Wirtschaft

Keine Inflation in Sicht Die Gold-Rally geht zu Ende

Der Goldpreis sinkt. Das bekommt auch dieser Händler im jordanischen Amman zu spüren.

Der Goldpreis sinkt. Das bekommt auch dieser Händler im jordanischen Amman zu spüren.

(Foto: REUTERS)

Wer in Gold investiert ist, hat derzeit wenig Grund zur Freude. Händler gehen davon aus, dass sich daran im kommenden Jahr nicht viel ändert. Im Gegenteil. Die meisten von ihnen erwarten, dass der Preis weiter sinkt. Und zwar kräftig.

Gold hat mächtig an Glanz verloren: Erstmals seit Beginn des Jahrtausends wird der Goldpreis ein Jahr mit Verlusten abschließen. In den vergangenen zwölf Monaten verlor das Edelmetall etwa 27 Prozent an Wert. Finanzstarke Anleger, die ihr Vermögen gegen Inflation absichern wollten, haben dem Goldmarkt mittlerweile den Rücken gekehrt. Für viele Experten ist klar: 2014 wird der Goldpreis weiter fallen.

Gold, Feinunze
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Der Hauptgrund für die pessimistische Prognosen: Trotz der lockeren Geldpolitik führender Notenbanken gibt es derzeit keine Anzeichen für eine starke Inflation. Die US-Notenbank läutete wegen der kräftigen Konjunktur zuletzt sogar den Ausstieg aus der Billiggeldflut ein. Fachleute sind sich einig, dass die Teuerung für längere Zeit niedrig bleiben wird. David Kohl, Chefvolkswirt Deutschland der Schweizer Privatbank Julius Bär, bringt es auf den Punkt: "Inflation ist derzeit kein Thema."

"Niemand will Gold kaufen"

Im Zuge der Finanzkrise 2008 und dem darauf folgenden aggressiven Kurs der Federal Reserve hatten viele Investoren Gold als eine Form der Absicherung entdeckt. Vielfach wurde behauptet, dass die unkonventionellen Stimulierungsmaßnahmen der US-Notenbank Inflation und einen schwachen Dollar nach sich ziehen würden. Damit würden die positiven Folgen dieser Geldpolitik neutralisiert, so deren Vermutung. Es kam anders. Die Teuerung blieb im Zaum, der Glanz des Goldes verblasste.

Der traditionelle Status als sicherer Hafen in Zeiten finanzieller und wirtschaftlicher Turbulenzen verfiel. Denn die Eurozone zeigte sich relativ stabil und der Streit um den Haushalt in Washington kühlte ab. Hinzu kamen noch die starken Gewinne am Aktienmarkt im laufenden Jahr. Das hat das Investment in Gold zusätzlich unterminiert, zumal das Edelmetall keine Rendite abwirft und in vielen Fällen sogar Geld für die Lagerung verschlingt. "Zum jetzigen Zeitpunkt will niemand Gold kaufen", sagt Adam Klopfenstein, Marktstratege bei Archer Financial Services. Er rechnet damit, dass der Goldpreis im kommenden Jahr unter 1000 Dollar fällt.

"In Gold investierte Anleger können angesichts der aktuellen Lage verzweifeln", so Rohstoffexperte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg. Konjunkturdaten, die auch nur entfernt auf eine Verringerung der Geldflut durch die US-Notenbank hindeuteten, hätten zuletzt immer wieder zu Preisrückgängen beim Gold geführt. Umgekehrt machten sich Nachrichten, die für eine Fortsetzung der Geldschwemme sprechen, kaum beim Preis bemerkbar. Einen Grund hierfür sieht Schallenberger bei großen institutionelle Investoren, die wegen des Abwärtstrends beim Goldpreis kein Interesse an dem Edelmetall haben. "Die Malaise der Anleger dürfte deshalb weitergehen", sagt Schallenberger mit Blick auf das Jahr 2014.

Soros und Paulson verkaufen Gold

Mitentscheidend für die Talfahrt beim Gold sind aber auch negative Prognosen einflussreicher Experten, allen voran die Einschätzung der weltweit führenden Investmentbank Goldman Sachs. Demnach soll der Goldpreis bis Ende 2014 auf 1050 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) zurückfallen. Aktuell liegt der Preis bei rund 1200 Dollar. Auch Starinvestoren kehrten in den vergangenen zwölf Monaten dem Goldmarkt den Rücken. Verkäufe der Milliardäre George Soros und John Paulson sorgten für Schlagzeilen und trugen mit zur Talfahrt des Goldpreises bei. Ein Grund für den Rückzug vermögender Anleger ist die Tatsache, dass die Zinsen für vergleichsweise sichere Staatsanleihen seit dem Sommer wieder steigen.

Doch trotz des heftigen Gegenwinds gibt es auch optimistische Prognosen zur Preisentwicklung. So erwartet beispielsweise Eugen Weinberg von der Commerzbank im kommenden Jahr eine moderate Erholung des Goldpreises. Als Grund nennt er eine robuste Goldnachfrage aus Asien. Triebfeder sei vor allem China, mit seiner wachsenden Mittelschicht und dem Mangel an alternativen Anlagemöglichkeiten.

Das auf vermögende Kunden spezialisierte Bankhaus Julius Bär hat dagegen erhebliche Zweifel an der Nachfrage aus China. "Die Lovestory der Chinesen zum Gold lässt nach", so Julius Bär-Chefstratege Christian Gattiker. Die Einstellung kaufkräftiger Chinesen zu dem Edelmetall habe sich offenbar verändert. Nach Einschätzung des Anlagefachmanns ist mit einem deutlichen Rückgang der Nachfrage in China zu rechnen. Daher warnt auch die Schweizer Privatbank vor einem weiteren Abrutschen des Goldpreises.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/DJ

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