Wirtschaft

Intel, Microsoft, Cisco Die Tech-Titanen sind zurück

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(Foto: REUTERS)

Die Kursentwicklung der Tech-Giganten aus der New Economy-Ära knüpft an die alten Zeiten an. Microsoft knackt sogar eine historische Marke. Dennoch unterscheiden sich die Firmen gewaltig. Wer hat die besten Aussichten?

Viele US-Technologie-Unternehmen sind zwar im Tagesgeschäft erbitterte Gegner, im Kampf gegen das Einreiseverbot von Donald Trump gegen Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern stehen die Firmen aber zusammen: Zuletzt haben mehr als 120 Unternehmen in einem offenen Brief an Trump gegen den Einreisestopp protestiert. Zu den Unterzeichnern gehört das Who-is-Who der Tech-Industrie, von Apple und Microsoft über Facebook, Ebay und Google bis hin zu Intel und Twitter.

Nachdem einige der Tech-Aktien nach Trumps Wahlsieg zunächst deutlich unter Druck waren, weil sich etliche von ihnen während des Wahlkampfs sehr kritisch zu Trump geäußert hatten, haben viele der Aktien den zwischenzeitlichen Kursrückschlag längst wieder wettgemacht und sind auf dem Weg nach oben. Neben den heutigen Schwergewichten Apple, Amazon und Facebook sind zuletzt gerade die ehemaligen Titanen des Jahres 2000 wieder stark in den Fokus der Investoren gerückt. Damals waren Intel, Microsoft und Cisco die Raketen am Börsenhimmel. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang 2000 musste das Trio aber etliche schwere Jahre überstehen.

500-Milliarden-Grenze überwunden

Microsoft
Microsoft 404,27

Seit dem Börsentief am Gesamtmarkt im März 2009 haben die Papiere des Trios aber kräftig zugelegt. So war zuletzt die Microsoft-Aktie nach der Vorlage prächtiger Quartalszahlen auf ein Rekordhoch gesprungen, weshalb der Börsenwert zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 auf mehr als 500 Milliarden Dollar geklettert war. "Der Softwareriese erfreut sich vor allem stark steigender Nachfrage nach Cloud-Lösungen", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. So hat sich der Umsatz der Cloud-Plattform Azure im vergangenen Quartal beinahe verdoppelt. Laut Finanzchefin Amy Hood erntet Microsoft zusehends die Früchte der hohen Investitionen der vergangenen Jahre, weshalb sich die Profitabilität im Cloud-Geschäft im laufenden Fiskaljahr wegen der Größenvorteile verbessern soll. Hood will im Fiskaljahr 2017/18 im Cloud-Geschäft mit Unternehmen einen Umsatz von 20 Milliarden Dollar erzielen, gegenüber mehr als 14 Milliarden Dollar zuletzt. Damit will die Finanzchefin den Rückstand auf Amazon, den Branchenprimus im Cloud-Bereich, verringern.

Microsoft-Chef Satya Nadella hatte Anfang Dezember 2016 die größte Übernahme des Konzerns, den Kauf des Karriere-Netzwerks LinkedIn, abgeschlossen. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2014 baut er den Softwareriesen verstärkt in Richtung Cloud-Computing und mobile Applikationen um, um die Abhängigkeit vom schwächelnden PC-Markt zu verringern. Nadella und viele seiner Kollegen warten darauf, dass Trump die versprochenen, massiven Steuersenkungen für Unternehmen auf den Weg bringt. So befinden sich 116,3 Milliarden Dollar des Cash-Bergs von Microsoft von 122,8 Milliarden Dollar im Ausland. Sollte Trump sehr niedrige Steuern auf die Repatriierung von Gewinnen einführen, könnte eine Menge Geld aus dem Ausland in die USA zurückfließen.

Cloud-Computing lastet auf Intel

Intel
Intel 32,48

Die Aktien von Intel und Cisco sind zwar noch weit entfernt von den Höchstständen des Jahres 2000, und das ist nicht der einzige Unterschied zu Microsoft, die sich am stärksten verändert haben. Zwar notieren die Papiere in der Nähe der Mehrjahreshochs, was bei Intel einem Börsenwert von rund 170 Milliarden Dollar entspricht, gegenüber knapp 160 Milliarden Dollar von Cisco. Aber im Gegensatz zum Geschäft von Microsoft dämpft der verstärkte Umstieg der Unternehmen und Behörden aufs Cloud-Computing die Nachfrage nach Halbleitern von Intel, weshalb das Geschäft mit Chips für Server nicht mehr so schnell wächst wie früher.

Vorstandschef Brian Krzanich gab sich dennoch zuversichtlich, dass das Wachstum im Geschäft mit Server-Chips irgendwann wieder in den prozentual zweistelligen Bereich gehen werde. Er versucht die Abhängigkeit vom PC-Geschäft zu verringern und verstärkt in die Bereiche Autos und Smartphones vorzudringen. Für das Jahr 2017 hat er allerdings nur stabile Umsätze prognostiziert. Dennoch will der Konzern die Investitionen um rund zwei auf zwölf Milliarden Dollar steigern, nicht zuletzt um die Produktion von Speicherchips zu steigern.

Cisco im Wandel

Cisco Systems
Cisco Systems 44,20

Für den ehemaligen Titanen Cisco bedeutet der verstärkte Umstieg der Unternehmen auf Cloud-Computing ebenfalls Gegenwind. Vorstandschef Chuck Robbins hat daher für das abgelaufene Geschäftsquartal einen Umsatzrückgang von bis zu vier Prozent in Aussicht gestellt. Er begründete das vor allem mit der schwachen Nachfrage aus der Telekomindustrie. Etliche Unternehmen würden ihre Investitionen auf die mobilen Netzwerke fokussieren und weniger auf Cisco-Produkte für ihre Rechenzentren.

Im Gegensatz zu früher erwarten viele Investoren aber nicht mehr ein kräftiges Umsatzwachstum von Cisco, sondern vielmehr, dass der Konzern die sehr hohe Profitabilität nutzen wird, um Geld an die Aktionäre auszukehren. Beflügelt wird die Aktie zudem von der Steuersenkungsphantasie, hat Cisco doch mehr als 50 Milliarden Dollar im Ausland. Bei einer Repatriierung des Geldes könnte Cisco die Dividende oder das Aktienrückkaufprogramm aufstocken.

Nach dem Aufwärtstrend der vergangenen Jahre bringt das Trio Intel, Microsoft und Cisco einen Börsenwert von insgesamt 820 Milliarden Dollar auf die Waage. Gleichzeitig überzeugen die Unternehmen mit einer operativen Gewinnmarge von jeweils rund 30 Prozent. Ob und wie sehr der Aufwärtstrend allerdings weitergeht, wird nicht zuletzt von den Maßnahmen Donald Trumps abhängen.

Quelle: ntv.de

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