Wirtschaft

Der Pionier muss liefern Für Tesla wird es schwieriger

Mit dem "Model 3" will Tesla auf den Massenmarkt vordringen.

Mit dem "Model 3" will Tesla auf den Massenmarkt vordringen.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Obwohl Tesla-Chef Elon Musk manches Mal viel mehr verspricht als er liefern kann, schafft er es immer wieder, die Euphorie der Investoren am Laufen zu halten - auch 2018? Der Konkurrenzdruck nimmt jedenfalls zu.

In den E-Automarkt kommt mächtig Bewegung - und Pionier Tesla gerät unter Druck. Ein Beispiel: BMW hat - im Gegensatz zu den Amerikanern - dieses Jahr sein Ziel für Elektro- und Hybridfahrzeuge erreicht und damit seine starke Marktstellung bestätigt. Der Absatz schoss zuletzt auf insgesamt 100.000 Fahrzeuge nach oben - das ist ein Plus von mehr als 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Wir kündigen nicht nur an, wir liefern auch", sagt BMW-Chef Harald Krüger. Auch sein zweites Statement klingt nach einer Kampfansage an Tesla: Das sei "ein wichtiger Meilenstein und doch erst der Anfang für uns. 2025 werden wir 25 elektrifizierte Modelle anbieten. An der Elektromobilität messe ich unseren Erfolg." Zur Einordnung: Mit einem Absatz von 100.000 Fahrzeugen erreicht BMW in dem Bereich einen weltweiten Marktanteil von beachtlichen zehn Prozent.

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Neben BMW hat vor wenigen Tagen die chinesische Firma Nio für Geprächsstoff gesorgt, als sie mit dem ES8 ihr erstes Elektroauto für den Massenmarkt eingeführt hat. Zu Preisen von umgerechnet rund 57.000 Euro  für das Einstiegsmodell kosten die Fahrzeuge nur die Hälfte des SUV Model X von Tesla (etwa 106.500 Euro). Nio kommen die hohen Subventionen auf dem Heimatmarkt zugute, womit China die starke Luftverschmutzung bekämpfen will.

Die Nachrichten von Nio und BMW zeigen, dass der Wettbewerbsdruck in der Branche deutlich zunimmt, während Tesla mit dem Hochfahren der Produktion des Model 3 enorme Probleme hatte. Der Absatz lag im dritten Quartal bei lediglich 222 Fahrzeugen. Aber auf diesem Modell beruht die gesamte Wachstums-Story von Tesla, möchte doch Vorstandschef Elon Musk mit ihm den Massenmarkt erobern. Bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen hat er allerdings angekündigt, dass erst am Ende des ersten Quartals 2018 rund 5000 Fahrzeuge des Model 3 pro Woche gebaut werden sollen. Ursprünglich sollte das Ziel bereits zum Ende dieses Jahres erreicht werden. Umso genauer werden Investoren auf Musks Prognose für das Produktionsziel von 10.000 Fahrzeugen achten, die er für Anfang Januar  angekündigt hat.

Tesla höher bewertet als Ford

Obwohl Tesla-Chef Musk ein ums andere Mal viel mehr verspricht, als er später liefern kann, war die Aktie zuletzt auf dem Weg nach oben. Dabei ignorieren die Investoren weiterhin die enorme Bewertung. So liegt der Börsenwert bei hohen 55,6 Milliarden Dollar - und das für ein Unternehmen, dessen Ergebnisschätzungen stark im Rückwärtsgang sind. Zum Vergleich: Ford ist an der Börse rund 50 Milliarden wert.

Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass Tesla im kommenden Jahr pro Aktie einen Verlust von 3,85 Dollar machen wird. Vor drei Monaten hatten sie hier noch 85 Cent prognostiziert. Offensichtlich wird ihnen allmählich klar, dass die stark steigenden Investitionen sowie Forschungs- und Entwicklungskosten kräftig durchschlagen werden.

Noch ein paar weitere Rechenbeispiele zeigen, wieviel Euphorie in der Tesla-Aktie steckt: So schauen viele Investoren und Analysten nicht nur auf den Börsenwert, sondern auf den sogenannten Enterprise Value. Er wird errechnet, indem man zu dem Börsenwert die Nettoschulden hinzuaddiert. Der Enterprise Value (EV) zeigt damit quasi an, wie viel man bezahlen müsste, um das gesamte Unternehmen samt Schulden zu kaufen. Der EV von Tesla liegt bei 63,1 Mrd. Dollar.

Zudem geht der Konsens der Analysten davon aus, dass der Konzern 2018 bei einem Umsatz von 19,9 Mrd. Dollar einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,9 Mrd. Dollar erwirtschaften wird. Damit ist der Elektroautobauer mit dem 33,2-fachen des Ebitda bewertet. Die Vergleichszahl für Daimler zeigt die hohe Bewertung an: Der weltgrößte Premiumhersteller ist mit lediglich dem 2,8-fachen des Ebitda bewertet.

Wie geht es weiter?

Die weiteren Chancen und Risiken der Tesla-Aktie dürften vor allem von zwei Faktoren abhängen. Einerseits von Musks Fähigkeit, die Hoffnung der Investoren mit immer neuen Ankündigungen am Laufen zu halten - trotz der enormen Bewertung. Dazu müsste Musk Anfang Januar mit den vorläufigen Zahlen für das vierte Quartal 2017 überzeugen, sowie im Februar mit den endgültigen Ergebnissen und dem Ausblick auf 2018.

Außerdem hängt viel an den Shortsellern (Leerverkäufer). Sie verkaufen geliehene Aktien in der Erwartung, sie später günstiger zurückkaufen zu können. Zuletzt waren rund 31 Millionen Papiere leerverkauft, das ist fast ein Viertel des Free Float. Das sind Aktien im Streubesitz, die nicht Großaktionären gehören und deshalb für den Börsenhandel zur Verfügung stehen. Sollte Musk enttäuschen, dürfte das die Shortseller auf den Plan rufen, was die Aktie belasten könnte. Andererseits dürften bei positiven Unternehmenszahlen Short-Seller zum Eindecken gezwungen sein, was wiederum wie in der Vergangenheit zu Kursanstiegen führen dürfte. Die Aktie hat in diesem Jahr rund 50 Prozent zugelegt - Tesla ist daher nur etwas für Anleger mit starken Nerven.

Quelle: ntv.de

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