Wirtschaft

2016er Kurseinbruch bei Wirecard Ermittler bestätigen Marktmanipulation

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(Foto: picture alliance/dpa)

Vor knapp drei Jahren bricht der Aktienkurs von Wirecard ein, nachdem ein Report dem Unternehmen Betrug vorwirft. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Das war gelogen. Verantwortlich soll ein Brite sein, der für umstrittene Börsengeschäfte bekannt ist.

Der spektakuläre Kurseinbruch beim Zahlungsabwickler Wirecard vor knapp drei Jahren hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft einen kriminellen Hintergrund. Die unbelegten Betrugsvorwürfe gegen das Unternehmen seien ein Fall von Marktmanipulation, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München. Die Behörde habe ihre Ermittlungen abgeschlossen und beim Amtsgericht München einen Strafbefehl gegen den Herausgeber einer umstrittenen Unternehmensanalyse beantragt.

Der Strafbefehl richtet sich gegen den Briten Fraser Perring, der auch für andere umstrittene Börsengeschäfte bekannt ist. Er sei der Herausgeber des umstrittenen Reports gewesen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Perring sei schriftlich angehört worden, habe sich jedoch nicht zur Sache geäußert. Auf Anfrage erklärte Perring, er habe widersprüchliche Informationen über den Abschluss der Ermittlungen erhalten.

Wenn das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgt und Perring zu einer Geldstrafe verurteilt, könnten sich Anleger in Schadenersatzforderungen bestärkt sehen. Mit einem Urteil rechnen Beteiligte im kommenden Jahr.

Das Verfahren gegen einen anderen Mitverantwortlichen wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft eingestellt, nachdem dieser einen fünfstelligen Betrag als Geldauflage gezahlt hat. Bei 37 weiteren Beschuldigten, die wegen Geschäften mit Wirecard-Papieren unmittelbar vor und nach der Attacke ins Visier der Ermittler gerieten, hat sich der Verdacht nicht erhärtet.

Erst Betrugsvorwurf, dann Kurssturz

Die Wirecard-Aktie war am 24. Februar 2016 um ein Viertel eingebrochen, als die bis dahin unbekannte Firma Zatarra Research dem Unternehmen betrügerische Machenschaften vorwarf. Der Kurssturz vernichtete binnen Minuten einen Börsenwert von 1,3 Milliarden Euro. Wirecard war damals im TecDax gelistet und wies die Vorwürfe stets zurück. Im September war das Unternehmen in de Dax aufgestiegen.

In der Vergangenheit hatte Perring schon mit seinem Börsendienst Viceroy für Aufsehen gesorgt. Unter diesem Namen wurden kritische Analysen unter anderem über den Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 und den südafrikanisch-deutschen Möbelhersteller Steinhoff veröffentlicht. Auch in diesen Fällen brachen die Kurse ein, wovon Investoren profitierten, die sich zuvor entsprechend positioniert hatten. Viceroy geriet in Südafrika und Deutschland ins Visier der Behörden. Ein Verfahren wegen Manipulation der ProSiebenSat.1-Aktie gab die Staatsanwaltschaft München nach eigenen Angaben an die Kollegen in Frankfurt ab.

Dass Staatsanwaltschaften nach verdächtigen Kursbewegungen Beweise für eine Straftat finden, ist nach Angaben der Finanzmarktaufsicht Bafin selten. Von 181 Verfahren wegen möglicher Marktmanipulation, die in diesem Jahr in Deutschland von Januar bis September abgeschlossen wurden, verwarfen die Strafverfolger 40 Prozent, weil sich der Anfangsverdacht nicht bestätigte. Nur 13 Fälle landeten vor Gericht, zehn Mal wurden Verantwortliche verurteilt.

Quelle: ntv.de, chr/rts

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