Wirtschaft

Milliarden für Banken EZB fährt deutlich höheres Risiko

EZB-Chef Mario Draghi: Seine Lippen sind versiegelt.

EZB-Chef Mario Draghi: Seine Lippen sind versiegelt.

(Foto: REUTERS)

Das System der Geldbeschaffung in Euroland ist ein Buch mit sieben Siegeln: Offiziell hortet die EZB Staatsanleihen in Höhe von 212 Milliarden Euro, um klammen Eurostaaten das Überleben zu sichern. Wegen der Finanzierung der dortigen Banken, türmen sich hinter den Kulissen aber weitere Risiken auf.

Wie viel Nothilfe leistet die europäische Notenbank mittlerweile eigentlich? Das bleibt eine offene Frage. Eine verlässliche Antwort ist nicht möglich, weil die Informationen nicht vollständig publiziert werden. Medieninformationen zufolge sind die finanziellen Risiken der Europäischen Zentralbank (EZB) mittlerweile aber deutlich höher als bislang angenommen.

Die Notenpresse flutet die Finanzmärkte mit mehr Geld als man weiß.

Die Notenpresse flutet die Finanzmärkte mit mehr Geld als man weiß.

(Foto: picture alliance / dpa)

Offiziell hat die Zentralbank Staatsanleihen mit einem Volumen von 212 Mrd. aufgekauft. Sie stützt damit Euro-Krisenstaaten wie Griechenland und Italien.

Faktisch habe die EZB den Staaten aber - über eine Finanzierung der dortigen Banken - weitaus mehr Geld geliehen, berichtete die "Welt am Sonntag". Im Falle von Staatspleiten könne der Notenbank deshalb ein zusätzlicher Ausfall von hinterlegten Sicherheiten im dreistelligen Milliardenbereich drohen.

Hintergrund sind staatlich garantierte Bankanleihen, die die Notenbank von Finanzhäusern als Sicherheit für die Ausgabe von Liquidität akzeptiert. Nach Recherchen der "Welt am Sonntag" haben Banken in Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland solche staatsgarantierten Anleihen mit einem Volumen von 208,7 Mrd. Euro aufgelegt, die nur mit einer Garantie ihrer wackeligen Heimatländer besichert sind. Von der Möglichkeit, solche Anleihen als Sicherheit beim Euro-System zu hinterlegen, hätten Banken aus den Peripherie-Staaten rege Gebrauch gemacht haben, berichtete die "WamS" unter Berufung auf mehrere Notenbanker. Offizielle Angaben zu den Ankäufen von bankanleihen gibt es im Unterschied die den Ankäufen von Staatsanleihen, die wöchentlich publiziert werden, nicht.

Von der Bundesbank abgenabelt

Jörg Asmussen, der neue deutsche Teamplayer bei der EZB.

Jörg Asmussen, der neue deutsche Teamplayer bei der EZB.

(Foto: dapd)

Die Deutschen haben mittlerweile deutlich an Einfluss in der EZB eingebüßt. Das neue deutsche Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen beteuert umso mehr sein Interesse, im EZB-Direktorium Teamspieler sein zu wollen. Das Exekutiv-Direktorium müsse nach außen geschlossen auftreten, sagte er der Zeitung. Das frühere EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark hatte die innerhalb der EZB getroffenen Entscheidungen auch öffentlich kritisiert. Der frühere Finanz-Staatssekretär Asmussen ist anders als Stark nicht EZB-Chefvolkswirt - diesen Posten bekam in der vergangenen Woche überraschend der Belgier Peter Praet.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn nutzte im "Spiegel" den mangelnden deutschen Einfluss in der EZB zu kritisieren. Deutschland sei dort zunehmend "an den Rand gedrängt", sagte er. "All die schönen Sprüche, dass die EZB nach dem Modell der Bundesbank funktionieren würde und Deutschland als größtes Land eine Sonderrolle behalte, erweisen sich als Schall und Rauch." Dass mittlerweile weder der Präsidentenposten noch die Aufgabe des Chefvolkswirts von Deutschen besetzt seien, verdeutliche dies.

Der neue EZB-Präsident Mario Draghi werde zwar nicht unbedingt einknicken im Streit um höhere Staatsanleihen-Käufe durch die EZB. Stattdessen werde er "vermutlich den Druck auf die Staatengemeinschaft erhöhen, die Staatspapiere über den Luxemburger Rettungsfonds ESM zu kaufen", sagte Sinn. "Das ist zwar weniger schlimm, als wenn die EZB kauft, aber schlimm genug, weil Deutschland auch damit zu einem Gläubiger der Südländer wird. Wir sitzen so oder so in der Falle."

Zusätzliche Kompetenzen für die EZB

Die Euro-Wackelkandidaten an der südlichen Peripherie sehen die EZB noch nicht genug in der Pflicht. er neue italienische Ministerpräsident Mario Monti forderte auf einer Konferenz zusätzliche Kompetenzen für die Zentralbank, um den Euro und den Zusammenhalt Europas zu bewahren.

In der englischen Übersetzung seines Redemanuskripts fanden sich dazu jedoch keine erklärenden Details. Auf derselben Konferenz sprach sich vorher Italiens Industrieminister Corrado Passera für ein ausgeweitetes Mandat der Notenbank aus, um den Märkten Stabilität und Liquidität zu bringen.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ

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