichkeiten begrenzt, umfassend zu investieren." Durch die Umstellung des Auktionsdesigns würde sich dies ändern, sagt er.

Der Freidemokrat fordert zudem eine Umstellung der Ausbaupflichten - bisher orientieren sie sich an Haushalten und nicht an der Fläche: Bis Ende 2022 sollen mindestens 98 Prozent der Haushalte mit schnellem mobilen Internet versorgt werden. Bezogen auf die Fläche lägen die Versorgungen Schätzungen zufolge nur bei 80 bis 90 Prozent - eine offizielle Zahl hierfür gibt es nicht. "Sich an Haushalten zu orientieren, war ein Denkfehler. Dadurch landet man immer wieder in Funklöchern in Deutschland", moniert Houben. Ab der nächsten Auktion sollten sich die Ausbaupflichten an der Fläche orientieren.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sieht die hohen Erlöse ebenfalls skeptisch: "Je tiefer die Netzbetreiber in die Tasche greifen müssen, desto höher werden die 5G-Tarife sein und umso schleppender wird der Mobilfunkausbau bei 5G und LTE verlaufen." Er wies darauf hin, dass in der Schweiz die Mobilfunkfirmen umgerechnet rund 330 Millionen Euro für die Frequenzen ausgegeben haben - diesen Wert als Maßstab hätte bei der deutschen Frequenzauktion bei etwa drei Milliarden Euro Schluss sein müssen, sagt der Grüne. "Das wäre ein realistischer Preis ohne große Nebenwirkungen für den Netzausbau."  

Milliarden schimmeln in den Fördertöpfen

Krischer fordert zudem, mit den Einnahmen den LTE- und 5G-Mobilfunkausbau auf dem Land zu fördern und nicht, wie die Bundesregierung es bisher plant, das Breitband-Festnetz. "Hier schimmeln aber schon viele Milliarden in einem Förderprogramm vor sich hin, weil das Geld nicht abgerufen wird." Daher wären die Förder-Milliarden im Mobilfunknetz-Ausbau wirkungsvoller, sagt er.

Verdi-Fachmann Heil moniert, dass die Firmen durch hohe Frequenzkosten gezwungen sein könnten, höhere Kredite als bisher geplant aufzunehmen oder externe Investoren an Bord zu holen. Dadurch würde der Renditedruck steigen - die Branche könnte also stärker als bisher darauf dringen, möglichst schnell mit 5G Geld zu verdienen. Dies wiederum könnte zu Job-Abbau führen, um Personalkosten einzusparen.

 

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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