Wirtschaft

Deal fast perfekt Disney kauft wohl Großteil von Fox-Gruppe

Disney will 28 bis 29 US-Dollar je Aktie zahlen.

Disney will 28 bis 29 US-Dollar je Aktie zahlen.

(Foto: picture alliance / Justin Lane/E)

Disney-Chef Iger will seinen Konzern zu einem Streaming-Giganten machen. Der Unterhaltungskonzern könnte mithilfe von 21st Century Fox international expandieren und unter anderem sein eigenes Video-Geschäft vorantreiben.

Der Unterhaltungskonzern Walt Disney steht kurz vor der Übernahme großer Teile des Medienkonzerns 21st Century Fox. Eine Transaktion werde bald erwartet, berichten mehrere Informanten. Das Geschäft dürfte demnach ein Volumen von 60 Milliarden Dollar inklusive Verbindlichkeiten erreichen, heißt es. Disney könnte mithilfe der Unternehmensteile von 21st Century Fox, die der Unterhaltungskonzern im Auge hat, international expandieren und unter anderem sein eigenes Video-Streaming-Geschäft vorantreiben.

Im Blick habe Disney die Film- und Fernsehstudios Twentieth Century Fox, die Kabelkanäle inklusive der regionalen Sportsender und wichtige internationale Aktivitäten des Wettbewerbers. Nicht kaufen wolle Disney dagegen den TV-Sender Fox mit seinen Nachrichtenangeboten.

Insgesamt bewerte die Disney-Offerte 21st Century Fox mit etwa 40 Dollar je Aktie, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens weiter. Da aber nur die Teilübernahme geplant sei, wolle der Unterhaltungskonzern 28 bis 29 Dollar je Aktie zahlen. Beglichen werden soll die Transaktion mit Disney-Aktien, sodass die bisherigen Aktionäre von 21st Century Fox künftig etwa ein Viertel des Disney-Konzerns halten sollen. Die Aktien von 21st Century Fox waren am Mittwoch mit 32,75 Dollar aus dem Handel gegangen.

Disney will es mit Netflix aufnehmen

Disney-Chef Robert Iger will mit der Übernahme Branchenkenner zufolge seinen Plan voranbringen, den Unterhaltungskonzern zu einem Streaming-Giganten zu machen, der es mit Größen wie Netflix aufnehmen kann. Disney soll nach den Vorstellungen des Managers selbst den Kontakt zu den Endverbrauchern herstellen und ihnen online eine breite Auswahl an Unterhaltung anbieten. Aber auch das Fernsehgeschäft solle durch den Zukauf wieder Impulse erhalten, nachdem die Zuschauer hier immer öfter weggeblieben und zu digitalen Angeboten gewechselt hatten.

Auch für Rupert Murdochs Medienkonzern wäre der Verkauf ein Einschnitt, war das Unternehmen bislang doch immer eher auf Expansionskurs. Verbleiben würden nur noch die Unternehmensteile von Fox, die laut den Informanten von den an Disney gehenden Bereichen abgespalten werden sollen.

Murdoch denkt angeblich auch darüber nach, Fox mit News Corp zu verschmelzen, der Muttergesellschaft des Wirtschaftsblatts "Wall Street Journal" und des Datenlieferanten "Dow Jones", zu der auch die Nachrichtenagentur Dow Jones (DJ) gehört. Der Murdoch-Familie gehören 39 Prozent der stimmberechtigten Aktien beider Unternehmen. Eine Fusion sei jedoch kurzfristig unwahrscheinlich, da sie sehr kompliziert wäre, unter anderem in Steuerfragen.

An 21st Century Fox waren dem Vernehmen nach neben Disney auch andere Unternehmen interessiert, darunter der Kabelkonzern Comcast. Dass sich der Medienkonzern aber für Disney entschieden habe, liege auch daran, dass eine solche Transaktion noch am ehesten von den Kartellbehörden genehmigt werden dürfte, hieß es aus einer Quelle. So hat das US-Justizministerium eine Klage gegen den Plan des Telekomkonzerns AT&T eingereicht, das Medienunternehmen Time Warner zu kaufen. Das deutet darauf hin, dass die Übernahme eines Inhalte-Produzenten wie 21st Century Fox durch einen Inhalte-Vertreiber wie Comcast auf starke wettbewerbsrechtliche Bedenken stoßen würde.

Sollte der Disney-Fox-Deal durchgehen, würde die Medienlandschaft in den USA nur noch von wenigen Größen dominiert: Comcast mit NBCUniversal, Disney-Fox und - falls sich der Telekomkonzern vor Gericht gegen die Regierung durchsetzt - AT&T mit Time Warner. Die kleineren Wettbewerber wie CBS, Viacom, Sony Pictures und Lions Gate müssten sehen, ob auch sie durch Übernahmen oder Fusionen auf eine ausreichende Größe kommen können.

Tech-Unternehmen greifen Medienkonzerne an

Medienkonzerne wie Disney oder Fox haben zunehmend die Sorge, dass der entscheidende Wettbewerb nicht von den anderen Medienkonglomeraten kommt, sondern von Technologieunternehmen. Netflix und Amazon haben inzwischen eine große Zahl an Kunden für ihre Streamingangebote, sie haben den direkten Kontakt zu den Kunden und sie produzieren auch Filme und Serien im großen Umfang selbst. Währenddessen fließen die meisten Werbeumsätze nicht mehr den Medienkonzernen, sondern Online-Giganten wie Facebook und Google zu.

Im August hatte Disney-Chef Iger dem direkten Kundenkontakt und eigenen Streamingangeboten oberste Priorität gegeben. Mit "ESPN Plus" will der Manager 2018 sein Kabelangebot an Sportsendern ergänzen, und ein Jahr später will Disney Unterhaltungsangebote wie Filme und TV-Shows online anbieten. Viele davon finden sich derzeit noch im Programm von Netflix, bis der Vertrag nächstes Jahr ausläuft.

Mit der Übernahme von 21st Century Fox gesteht Iger ein, dass er Hilfe benötigt, um den Vormarsch der digitalen Wettbewerber zu stoppen. Mit dem Zukauf erhält der Unterhaltungskonzern mehr Marktmacht und auch ein breiteres Angebot, was sein künftiges Streaming-Programm für Kunden attraktiver machen soll.

Quelle: ntv.de, Ben Fritz, Dana Mattioli und Joe Flint, DJ

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