Wirtschaft

"Engagement untergraben" Etihad attackiert Bundesregierung

Die Kooperation bringt Air Berlin jährlich gut 140 Millionen Euro.

Die Kooperation bringt Air Berlin jährlich gut 140 Millionen Euro.

(Foto: picture alliance / dpa)

Noch droht die Fluggesellschaft Etihad nicht mit Rückzug, doch der Ton wird schärfer. Das Verbot des Code-Sharings interpretiert das Unternehmen als Regeländerung. Dies werde auch von anderen Investoren aufmerksam verfolgt.

Air-Berlin-Großaktionär Etihad verschärft im Code-Share-Streit mit den deutschen Behörden den Ton. "Jetzt, nachdem wir vier Jahre lang in Deutschland investiert, die Arbeitsplätze bei Air Berlin unterstützt und eigene, neue Stellen in Deutschland geschaffen haben, erfahren wir, dass sich die Regeln geändert haben", sagte Etihad-Chef James Hogan in einer Mitteilung.

Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, Etihad die sogenannte Code-Share-Praxis bei 29 von insgesamt 63 Verbindungen ab Mitte Januar zu untersagen. Die Codeshares haben für Air Berlin den Vorteil, dass Flüge der Gesellschaft besser in Reservierungssystemen gefunden und weltweit vermarktet werden können. Ohne die Regelung blieben viele Sitze womöglich leer.

"Weitere rechtliche Schritte"

Das für die finanziell klamme Air Berlin wichtige Codeshare steht allerdings auf legal wackeligen Beinen. Da Air-Berlin-Großaktionär Etihad keine EU-Airline ist, und zwischen Europa und den Vereinigten Arabischen Emiraten im Gegensatz zu den USA auch kein sogenanntes Open-Sky-Abkommen gilt, unterliegen die Code-Share-Flüge dem bilateralen Luftverkehrsabkommen zwischen den Emiraten und Deutschland. So lehnte das Verwaltungsgericht Braunschweig in der vergangenen Woche auch ab, die Codeshares zumindest bis zum Ende des Winterflugplans zu genehmigen.

Gegen die Entscheidung hat Etihad heute "weitere rechtliche Schritte" eingeleitet. Die Braunschweiger Richter hatten eine Beschwerde beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg zugelassen.

Air Berlin hängt am Ethihad-Tropf

Für Air Berlin ist die Fortführung der Gemeinschaftsflüge überlebenswichtig. Das Unternehmen hat mehrfach davor gewarnt, dass bei einem Wegfall schwerwiegende Konsequenzen drohten. Für Air Berlin hängt eigenen Angaben zufolge an den in Frage stehenden Code-Share-Verbindungen mit Etihad ein Umsatz von 140 Millionen Euro pro Jahr. Ein Betrag, der laut Insidern fast vollständig auch ins Betriebsergebnis fließt, da durch das Codeshare mehr Tickets verkauft werden.

"Als globales Unternehmen fokussieren wir unsere Investitionen auf Märkte, die uns langfristige Renditen bieten. Wir wurden ermutigt, in Air Berlin zu investieren. Seit der anfänglichen Investition mussten wir uns jedoch mit zahlreichen großen Herausforderungen beschäftigen, einschließlich der Einführung der Flughafengebühren, die die Rentabilität von Air Berlin unmittelbar beeinträchtigt haben", ließ Hogan weiter mitteilen. In anderen Märkten wie Australien, Indien, Italien, Serbien oder auf den Seychellen seien unsere Investitionen begrüßt und unterstützt worden. In Deutschland werde unser Engagement jedoch weiterhin durch die Lobbyanstrengungen und den Protektionismus der Lufthansa, der nationalen Airline, untergraben."

"Warnung an andere Investoren"

Etihad hält 29,2 Prozent an Air Berlin und hat Deutschlands zweitgrößter Airline in der Vergangenheit mehrfach durch Kredite und andere Maßnahmen finanziell unter die Arme gegriffen.

"Etihad ist nur ein Investor in einer Branche. Unsere Erfahrungen werden jedoch eine Warnung für alle anderen sein, wenn sie internationale Investment-Entscheidungen treffen werden", sagte der Etihad-Chef an die Adresse der Bundesregierung.

Air Berlin fliegt von verschiedenen deutschen Städten mindestens einmal täglich nach Abu Dhabi. Tatsächlich haben die meisten Passagiere aber gar nicht Abu Dhabi zum Ziel, sondern steigen dort in Etihad-Jets nach Asien oder Australien um. Umgekehrt steigen Passagiere aus Asien oder Australien in Abu Dhabi in eine Air-Berlin-Maschine und steigen in Deutschland teilweise nochmals zu weiteren Zielen um. Laut dem Luftverkehrsabkommen soll aber nur der tatsächliche Reisebedarf zwischen beiden Ländern bedient werden.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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