Wirtschaft

Dax startet durch Draghi lässt Häuslebauer zittern

Die Zeiten, in denen EZB Investoren das Geld umsonst hinterher geworfen hat, sind vorbei. Dies wird sich auch bei den Zinsen für Immobilienkredite bemerkbar machen.

Die Zeiten, in denen EZB Investoren das Geld umsonst hinterher geworfen hat, sind vorbei. Dies wird sich auch bei den Zinsen für Immobilienkredite bemerkbar machen.

(Foto: picture alliance / Sven Hoppe/dp)

Mario Draghi ist immer gut für Überraschungen. Mit der gestrigen EZB-Entscheidung schockt er Immobilienkäufer, erfreut dafür aber Aktionäre. Und für wen gibt es noch Weihnachtsgeschenke?

EZB-Chef Mario Draghi verlängert das eigene Anleihekaufprogramm, tritt aber auch ein wenig auf die Bremse. So reduziert er den Umfang der EZB-Anleihenkäufe um 20 Milliarden auf 60 Milliarden Euro im Monat, dafür läuft das Anleihenprogramm neun statt der erwarteten sechs Monate weiter.

Er stellt jedoch in Aussicht, unter Umständen noch nachlegen zu können. Die Hintertür bleibt also offen. Als Folge schießt der Zins für zehnjährige Bundesanleihen nach oben, beruhigt sich dann etwas und bleibt dann auf dem erhöhten Niveau. Hauskäufer und Finanzminister Schäuble könnten harte Zeiten ins Haus stehen. Der Euro knickt einmal mehr ein.

Mario will's wissen

"Increase", dieses kleine Wort setzte um kurz nach halb drei am gestrigen Donnerstag die Märkte in Verzückung. Mario Draghi bleibt bei seinem Statement "Whatever it takes" vom Sommer 2012. Er hat er es diesmal nur anders formuliert.

"Die Worte des EZB-Chefs deuten keinesfalls auf eine Straffung der Geldpolitik hin, vielmehr könnte das Programm ausgeweitet werden, sollte sich die Inflation nicht wie gewünscht entwickeln oder andere Stolpersteine im Weg liegen", sagt Hartwig Knapp vom Vermögensverwalter PP Asset Management. Erst einmal bläst Draghi das Anleihekaufprogramm bis Ende 2017 auf dann 2,28 Billionen Euro auf.

Die EZB hat mit ihrer jüngsten Entscheidung auch die Spielregeln verändert, weil sie kaum noch Staatsanleihen zur Auswahl hat, insbesondere in Deutschland. Die Zinsen waren unter den Einlagensatz der Banken von minus 0,4 Prozent gesunken. Ab Januar sind nun auch Käufe von Anleihen möglich, die unterhalb des Einlagenzinses liegen. Außerdem darf die Zentralbank nun Anleihen mit einer Laufzeit von einem Jahr kaufen, zuvor waren nur Laufzeiten zwischen zwei und 30 Jahren möglich. Von einer bestimmten Staatsanleihe darf aber weiterhin nur ein Drittel gekauft werden.

Schulden gibt es nicht mehr umsonst

Auch wenn die EZB ihr Anleihenkaufprogramm verlängert, sind die Zeiten vorbei, in denen EZB oder US-Notenbank Investoren das Geld umsonst hinterher geworfen haben. Dies wird sich auch bei den Zinsen für Immobilienkredite bemerkbar machen, denn diese hängen mit zeitlicher Verzögerung an dem, was die Anleihenmärkte vorgeben.

Die beschlossene Einschränkung des monatlichen Volumens von 80 auf 60 Milliarden ab April ist nichts weiter als eine Verschnaufpause für die EZB, die jederzeit das Gaspedal wieder voll durchdrücken könnte, daran lässt Draghi keinen Zweifel.

Interessant jedoch ist die Reaktion an den Märkten. Natürlich gerät der Euro unter Druck, jedoch steigen Aktien weiter deutlich an. Die Jahresendrally läuft, aber nicht überall. Mit RWE und Eon sind Aktien unter Druck, deren Firmen hoch verschuldet sind und unter den höheren Zinsen leiden.

Dazu büßen Wohnbauaktien wie Vonovia ein, die ebenfalls verschuldet sind. Gewinner sind einmal mehr die Banken, die nach jahrelanger Dürre von steigenden Zinsen profitieren. Gold und Silber bleiben erst einmal stabil, sie könnten 2017 jedoch wieder in den Fokus rücken, wenn manchem klar wird, dass diese neue Form des Verschuldungssystems auch stattliche Risiken mit sich bringt.

Die Geldorgie geht also weiter, doch offenbar wollen die Investoren die Party jetzt besser bezahlt wissen. Die Auswirkungen der EZB-Politik auf Immobilienmärkte, Staatshaushalte und für private Investoren könnten komplexer werden, als es in den letzten Jahren der Fall war. Immerhin – in Sachen Gelddrucken gehen Japaner, Europäer und Amerikaner den gleichen Weg.

Quelle: ntv.de

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