Wirtschaft

Deutsche Bank und Commerzbank Fusions-Idee löst gemischte Reaktionen aus

Sind sich die beiden Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank bald nicht nur geografisch sehr nahe?

Sind sich die beiden Geldhäuser Deutsche Bank und Commerzbank bald nicht nur geografisch sehr nahe?

(Foto: picture alliance/dpa)

Noch sind es nur Gespräche über eine Fusion der beiden deutschen Geldhäuser. Doch allein die Aussicht auf einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank ruft im politischen Berlin Kritik hervor. Vor allem, weil der Staat mit eigenem Kapital involviert ist.

Die Sondierung einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank stößt im Bundestag auf unterschiedliche Reaktionen. Aus der Union kamen Forderungen, der Staat solle sich zurückziehen. "Vor einer Fusion beider Banken müsste der Bundesanteil an der Commerzbank von 15 Prozent aufgelöst werden", sagte der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach.

Auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer, erklärte: "Die Bundesbeteiligung an der Commerzbank war und ist temporär und baldmöglichst zurückzuführen." Die Grünen forderten dagegen ein Mitspracherecht bei einem möglichen Zusammenschluss.

"Eine Fusion zwischen Deutscher- und Commerzbank macht absolut keinen Sinn", sagte der Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums, Wolfgang Gerke, im Gespräch mit n-tv. Beide Banken seien noch mit Altlasten wie der Integration der Postbank beschäftigt. "Wenn man dann plötzlich an die 30.000 Mitarbeiter entlassen muss, das schafft Aufruhr", so Gerke. Dieser Schritt werde auch bei den Kunden nicht gut ankommen. "Es wäre sicher besser, nach anderen Strategien Ausschau zu halten." Als Beispiel zählte er die Rationalisierung des Bereiches IT und eine entsprechende Zusammenarbeit mit etwa Sparkassen auf.

FDP-Chef Christian Lindner warnte vor negativen Folgen einer Fusion. "Der Staat darf nicht eine Bankenfusion, die er gerne wünscht, arrangieren indem zum Beispiel der Staatsanteil an der Commerzbank verscherbelt und verschachert wird", sagte Lindner in Berlin. Der Bund hält gut 15 Prozent an der Commerzbank. "Wir wollen in Deutschland Wettbewerb haben zwischen Sparkassen, Volksbanken und den privaten Banken. Jede Konzentration führt dazu, dass die Kundinnen und Kunden weniger Auswahl haben", sagte Lindner.

Gerke: Steuerzahler zahlen die Rechnung

Es sei verständlich, dass über eine Fusion gesprochen werde, da beide Banken zu klein gewesen seien für den globalen Markt. "Nur, die Commerzbank ist keine Bank wie jede andere. Die Commerzbank ist eine Bank die teilweise dem Staat gehört", so Lindner weiter. Der Staatsanteil dürfe nicht "zum Schleuderpreis verramscht" werden. Stattdessen müssten bei einer Privatisierung marktübliche Preise gezahlt werden. "Die Fusion muss zu einer Privatisierung führen", forderte er.

Commerzbank
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Für die Grünen sagte deren Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler: "Bundesfinanzminister Olaf Scholz muss endlich die Karten auf den Tisch legen, welche Rolle der Bund als größter Eigentümer der Commerzbank bei den Gesprächen spielt." Entscheidungen dürften nicht ohne Beteiligung des Bundestages getroffen werden. Scholz wolle im Hintergrund eine "Großbank mit großen Risiken" zimmern, warf Kindler dem SPD-Politiker vor.

Der FDP-Haushälter Otto Fricke mahnte, Scholz dürfe auf keinen Fall "politische Hochzeitsgeschenke" machen, die eine Fusion beförderten. Mit zunehmender Größe einer Bank bestehe auch eine besondere Pflicht zur Regulierung. "Sonst heißt es wieder 'too big to fail' und der Steuerzahler muss haften." In eine ähnliche Kerbe schlug Wolfgang Gerke. Es werde möglicherweise ein "nationaler Champion" konstruiert, der hinterher Not leide. "Und was passiert dann? Dann zahlt der deutsche Steuerzahler die Rechnung", so Gerke zu n-tv.

Wagenknecht äußert Kritik

Der Kommunikationschef der Deutschen Bank, Jörg Eigendorf, gab dagegen in einem Statement bekannt: "Wir werden einen Zusammenschluss mit der Commerzbank nur dann machen, wenn er wirtschaftlich sinnvoll ist." Dazu werde ein "guter Integrationsplan" mit der Commerzbank zusammen ausgelotet. Erst wenn die Ergebnisse vorliegen, "werden wir entscheiden. Das heißt: Diese Sondierungsgespräche sind ergebnisoffen, sie werden eine Weile brauchen denn uns geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit."

Entschieden gegen eine Fusion sprach sich unterdessen die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht aus: "Wenn Deutschland eines nicht braucht, dann eine noch größere und damit politisch noch einflussreichere Zockerbank, die mit faktischer Staatshaftung im Rücken auf den internationalen Finanzmärkten hemmungslos herumspekulieren kann", sagte sie der "Bild"-Zeitung.

Deutsche Bank
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Auch die Gewerkschaft Verdi lehnt den Zusammenschluss beider Geldhäuser ab. "Wir müssten leider davon ausgehen, dass in so einem Szenario - das wir ganz klar ablehnen - akut 10.000 Arbeitsplätze, auf lange Sicht bis zu 30.000 Arbeitsplätze vor allem in Deutschland gefährdet wären", sagte der Verdi-Fachgruppenleiter für das Bankgewerbe, Jan Duscheck, im Gespräch mit n-tv. "Aus unserer Sicht entsteht mit so einer möglichen Fusion kein Geschäftsmodell, was auf lange Sicht trägt", so Duschek, der auch Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank ist.

Die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen müsse in den anstehenden Verhandlungen ein "Entscheidungskriterium" sein. Die Gewerkschaft werde die Gespräche dazu im Sinne der Beschäftigten beider Geldhäuser "kritisch begleiten und uns auch natürlich in den Aufsichtsräten entsprechend kritisch positionieren", sagte Duschek.

Quelle: ntv.de, fzö/rts/dpa

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