Wirtschaft

Lufthansa baut Billig-Angebote aus Spohr bricht sein Schweigen

Der oberste Lufthansa-Pilot Spohr gibt nach zwei Monaten im Amt einen klaren Kurs vor: Die Fluggesellschaft geht in Europa mit einer weiteren Billig-Tochter an den Start. Für die Langstrecke gibt es auch schon entsprechende Konzepte. Anleger honorieren das.

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Gut und günstig - so könnte man die Pläne, die der oberste Lufthansa-Pilot nach zwei Monaten im Amt präsentiert, der Einfachheit halber zusammenfassen. Nach einer selbst auferlegten zweimonatigen Schweigeperiode bläst Carsten Spohr wie erwartet zur Offensive gegen Billigflieger und Golf-Airlines. Zum einen will er mit einer weiteren Billig-Airline den Kampf mit den Konkurrenten Ryanair und Easyjet aufnehmen. Zum anderen schmiedet er an Plänen für eine günstigere Interkontinental-Plattform. Hier werden derzeit noch verschiedene Optionen geprüft. Bei der Marke Lufthansa soll es bei der Qualität zudem keine Abstriche geben - im Gegenteil.

Eine große "Wings-Familie"

Der Konzern plane, sein Konzept, das er bei der Billig-Tochter Germanwings eingeführt habe, zu erweitern, sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei einer Presseveranstaltung in Seeheim. Dazu solle die Tochtergesellschaft Eurowings ab dem kommenden Frühjahr neben Germanwings zu einem zweiten Billig-Anbieter für Europa-Flüge werden. An den Start gehen soll diese neue Airline bereits im nächsten Frühjahr. Lufthansa hatte Germanwings erst vor einem Jahr etabliert. Bei dem Newcomer Eurowings sollen die Kosten nochmals deutlich niedriger liegen, etwa durch günstigeres Personal und Basen im Ausland, wie Spohr erläuterte. Die Flotte soll den Angaben zufolge bis zu 27 Mittelstrecken-Jets umfassen. Die Germanwings-Flotte soll gleichzeitig bis Frühjahr 2015 von derzeit 23 auf 60 Flugzeuge anwachsen.

Als erste europäische Airline arbeitet Lufthansa auch - ebenfalls wie erwartet - an einer neuen Günstig-Plattform für Langstrecken-Flüge - entweder im Alleingang oder aber mit einem Partner. Entschieden ist noch nichts. Hier will Spohr vor allem den arabischen Rivalen wie Emirates und Etihad Paroli bieten. "Turkish Airlines ist ein potenzieller Partner und wir sind in sehr fortgeschrittenen Gesprächen", sagte der neue Lufthansa-Chef. Allein diese Aussage trieb die Aktien der türkischen Fluglinie um knapp drei Prozent in die Höhe. Die Entscheidung soll im Herbst fallen.

Ein Name für die neue Marke steht auch noch nicht fest. Starten sollen die Flieger dieser Billig-Langstrecken-Linie "eher in München oder Nordrhein-Westfalen statt in Frankfurt, wo wir schon ein großes Angebot haben", so viel verriet Spohr. In diesem Zusammenhang wird auch geprüft, ob bis zu sieben A340-Langstrecken-Flieger zu niedrigeren Kosten auf neuen Strecken oder auch auf Strecken, die von der Streichung bedroht sind, eingesetzt werden können. "Wir wollen nicht zu den Getriebenen, sondern zu den Treibern in der Branche gehören", erklärte Spohr die neue Billig-Offensive.  

Qualitäts-Offensive 

Die Lufthansa-Marke selbst soll einen besseren Service bekommen und zu einer Fünf-Sterne-Airline werden. Geplant ist ein besseres Catering in der Business-Klasse, ein verbesserter Premium-Check-In an den Flughäfen in Frankfurt am Main und München oder ein persönlicher Service an Bord. Mit dem breiteren Billig-Konzept und dem besseren Luxus der Hauptmarke will der Konzern auf der Langstrecke den staatlichen Golf-Airlines Paroli bieten und auf den kürzeren Strecken günstigen Anbietern wie Ryanair oder Easyjet entgegentreten.

Spohr präsentierte die neuen Pläne keine zwei Monate nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef. Die Strategie-Neubestimmung war mit Spannung erwartet worden. Die Lage der größten Airline Europas hatte sich in der letzten Zeit wegen Überkapazitäten auf dem Nordatlantikverkehr und einer Delle im Cargo-Geschäft so sehr verschlechtert, dass der Konzern vor einem Monat seine Gewinnziele für dieses und nächstes Jahr um jeweils etwa 30 Prozent kappen musste.

Unter seinem Vorgänger Christoph Franz hatte der Konzern im Jahr 2012 den größten Umbau der Konzerngeschichte begonnen. An dem über 3000 Einzelpunkte umfassenden Sparprogramm "Score" halte der Konzern auch weiter fest, sagte Spohr. Unter anderem übernahm Germanwings in diesem Zuge von Lufthansa schrittweise die europäischen Direktflüge abseits der Drehkreuze Frankfurt und München. In der Verwaltung fallen zudem 3500 Stellen weg. Lufthansa Italia wurde geschlossen. Das Score-Sparprogramm müsse zu einer Daueraufgabe werden, sagte Spohr.

Spohr ist seit zwei Jahrzehnten im Konzern und verfügt damit über den bei der Lufthansa wichtigen Stallgeruch. Die 117.000 Mitarbeiter hoffen, dass er die tiefen Gräben zwischen Belegschaft und Management überbrücken kann. Die waren aufgebrochen, nachdem Spohrs Vorgänger Christoph Franz Anfang 2012 der Fluglinie einen harten Umbau verordnete, dem Tausende Jobs zum Opfer fallen. Die Angestellten gingen dagegen auf die Barrikaden. Im April legten die 5000 Piloten den Flugbetrieb für drei Tage lahm.

Lufthansa-Aktien ziehen an

An der Börse wurden die Strategie-Aussagen Spohrs  mit Kursaufschlägen honoriert.  Lufthansa-Aktien bauten ihre Aufschläge kräftig aus. "Die Lufthansa baut weniger Kapazitäten auf. Das ist genau die Nachricht, die Investoren hören wollten", sagte ein Händler. Die Lufthansa will das Angebot nur noch halb so stark ausweiten wie ursprünglich geplant. "Das bedeutet, dass die Renditen in der Passage und auch im Frachtgeschäft nicht so stark fallen wie befürchtet", ergänzte er.

Auch die Bestätigung der Ziele für 2014 und 2015 sorge für mehr Sicherheit bei Anlegern und für Erleichterung. Leerverkaufspositionen, die Anleger am Vortag nach der Gewinnwarnung von Air France-KLM auch in der Lufthansa aufgebaut hätten, dürften nun eingedeckt werden.

Quelle: ntv.de, ddi/AFP/rts

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