Wirtschaft

Sorgen bei Barclays und NordLB Europas Banken etwas krisensicherer

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(Foto: REUTERS)

Wie sicher sind die größten europäischen Banken? Das testet die Aufsicht EBA. Und die Problemkinder sitzen in Italien, Großbritannien und Deutschland. Insgesamt aber ist die Branche widerstandsfähiger als vor der Finanzkrise.

Deutsche und britische Banken schneiden im jüngsten Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA schlecht ab. Die Kapitalpuffer der deutschen Banken schrumpften im Stressszenario im Vergleich zu den Instituten aus anderen Ländern deutlich. Ähnliches gilt für britische Banken. Das liege vor allem an der geringen Profitabilität, sagte EBA-Statistik-Direktor Mario Quagliariello. Insgesamt aber seien Europas Banken besser gegen finanzielle Belastungen gerüstet als zur Zeit der Finanzkrise 2008.

Die Institute Barclays aus Großbritannien und die italienische Banco BPM haben sich beim europaweiten Stresstest als größte Sorgenkinder entpuppt. Barclays erreichte im adversen Szenario eine harte Kernkapitalquote von 6,37 Prozent, BPM kam auf 6,67 Prozent.

NordLB - schlechteste deutsche Bank

Die NordLB hat beim EBA-Stresstest von den acht deutschen Instituten am schlechtesten abgeschnitten. Im Krisenszenario bis 2020 schrumpfte die harte Kernkapitalquote der Landesbank auf 7,07 Prozent, wie die EBA mitteilte. Das vergleichsweise schwache Ergebnis des Instituts, an dem die Länder Niedersaschen und Sachsen-Anhalt beteiligt sind, war erwartet worden. Die NordLB und die vor zwei Jahren von ihr übernommene Bremer Landesbank hatten sich zwischen 2004 und 2012 an Schiffskrediten schwer verhoben. Die Suche nach Investoren für das angeschlagene Institut läuft seit einiger Zeit.

Die Deutsche Bank kam auf 8,14 Prozent. Das Institut erklärte in Frankfurt am Main, ihr Risikoprofil sei "absolut solide, aber wir sind noch nicht profitabel genug". Daran arbeite die Bank jetzt, wie Finanzvorstand James von Moltke mitteilte. Die Kriterien seien strenger gewesen als beim Stresstest vor zwei Jahren, dennoch habe die Deutsche Bank bei Markt-, Kredit- und operationellen Risiken mehr Widerstandskraft bewiesen.

Die Commerzbank hätte nach Durchlaufen des Krisenszenarios Ende 2020 noch einen Kapitalpuffer von 9,93 Prozent. "Der konsequente Abbau der Risiken in den vergangenen Jahren zahlt sich aus", kommentierte der Risikovorstand des seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Instituts, Marcus Chromik. Das verbesserte Ergebnis unter den verschärften Bedingungen in dem diesjährigen Test sei "ein weiterer Beleg für das gesunde Risikoprofil und die hohe Stressresistenz der Commerzbank".

Nach Ansicht von Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling hat der Stresstest gezeigt, "dass die europäischen und deutschen Banken selbst in einem dramatischen Abschwung widerstandsfähig sind". Für die deutschen Banken sei das Krisenszenario zudem "deutlich härter ausgefallen" als bei der vorigen Prüfung 2016. "Es wird ein Einbruch der Weltwirtschaft simuliert, der sich besonders stark auf die exportorientierte deutsche Wirtschaft auswirkt. Die positive Nachricht ist, dass die deutschen Banken diesen Stress gut verkraften können", bilanzierte Wuermeling.

Szenario mit 8,3 Prozent BIP-Einbruch

Dem Stresstest unterzogen wurden 48 Banken aus 15 EU-Staaten und Norwegen. Auf Basis der Bilanzen zum Jahresende 2017 musste sie durchrechnen, wie viel dünner ihre Kapitaldecke in drei Jahren werden würde, wenn die Konjunktur einbricht, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Immobilienpreise in den Keller gehen. Im härtesten Szenario mussten sie unter Beweis stellen, dass sie auch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um bis zu 8,3 Prozent zurechtkämen und genügend Kapital hätten.

Die Aufseher versprechen sich Erkenntnisse darüber, wie anfällig Banken für Krisen wären und ob sie ihre Kapitalpuffer für schlechte Zeiten verstärken müssen. Offiziell durchfallen konnte beim diesjährigen Stresstest keine Bank, denn es wurden keine Mindestanforderungen definiert. Unter Aufsehern gilt eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent als das Minimum.

In einem parallelen Test nahm die EZB als zentrale Bankenaufsicht für den Euroraum weitere 54 Geldhäuser unter die Lupe, die sie direkt beaufsichtigt. Für diese Banken veröffentlichen die Aufseher aber keine detaillierten Ergebnisse.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa/AFP

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