Wirtschaft

Affen mit Diesel-Qualm begast? Diesel-Skandal holt Autobauer wieder ein

Abgas-Versuche an lebenden Affen: In den USA sehen sich deutsche Autobauer mit neuen Enthüllungen im Diesel-Skandal konfrontiert.

Abgas-Versuche an lebenden Affen: In den USA sehen sich deutsche Autobauer mit neuen Enthüllungen im Diesel-Skandal konfrontiert.

(Foto: picture alliance / Marcus Führer)

In den USA schlägt deutschen Autobauern plötzlich erneut eiskalter Wind entgegen: Eine fragwürdige "Forschungsvereinigung" soll im Dienst von VW, Daimler und BMW mehrere Versuchstiere den Abgasen eines Dieselmotors ausgesetzt haben.

Der Diesel-Skandal ist für die deutsche Automobilindustrie in den USA offenbar noch längst nicht überstanden: Neue Enthüllungen der "New York Times" bringen mehrere namhafte Hersteller aus Deutschland in Erklärungsnot.

Der Fall klingt zunächst wie ein schlechter Witz, dürfte aber in der US-Öffentlichkeit erneut hohe Wellen schlagen: Eine Lobby-Gruppe soll im Dienste deutscher Autobauer zehn Affen in einem Raum eingesperrt haben, um sie gezielt Schadstoffen aus dem Auspuff eines laufenden Dieselmotors auszusetzen. Damit wollten die Lobbyisten angeblich zeigen, wie unschädlich "saubere" Diesel seien, berichtet die US-Zeitung. Das Blatt beruft sich unter anderem auf Gerichtsunterlagen und Regierungsdokumente sowie auf Erklärungen des Leiters der Studie.

Diesen Angaben zufolge wurden die Tiere im Jahr 2014 vier Stunden lang in Räumen mit Auspuffgasen eines - mit manipulierter Abgastechnik ausgestatteten - VW "Beetle" eingesperrt. Das Ganze sei Teil einer Studie gewesen, die beweisen sollte, dass die Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat.

Angesetzt wurden die Versuche an lebenden Affen von der "Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT). Dabei handelt es sich nach Angaben der Zeitung um eine von Volkswagen, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative. Sie soll die Untersuchung bei einem Forschungslabor in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico in Auftrag gegeben haben. Federführend sei VW gewesen, heißt es.

Forschungsvereinigung ist inzwischen aufgelöst

Daimler und VW bestätigten auf Anfrage die Auftragsvergabe, wollten sich zu den Experimenten aber nicht konkreter äußern. "Daimler unterstützt und toleriert keine unethische Behandlung von Tieren und distanziert sich von der Studie", erklärte eine Sprecherin. BMW äußerte sich in einer Stellungnahme ähnlich: Der Konzern führe keine Tierversuche durch und habe an der Studie nicht mitgewirkt. "Details wie Ablauf oder Umfang können wir entsprechend nicht kommentieren".

VW teilte in einer ersten Stellungnahme mit, die Kritik an der Studie sehr ernst zu nehmen. Die "New York Times" stützt sich bei der Beschreibung der Experimente vor allem auf Zeugenaussagen des Studienleiters Jake McDonald vom Lovelace Respiratory Research Institute (LRRI), einem privatwirtschaftlichen Laborunternehmen. Ihm sei nicht klar gewesen, dass der VW "Beetle" eine Software zur Abgas-Manipulation an Bord hatte.

Details zur Studienanordnung stehen noch aus. Bei der ethischen Bewertung des Tierversuchs dürfte die etwaige Manipulation der Abgaswerte jedoch keine Rolle spielen - schließlich zielte die illegale Software lediglich darauf ab, den Schadstoffausstoß bei der Messung unter Laborbedingungen unterhalb die gesetzlichen Grenzwerte zu senken.

Die 2007 von BMW, Daimler, Volkswagen und Bosch gegründete EUGT wurde Mitte 2017 aufgelöst. Die abschließenden Ergebnisse der Studie hätten bis dahin nicht vorgelegen, womit das Projekt auch nicht abgeschlossen und veröffentlicht worden sei, heißt es von VW.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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