Wirtschaft

Trucks "Made in USA" Fiat Chrysler zieht von Mexiko nach Michigan

Das Pick-up-Modell Ram rollt 2020 in Michigan vom Band.

Das Pick-up-Modell Ram rollt 2020 in Michigan vom Band.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach langem Zögern wird Fiat Chrysler seine mexikanische Lkw-Produktion nun doch in die USA verlagern. "'America first' funktioniert", triumphiert die Regierung. Richtig ist: Der Konzern will absehbare Risiken minimieren.

Zum einen das Labsal in Form von Donald Trumps Steuerreform, die Unternehmen finanzielle Spielräume gibt. Zum anderen - nach langem Säbelrasseln - das mögliche Aus für das Freihandelsabkommen Nafta mit Kanada und Mexiko. Für Fiat Chrysler sind das mindestens zwei triftige Gründe, mit der Produktion seines Pickup-Modells Ram aus Mexiko in die USA heimzukehren, wie das Unternehmen jetzt bekanntgegeben hat.

Das Weiße Haus triumphiert: Trumps Appell an die Konzerne, wieder mehr in den USA zu produzieren, sei wieder mal erhört worden. Der Präsident selbst verkneift sich einen Jubel-Tweet, dafür meldet sich Vize-Präsident Mike Pence zu Wort: "Großartige Ankündigung. Es beweist, dass die Strategie 'Amerika zuerst' dieser Regierung funktioniert!"

Ob das wirklich so ist, ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Die Produktionsverlagerung von Mexiko in den US-Bundesstaat Michigan in zwei Jahren bringt aber immerhin 2500 richtige neue Jobs. Und mit dem Abkommen mit der Autogewerkschaft United Auto Workers vor zwei Jahren zum Beispiel habe der Umzug nichts zu tun, wie der Konzern versichert. 2015 hatte Fiat Chrysler versprochen, 5,3 Milliarden Dollar in amerikanische Werke zu investieren. Möglich geworden sei der Umzug durch die US-Steuerreform, die im Dezember verabschiedet wurde, sagt Fiat-Chef Sergio Marchionne.

Mitarbeiter profitieren von Trumps Steuergeschenken

Eine Milliarde Dollar lässt sich Fiat Chrysler den Umzug kosten. Wie der Konzern außerdem mitteilt, sollen alle 60.000 Mitarbeiter in den USA im Zuge der Steuerreform einen Bonus von jeweils 2000 US-Dollar erhalten. "Es ist nur angemessen, dass unsere Mitarbeiter an den durch die Steuerreform erzielten Einsparungen teilhaben und wir die offensichtliche Verbesserung des US-Geschäftsumfelds offen anerkennen, indem wir in unsere industrielle Präsenz investieren", erklärt Marchionne. Auch andere Konzerne kündigten bereits an, die Steuergeschenke Trumps an die Mitarbeiter weiterzureichen.

Das Werk von Fiat Chrysler im mexikanischen Saltillo soll in Zukunft anderweitig genutzt werden, geschlossen wird es nicht. Welche Modelle künftig in Saltillo hergestellt werden, verriet Marchionne allerdings nicht.

Vor einem Jahr hatte der Fiat-Chef noch lediglich eine Produktionsverlagerung in die USA vage in Aussicht gestellt. Nicht nur die Steuerreform war damals großes Thema, sondern auch die angeblich "desaströsen" Handelsabkommen der USA. Trump drohte damals immer wieder mit einem Importzoll sowie mit der Aufkündigung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta mit den Nachbarstaaten Kanada und Mexiko, sollten die Konzerne ihre Produktion nicht von Mexiko zurück in die USA verlagern. Dass Fiat Chrysler nun die Verlagerung seiner Produktion unmittelbar vor der nächsten Verhandlungsrunde verkündet, dürfte kein Zufall sein. Die Gespräche sind für den 23. bis 28. Januar angesetzt.

Insider erwarten Nafta-Aufkündigung

Erst am Donnerstag sagte Trump dem "Wall Street Journal", ein Ausstieg aus den Verhandlungen sei weiterhin möglich. Laut Insidern sind sowohl Mexiko als auch Kanada bereits auf einen Abbruch der Gespräche eingestellt.

Nach Trumps Dafürhalten hat das seit 1994 bestehende Freihandelsabkommen den Arbeitern in den USA geschadet und viele Jobs gekostet. Befürworter halten dem entgegen, dass durch die Zollfreiheit in den USA Jobs geschaffen worden seien und die Probleme in der Industrie eher auf Konkurrenz aus China zurückzuführen sei. In den bisherigen fünf Verhandlungsrunden, das Abkommen zu retten, gab es jedoch keinerlei Annäherung.

Der Kurs der Aktie von Fiat Chrysler profitierte von der Konzernentscheidung. Es mindere das Risiko gegenüber einem möglichen Ende der Freihandelszone, sagen die Analysten von Evercore ISI. Verglichen mit den Rivalen Ford und GM könnten Fiat Chrysler am stärksten darunter leiden, wenn die USA das Handelsabkommen aufkündigt. Der Umzug der Pick-Up-Truck-Produktion würde den in Mexiko produzierten Anteil der US-Verkäufe immerhin von rund 18 auf 10 Prozent senken.

Quelle: ntv.de

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