Wirtschaft

Deutliche Warnsignale Druck auf US-Banken

Waren Wells Fargo nur die Vorboten schlechter Nachrichten?

Waren Wells Fargo nur die Vorboten schlechter Nachrichten?

(Foto: REUTERS)

Als erste US-Bank melden Wells Fargo über ihr abgelaufenes Quartal – und können nicht überzeugen. Anleger müssen sich darauf gefasst machen, dass nicht nur die europäischen Banken negative Schlagzeilen liefern.

Ausnahmsweise hat diesmal Wells Fargo die Bilanzsaison bei den US-Banken eröffnet: Üblicherweise legt der Branchenprimus JP Morgan als erster die Ergebnisse vor, aber durch den Unabhängigkeitstag am 4. Juli hat sich die Reihenfolge verschoben. Damit rückt Wells Fargo etwas stärker in den Fokus der Investoren als sonst üblich, ehe die Citigroup heute, JP Morgan und Goldman Sachs jeweils morgen ihre Zahlen präsentieren.

Hypothekengeschäft lässt zu wünschen übrig

Die Ergebnisse von Wells Fargo lagen weitgehend im Rahmen der Analystenschätzungen. Vorstandschef John Stumpf versucht, die sinkenden Erträge aus dem Hypothekengeschäft wettzumachen, indem verstärkt andere Kredite, wie Kreditkarten- und Autokredite vergeben werden. Denn trotz der seit Jahresanfang sinkenden Hypothekenzinsen ist das Volumen an neuen Hypothekenkrediten in den vergangenen Quartalen branchenweit eingebrochen.

Vielen Amerikanern fällt es wegen der stark gestiegenen Häuserpreise immer schwerer, eine Immobilie zu erwerben. Den Schätzungen des Branchenverbands Mortgage Bankers Association zufolge haben die Banken im zweiten Quartal für lediglich 109 Milliarden Dollar Hypothekenkredite vergeben. Im vierten Quartal 2012 waren es noch 453 Milliarden Dollar. Immerhin hat Wells Fargo im zweiten Quartal 2014 für 47 Milliarden Dollar Hypotheken an den Mann gebracht. Das ist ein Anstieg um elf Milliarden gegenüber dem Vorquartal. Allerdings sind die konzernweiten Erträge gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken.

Niedrige Volatilität belastet Handelsergebnis

Für die anderen US-Institute prognostizieren die Analysten hingegen einen starken Rückgang der Erträge und der Gewinne, denn die Geldhäuser leiden neben dem schwachen Hypothekengeschäft auch unter dem kräftigen Rückgang im Handelsgeschäft. Wegen der sehr niedrigen Volatilität an den Märkten für Anleihen, Währungen, Aktien oder Rohstoffen handeln die Kunden der Banken und die Banken untereinander deutlich weniger. Das schlägt kräftig auf das Ergebnis durch.

Anfang Mai hatte JP Morgan daher gewarnt, dass das Handelsgeschäft mit Anleihen und Aktien im zweiten Quartal um 20 Prozent zurückgehen könnte. Damit hätte sich die Schwäche aus dem ersten Quartal nahtlos fortgesetzt. Kurz danach warnte auch die Citigroup vor einem Rückgang um bis zu 25 Prozent. Analysten prognostizieren, dass der Gewinn je Aktie von 1,34 Dollar auf 1,06 Dollar gesunken ist. Damit stünden 3,2 Milliarden Dollar zu Buche. Für JP Morgan wird ein Rückgang von 1,60 Dollar auf 1,29 Dollar erwartet. Das wären fünf Milliarden Dollar, womit der Konzern als Nummer zwei klar hinter Wells Fargo mit 5,7 Milliarden Dollar liegen würde.

Umfeld für Banken bleibt schwierig

Zahlreiche Analysten glauben daher nicht an einen schnellen Umschwung. "Wir sind der Überzeugung, dass sich das Handelsgeschäft der führenden Banken nicht schnell erholen wird", sagte Brad Hintz, Analyst bei Sanford C. Bernstein. Hingegen könnten die Banken versuchen, ihr Kreditgeschäft auszubauen, indem sie verstärkt Kredite an Schuldner mit schlechter Bonität vergeben. Dass der KBW Bank Index, der die Performance der Institute abbildet, seit Mitte April deutlich hinter dem S&P 500 zurückbleibt ist allerdings ein klares Warnsignal.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen