Wirtschaft

Stromerzeugung mit Lenkdrachen Eon investiert in neue Windkraft-Idee

Einer der Kite-Segel im Test: Das System benötigt sehr viel weniger Material als herkömmliche Windenergieanlagen.

Einer der Kite-Segel im Test: Das System benötigt sehr viel weniger Material als herkömmliche Windenergieanlagen.

(Foto: © Kite Power Systems Ltd 2015)

Sind Windräder auf hohen Türmen ein Auslaufmodell? Der deutsche Energiekonzern Eon lenkt Geld in eine junge britische Firma, die mit Kite-Drachen den Windenergiemarkt revolutionieren will. Bemerkenswert sind auch die Partner.

Der Energieversorger Eon beteiligt sich an dem britischen Start-up "Kite Power Solutions". Das Unternehmen arbeitet an einer womöglich zukunftsweisenden Technik zur Nutzung von Windenergie: Die von Kite Power Solutions konzipierte Technologie arbeitet mit Flugsegeln, die ähnlichen aerodynamischen Prinzipien folgen wie die beim Kitesurfen verwendeten Schirme.

Bei Kite Power Solutions sollen die an Stahlkabeln hängenden Segel den Rotor herkömmlicher Windkraftanlagen ersetzen. Auf diese Weise können die neuartigen Anlagen auf kostenintensive Masten verzichten und trotzdem die ertragreichen Windschichten in Höhen von bis zu 450 Metern nutzen.

Das Funktionsprinzip ist einfach: Die Flugdrachen sollen computergesteuert mit idealem Anstellwinkel in kreisförmigen Bewegungen aufsteigen. Der Strom wird dabei dem Konzept zufolge in einer Generatoranlage am Boden erzeugt, die die Drehbewegung des auslaufenden Stahlkabels über eine Winsch in elektrische Energie umwandelt. Zum Einholen des Drachens gleitet der Schirm in eine Position, in der nur ein Bruchteil der erzeugten Energie erforderlich ist, um das Halteseil wieder einzuholen.

Stahlkabel statt Rotor

Da an jeder Anlage zwei Schirme hängen, werde der Generator abwechselnd angetrieben und könne so durchgehend Strom produzieren, heißt es bei Kite Power Solutions. Ausreichende Windstärken vorausgesetzt, könne der Generator so stets nahe seiner optimalen Geschwindigkeit arbeiten. Durch die Steuerung der Kites sei es möglich, selbst bei vergleichsweise schwachen Windgeschwindigkeiten hohe Steigleistungen zu erzielen.

Nach Einschätzung des Dax-Konzerns hat diese Technologie das Potenzial, vor allem den Offshore-Windenergiemarkt zu verändern. Im Vergleich zu konventionellen Windturbinen ließen sich Kite-Power-Anlagen kostengünstiger herstellen sowie einfacher installieren und instandhalten, heißt es bei Eon. Die Anlagen könnten auch in Gewässern mit Tiefen von mehr als 40 Metern installiert werden. Dadurch wäre es möglich, neue Offshore-Märkte wie vor den Küsten von Portugal, Japan oder den USA zu erschließen.

Schlumberger und Shell mit an Bord

In der aktuellen Finanzierungsrunde konnte sich Kite Power Solutions frische Mittel im Umfang von knapp sechs Millionen Euro sichern. Der deutsche Energiekonzern Eon beteiligte sich an dieser Runde allerdings nicht alleine. Weitere gewichtige Geldgeber trauen dem britischen Start-up offenbar zu, den Markt für erneuerbare Energien durch das unkonventionelle Windkraft-Konzept zu revolutionieren.

Neben Eon investierten auch der Ölfeld-Ausrüster Schlumberger sowie Shell Technology Ventures, eine Wagniskapitaltochter des niederländisch-britischen Ölmultis Royal Dutch Shell, in Kite Power Solutions. Mit der Investition soll zunächst die geplante Errichtung einer 500-Kilowatt-Anlage bei der Ortschaft West Freugh im Südwesten Schottlands unterstützt werden. Ihr sollen in den folgenden vier Jahren weitere Demonstrationsanlagen an Land folgen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen