Wirtschaft

Teslas kostspielige Visionen Die Milliarden-Wetten eines Pioniers

Die Tesla-Limousine Model 3 soll ein Solardach erhalten. Die Investoren haben allen Grund, sich für jedes Detail zu interessieren.

Die Tesla-Limousine Model 3 soll ein Solardach erhalten. Die Investoren haben allen Grund, sich für jedes Detail zu interessieren.

(Foto: REUTERS)

Tesla-Chef Musk hat ambitionierte und kostspielige Ziele. Geld ist jedoch auch bei Tesla endlich. Ob die Aktie weiter zulegt, hängt davon ab, wie schnell der Elektroautobauer die Herausforderungen meistert.

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Nach der imposanten Rally von rund 50 Prozent seit Anfang Dezember musste die Tesla-Aktie zuletzt Rückschläge hinnehmen. Verantwortlich dafür waren die kürzlich präsentierten Unternehmenszahlen. Zwar lagen die 2016er-Zahlen dank der neuen Tochter SolarCity etwas über den Erwartungen der Analysten. Die Ergebnisse des Autogeschäfts von Tesla sahen hingegen nicht besonders prickelnd aus. So lag die Autoproduktion im vierten Quartal mit insgesamt 24.882 Fahrzeugen der Typen Model S und Model X um ein Prozent unter dem Niveau des Vorquartals, während bei den Auslieferungen mit 22.252 Fahrzeugen sogar ein Rückgang um zehn Prozent zu Buche stand.

Bei Goldman Sachs kam das Zahlenwerk nicht gut an. Die Experten stuften die Papiere von "neutral" auf "verkaufen" und reduzierten das Kursziel auf 185 Dollar. Ausgehend vom aktuellen Niveau entspricht dies einem Rückschlagpotenzial von 28 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs.

Tesla-Chef Elon Musk gab sich hingegen gewohnt optimistisch: So sollen im ersten Halbjahr dieses Jahres 47.000 bis 50.000 Fahrzeuge ausgeliefert werden, was einem Anstieg zwischen 61 bis 71 Prozent entsprechend würde. Allerdings gab der Firmenlenker diesmal keine Absatzprognose für das Gesamtjahr, nachdem Musk für 2016 ursprünglich 80.000 bis 90.000 Fahrzeuge in Aussicht gestellt hatte.

Mit rund 75.000 blieb der Konzern deutlich hinter dieser Prognose zurück. Musk gab sich dennoch einmal mehr zuversichtlich, dass die Produktion der neuen Limousine Model 3 wie geplant zur Jahresmitte beginnen werde. Im vierten Quartal sollen mehr als 5000 Fahrzeuge pro Woche vom Band rollen. Das entspräche einer Jahresrate von mehr als 250.000 Fahrzeugen des Model 3. Viele Analysten bezweifeln allerdings, dass der Firmenlenker seine Ziele auch nur annähernd erreichen wird.

Milliardenschwere Investitionen

Der massive Ausbau der Kapazitäten wird viel Geld kosten. Musk peilt Investitionen von zwei bis 2,5 Milliarden Dollar für das erste Halbjahr 2017 an. Nicht nur für den Aufbau der Produktion des Model 3 wird Tesla tief in die Tasche greifen, auch die neue Gigafactory in Reno (Bundesstaat Nevada) wird ein kostspieliges Projekt. Dort arbeiten bereits mehr als 2900 Mitarbeiter. Bis zum Jahresende könnte die Zahl auch wegen der Partnerschaft mit Panasonic auf mehr als 4000 steigen. Damit ist Tesla beim Mitarbeiteraufbau zwei Jahre vor dem bisherigen Zeitplan.

Bis 2018 soll die Gigafactory, die erst zu einem Drittel fertiggestellt ist, die weltweite Produktion an Lithium-Ionen-Batterien verdoppeln. Angesichts dieser Perspektiven dürfte Tesla in den nächsten Quartalen noch mehr Cash verbrennen als zuletzt ohnehin schon. Zur Einordnung: Im vierten Quartal lag der Cash-Verbrauch mit einer Milliarde Dollar auf Rekordniveau. Davon entfielen 448 Millionen Dollar auf das operative Geschäft, während 522 Millionen Dollar in Investitionen flossen. Der Firmenchef erhöhte daher die Kreditlinien bei Banken um 500 Millionen Dollar auf 1,8 Milliarden Dollar. Davon waren zuletzt 1,36 Milliarden Dollar ausgeschöpft.

Vor dem Hintergrund könnte Musk schon sehr bald einmal mehr eine kräftige Kapitalerhöhung durchziehen. "Wie nahe sollen wir an die Kante rangehen? Laut unserem Finanzplan muss das Kapital wegen des Model 3 nicht erhöht werden, aber wir kommen sehr nahe an die Kante ran", sagte Musk. "Das ist wahrscheinlich nicht das Beste für die Aktionäre, es macht wahrscheinlich Sinn, frisches Kapital aufzunehmen, um die Risiken zu reduzieren", sagte er.

Kapitalerhöhung ist sicher

Wegen Musks blumiger Worte spekulieren Analysten längst nicht mehr, ob es eine Kapitalerhöhung geben wird, sondern nur noch, wie hoch sie ausfallen könnte. Die Schätzungen liegen bei 2,5 bis 3,0 Milliarden Dollar. Damit müssten die Investoren einmal mehr Musks hochfliegende Ambitionen bezahlen, nachdem er bereits im Mai 2016 1,5 Milliarden Dollar per Kapitalerhöhung eingesammelt hatte.

Nach den Berechnungen der Analysten von Morgen Stanley wird Tesla zwischen 2014 und inklusive des ersten Halbjahres 2017 insgesamt rund zehn Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung sowie Investitionen aufgewendet haben. Obwohl die Aktie nach der Vorlage der 2016er-Ergebnisse und dem Ausblick deutlich korrigierte, sollte Musk allerdings keinerlei Schwierigkeiten haben, erneut eine Kapitalerhöhung zu platzieren. Immerhin zeigt der Börsenwert von 33,8 Milliarden Dollar, wie euphorisch die Investoren weiterhin sind.

Bleibt die Frage, ob sich die Korrektur bei der Tesla-Aktie ausweiten wird. Ein Blick auf den Börsenwert zeigt, wie extrem hoch das Unternehmen bewertet ist. Den Schätzungen der Analysten zufolge dürfte der Verlust im Jahr 2017 bei mehr als 500 Millionen Dollar liegen und könnte 2018 auf rund 300 Millionen sinken. Gleichzeitig wird der Konzern weiterhin sehr viel Cash verbrennen.

Die meisten Investoren lassen sich von derartigen Aussichten bislang allerdings kaum beeindrucken, obwohl die Zahl der leerverkauften Aktien zuletzt mit 34,35 Millionen auf einem sehr hohen Niveau lag. Das sind 28 Prozent der umlaufenden Aktien. Bei leerverkauften Aktien veräußern Investoren, sogenannte Short Seller, die geliehenen Papiere in der Erwartung, sie später günstiger zurückkaufen zu können und so einen Gewinn zu erzielen. Gerade von den Short Sellern dürfte es daher abhängen, ob sich die Korrektur bei der Aktie ausweitet.

Quelle: ntv.de

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