Wirtschaft

Neue Hinweise zum großen "Exit" Fed bereitet Bilanz-Aktion vor

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(Foto: REUTERS)

Wann leitet die US-Notenbank den Ausstieg aus der Ära multimilliardenschwerer Anleihenkäufe ein? In den Mitschriften zur Juni-Sitzung sind neue Details zum Zeitplan enthalten. Der "Exit" beginnt demnach im Herbst.

In den USA sind sich die Währungshüter offenbar nicht einig, wann genau die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mit ihrer Billionen schweren Rückzugsoperation am Anleihenmarkt beginnen soll. Wie aus dem am Abend veröffentlichten Fed-Protokoll zur jüngsten Zinssitzung Mitte Juni hervorgeht, sprachen sich die Mitglieder im sogenannten Offenmarktausschuss mehrheitlich für einen raschen Beginn des sogenannten Exits aus. Einige Notenbanker hätten in dem unter anderem für den Leitzins zuständigen Entscheidungsgremium für eine spätere Einleitung des Bilanzabbaus gestimmt.

Dabei geht es um eine schrittweisen Reduzierung jener gewaltigen Mengen an Wertpapieren, die die US-Notenbank im Zuge ihrer Krisenpolitik nach der großen Finanzkrise ab 2008 aus dem Markt herausgenommen und in ihre eigene Bilanz geschaufelt hatte. Zeitweise gab die Fed für den Ankauf von Anleihen und ähnlichen Wertpapieren hohe zweistellige Milliardenbeträge pro Monat aus.

Mit der Maßnahme blähte die Zentralbank ihre Bilanz gewaltig auf - zuletzt umfassten die Bücher der Fed ein Volumen von 4,5 Billionen Dollar (rund 3968,5 Milliarden Euro). Zugleich betraten die US-Notenbanker mit dieser Krisenmaßnahme geldpolitisches Neuland. Niemals zuvor hatten Währungshüter in diesem Umfang in den Markt eingegriffen.

"In den kommenden Monaten"

Kritiker bemängeln, dass nach wie vor unklar ist, ob die Fed dieses auch unter dem Stichwort "Quantitative Easing" bekannte Programm zurückfahren kann, ohne dabei größere Verwerfungen am Markt zu riskieren. Bei der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid vor zwei Wochen hatte Fed-Chefin Janet Yellen die anstehende Verkleinerung der Notenbankbilanz noch für dieses Jahr angekündigt. Details zum Zeitplan blieb Yellen schuldig.

In den nun veröffentlichten Fed-Minutes, den Mitschriften zur Sitzung der Fed-Entscheider, ist nun wörtlich von einem Start der Bilanz-Aktion "in den kommenden Monaten" die Rede. Einige Fed-Mitglieder argumentierten, die US-Notenbank sei ausreichend vorbereitet, um bald mit dem Abbau zu beginnen. Der Prozess könne in einigen Monaten starten, die Öffentlichkeit sei bereits darauf vorbereitet.

Andere US-Währungshüter wiederum mahnten zu mehr Geduld. Sie wollen vor einem solchen Schritt noch auf ausreichende Beweise dafür warten, dass die Inflation weiter anzieht. Diese hatte sich zuletzt abgeschwächt. Die meisten Fed-Vertreter sehen jedoch keinen Anlass zur Beunruhigung. Einige Teilnehmer jedoch brachten laut Protokoll ihre Sorge zum Ausdruck, dass sich die Entwicklung in Richtung des Fed-Ziels von 2 Prozent verlangsamt habe und die Schwäche anhalten könnte.

"Leicht falkenhafte Interpretation"

An den Märkten waren Details zum Zeitplan mit Spannung erwartet worden. Im Devisenhandel geriet der Euro zur Veröffentlichung der Fed-Protokolle nur kurz ins Wanken. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1323 Dollar.

Die Reaktionen an den Märkten sprächen für "eine leichte falkenhafte Interpretation des Protokolls", meinte ein Beobachter. Der Preis für Gold zog sich um rund 2 Dollar auf 1221 je Feinunze zurück. Die Notierungen der Anleihen gaben leicht nach. An den Aktienmärkten kam es zu minimalen Verlusten gegenüber dem Stand vor dem Protokoll: An der New Yorker Börse verzeichneten Händler nur kleinere Kursausschläge. Der Dow-Jones-Index lag wenige Minuten nach Vorlage der Fed-Minutes unverändert hauchdünn im Minus bei 21.473 Punkten.

Freundliche Aussichten am Job-Markt

Ermutigende Signale enthält das aktuelle Fed-Protokoll im Hinblick auf die US-Konjunktur. Die Währungshüter gehen davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten weiter erholen wird. Die Arbeitslosenquote dürfte demnach weiter sinken.

Bei der Sitzung im Juni hatte die US-Notenbank den Leitzins erneut erhöht, und zwar um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 1,00 bis 1,25 Prozent. Außerdem fassten die Währungshüter um Fed-Chefin Yellen einen Abbau der Bilanz erstmals konkret ins Auge. Der Startschuss dazu soll demnach noch in diesem Jahr fallen.

Kurswechsel auf Zehenspitzen

Die Fed hat bereits dargelegt, wie sie konkret den Bestand an Staatsanleihen allmählich senken will. So sollen auslaufende Papiere stufenweise nicht mehr ersetzt werden. Um mit dem Abbau des Portfolios zu beginnen, wird die Fed zunächst 6 Milliarden Dollar pro Monat weniger in den Kauf von Staatsanleihen reinvestieren.

Im Fall verbriefter Hypotheken sind es 4 Milliarden Dollar weniger. Diese Beträge werden dann alle drei Monate erhöht, bis eine monatliche Obergrenze von 30 Milliarden Dollar bei Staatsanleihen und von 20 Milliarden Dollar bei Hypotheken erreicht ist.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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