Wirtschaft

Verkaufsdruck steigt Fünf Gründe, warum Tesla überbewertet ist

Das Urteil über Tesla-Macher Elon Musk ist vernichtend: Die Elektroautoschmiede verbrennt 6500 Dollar pro Minute.

Das Urteil über Tesla-Macher Elon Musk ist vernichtend: Die Elektroautoschmiede verbrennt 6500 Dollar pro Minute.

(Foto: picture alliance / Andrej Sokolo)

Seitdem Elon Musk bei einer Analystenkonferenz einem Finanzprofi das Wort abschneidet, wachsen die Zweifel an Tesla. Die Bewertung der Elektroautoschmiede bereitet sogar seinen größten Fans Kopfzerbrechen.

Die Serie schlechter Nachrichten reißt für Tesla-Fans nicht ab: Tödliche Unfälle, Schwächen in der Produktion. Angeblich soll die Produktion des Model 3, mit dem Vorstandschef Elon Musk den Massenmarkt erobern wollte, vom 26. bis 31. Mai ruhen. Mit der Meldung nehmen die Zweifel an Musks ambitionierten Plänen weiter zu.

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"Investoren befürchten, dass Tesla trotz gegenteiliger Beteuerungen auch in den nächsten Quartalen kräftig Cash verbrennen und schon bald eine neue Kapitalspritze brauchen dürfte", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades. Umso mehr schauen Anleger auf die Bewertung, die zu Musks Raumfahrtambitionen passt. Denn sie ist astronomisch. Das machen die folgenden Punkte deutlich.

1. Horrendes Kurs-Gewinn-Verhältnis

Als Erstes schauen viele Investoren meist auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). "Da Tesla laut Analystenschätzungen in diesem Jahr allerdings einen Verlust von rund sieben Dollar je Aktie verbuchen soll und die Berechnung eines KGVs damit nicht möglich ist, werfen manche Anleger bereits einen Blick auf den 2019er-Wert", so ActivTrades-Experte De Casa. Dann soll der Konzern einen Gewinn je Aktie von 1,85 Dollar erwirtschaften. Das entspricht einem KGV von sehr hohen 153,5. Ob Tesla im nächsten Jahr allerdings den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffen wird, ist unsicher, weil die die Schätzungen allmählich nach unten revidiert wurden. So haben Analysten vor 90 Tagen noch einen Gewinn je Aktie von 4,32 Dollar für 2019 vorhergesagt.

2. Ambitionierte Absatzziele

Tesla stellt für das laufende Jahr einen Absatz von insgesamt rund 100.000 Fahrzeugen des Sportwagens Model S und des SUVs Model X in Aussicht. Angenommen der Konzern würde es schaffen, die Verkaufszahlen des Model 3 in den folgenden Monaten kräftig zu steigern: Von 2.000 Stück pro Woche zum Ende des ersten Quartals, über knapp 5.000 zum Ende des zweiten, 7.000 zum Ende des dritten und 10.000 zum vierten Quartal, dann würde der Absatz im Gesamtjahr auf rund 200.000 explodieren.

Diese Zahlen dürften aufgrund der Historie aber nur schwer zu erreichen sein. Aufgrund dieser anhaltenden Unsicherheit schwankt Tesla sehr stark wie Matthias Schwärzler, Derivate-Experte von Goldman Sachs, erklärt: "Tesla gehört zu den volatilsten Aktien im Technologieindex Nasdaq Composite. Die Volatilität beträgt auf Basis der vergangenen 250 Handelstage rund 40 Prozent und ist damit fast doppelt so hoch wie bei Apple."

Wie hoch das Risiko bei Tesla ist, zeigen auch andere Vergleiche. Sollte Tesla seine Absatzziele trotz aller Skepsis erreichen, dann würde auf jedes Fahrzeug von Tesla ein Börsenwert von 161.000 Dollar entfallen. Zum Vergleich: Daimler kommt auf einen Börsenwert von rund 21.000 Euro pro Fahrzeug. Zwischen Tesla und Daimler klafft damit eine gewaltige Lücke.

3. Kurs-Umsatz-Verhältnis

Wie hoch bewertet der Konzern ist, zeigt auch eine weitere Kennzahl: das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Dabei wird der Börsenwert durch den Umsatz dividiert. Mit einer Marktkapitalisierung von 48,3 Milliarden Dollar ist Tesla mit dem 2,5fachen der von Analysten erwarteten 2018er-Erlöse bewertet. Zum Vergleich: der Wert für Daimler liegt bei lediglich 0,4 - dabei sagen Analysten für den weltgrößten Premiumhersteller eine operative Marge von 8,5 Prozent vorher, während sie bei Tesla bei minus 3,1 Prozent liegen soll.

4. Verbrennt Tesla weiter Cash?

Im vergangenen Quartal hat der Konzern einen negativen Free Cashflow von 1,05 Mrd. Dollar verbucht - das zeigt wie viel Geld Tesla derzeit verbrennt. Er wird errechnet, indem man vom Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit die Investitionsausgaben abzieht. Musk hat zwar in Aussicht gestellt, dass die Investitionen im laufenden Jahr auf knapp unter drei Milliarden Dollar sinken sollen, gegenüber 3,4 Milliarden für 2017. Es bleibt allerdings ein Rätsel wie Musk das schaffen will, wenn die Produktion des Model 3 deutlich gesteigert werden soll und gleichzeitig der neue Roadster sowie ein Sattelschlepper plus ein neuer SUV namens Model Y entwickelt werden sollen.

Dennoch will er im dritten und vierten Quartal jeweils einen positiven Cashflow erwirtschaften und kein Geld mehr verbrennen. Das sehen die Analysten von Morgan Stanley aber anders, obwohl sie Tesla bislang immer positiv eingeschätzt haben. Sie haben nun errechnet dass der Konzern im dritten Quartal eine Kapitalspritze von 2,5 bis 3 Milliarden Dollar brauchen werde - das Geld verbrennen dürfte als anhalten.

5. Anleger setzen auf fallende Kurse

Aufgrund der vielen Baustellen und hohen Bewertung setzen Spekulanten auf einen Kursrückgang bei Tesla. Zuletzt ist der Short Interest - die Zahl der leerverkauften Aktien - auf 39,09 Millionen Stück gestiegen. Das sind 31,1 Prozent des Free Floats, also des Streubesitzes. Bei einem Leerverkauf veräußern Investoren geliehene Aktien in der Erwartung, sie später günstiger zurückzukaufen. Bei den aktuellen Kursen wetten die Spekulanten mit 11,1 Milliarden Dollar auf sinkende Kurse bei Tesla. Das ist der mit weitem Abstand größte Short Interest im S&P500.

Quelle: ntv.de

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